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Neues Rätsel Racing-Raritäten: Der Schein trügt

Von Mathias Brunner
​Unser neues Rätsel «Racing-Raritäten» beweist wieder einmal: Genau hingucken lohnt sich. Finden Sie heraus, wer hier im Rennwagen sitzt sowie wo und wann das Bild entstanden ist.

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Ein absoluter Hingucker, unser gesuchtes Auto des letzten Rätsels – der Porsche 917 Langheck, der unter dem Franzosen Gérard Larrousse und dem Deutschen Willi Kauhsen am Le-Mans-Gesamtsieg 1970 vorbeischrammte – die französisch-deutsche Seilschaft wurde Zweite hinter Hans Herrmann und Richard Attwood im Kurzheck-917er, es war der erste Gesamtsieg für Porsche in Le Mans. Seither sind 18 weitere Triumphe in der Sarthe hinzugekommen, der letzte davon am vergangenen Sonntag mit dem Porsche 919 Hybrid von Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley.

1970 war der Langheck-Siebzehner nicht nur das schnellste Auto im Feld (knapp unter der 400-km/h-Marke), das Auto von Larrousse/Kauhsen war auch eines der auffälligsten: Das von Martini International Racing eingesetzte Auto wurde von der Presse bald «Hippie Car» oder «Psychedelic Porsche» genannt – aufgrund der unverwechselbaren Lackierung von Porsche-Designer Anatole Lapine.

Die Weichen zum Engagement von Martini und zur grandiosen Lackierung stellte Hans-Dieter Dechent, der im September 2014 im Alter von 74 Jahren verstorben ist. Dechent war es, der 1968 auf Anraten des deutschen PR-Managers Paul Goppert den Apéritiv-Hersteller Martini in den Motorsport brachte, sein Rennstall Martini Racing Team gewann 1971 mit dem Porsche die 12 Stunden von Sebring mit Vic Elford/Gérard Larrousse und die 24 Stunden von Le Mans mit Dr. Helmut Marko und Gijs van Lennep.

Dechent war selbst erfolgreicher Rennfahrer in verschiedenen GT-Modellen wie von Alfa, Abarth und Porsche gewesen. Als Porsche den 917 auf den Markt brachte, hängte Dechent den Helm an den Nagel und konzentrierte sich auf seine Rolle als Teamchef. Er liess sich sein nicht unbeträchtliches Erbe auszahlen – die Familie war seinerzeit der grösste Opel-Händler im Saarland und machte damit Motorsport.

Als er bei Porsche eigentlich nur einen weiteren 908er bestellen wollte, bot ihm Ferdinand Piech für die 24h von Le Mans 1970 einen Porsche 917 Langheck an. Dechent griff zu und machte seinen 917er zu einem der legendärsten Fahrzeuge in Le Mans. Von Anatole Lapine liess er den Porsche in einem psychedelischen Farbmuster in Lila und matt fluoreszierendem Grün lackieren, diese Lackierung erhielt sofort Kult-Status. Dechent: «Das Auto kam weiss in Le Mans an, wir haben es dann mit 1500 Spraydosen vor Ort zwischen den Trainings lackiert.» Der spätere VW-Vorstandschef Piech war von der psychedelischen Farbgebung wenig angetan: Er hatte sich ein Auto in Weiss vorgestellt.

1971 übernahm er von Louise Piech das gesamte Material von Porsche Salzburg, gewann für Porsche mit dem 917 Le Mans und Sebring. Noch vor Ablauf der Saison 1971 sperrte Dechent das Martini Racing Team zu. Martini wanderte zu Porsche ab und Dechent wandte sich anderen Tätigkeiten zu.

Zurück zum Hippie Car: Der 917/043 fand sein Ende bei Testfahrten im Herbst des gleichen Jahres auf dem Hockenheimring. Aus dessen Resten wurde Chassis 044 aufgebaut. Deshalb kommt es bei einigen Publikationen bei der Chassis-Nummer zu Irritationen, in den offiziellen Porsche-Quellen lief er weiter als 043, es ist aber das 044er Chassis. Der 917/044 war der Wagen von Jackie Oliver/Pedro Rodríguez im Jahr 1971 und steht heute in 1970er Hippie-Lackierung im Museum der Simone-Foundation in Philadelphia.

Gérard Larrousse (heute 77 Jahre alt) war in den 60er Jahren einer der vielversprechendsten Einsitzer-Fahrer Frankreichs, seine grössten Erfolge aber feierte er im Sportwagen. Nach Siegen mit Porsche in Sebring und auf dem Nürburgring erreichte der Franzose 1973 und 1974 das grosse Ziel des Gesamtsiegs in Le Mans – zusammen mit Henri Pescarolo auf einen Matra.

1975 gründete Larrousse ein Formel-2-Team von Renault (EM-Titel mit Jean-Pierre Jabouille), dann wurde er Rennleiter von Renault. Unter seiner Leitung eroberte Renault den Triumph in Le Mans (1978), inzwischen war Renault auch in die Formel 1 eingestiegen. Der WM-Titel mit Alain Prost entging Larrousse, Prost hat ihn jahrelang dafür verantwortlich gemacht.

Gérard Larrousse gründete nach einem Jahr bei Ligier zusammen mit Didier Calmels einen GP-Rennstall (daher erhielten die Formel-1-Autos auch die Kennung LC, für Larrousse und Calmels). Am besten lief es 1990, mit Triebwerken von Lamborghini – Rang 3 für Aguri Suzuki in Japan, sechster Platz in der Markenwertung. 1995 waren die Finanzen am Ende, das GP-Team wurde aufgelöst.

Willibert «Willi» Kauhsen (heute 78) aus Aachen war als Rennfahrer so respektiert wie als Teambesitzer. Im Touren- und später im Sportwagen musste er sich auf den schwierigsten Rennstrecken der Welt vor niemandem verstecken, Porsche holte ihn regelmässig zu Testfahrten ins Werk, um die Werksrenner auf Vordermann zu bringen.

Ab 1972 startete er mit seinem eigenen Team und war in der Interserie (gewissermassen die europäische CanAm) sehr erfolgreich. 1975 repräsentierte er Alfa Romeo in der Sportwagen-WM mit dem tollen Tipo 33TT12 und dominierte die WM.

1976 und 1977 setzte Kauhsen Autos in der Formel-2-EM ein, mit Renault-Chassis, die er (wie passend zu unserer Porsche-Geschichte) von Larrousse übernommen hatte: Rang 5 von Ingo Hoffmann in Thruxton 1976 blieb das beste Ergebnis. Die Autos konnten nie in einer Art und Weise weiterentwickelt werden, dank der Kauhsen konkurrenzfähig geblieben wäre.

Der Ausflug in die Formel 1 im Jahre 1979 war ein Fiasko: Das Team kam mit der Flügelautotechnik nicht klar und wurde von den beschränkten Finanzen behindert. Als das Geld alle war, übernahm der Italiener Arturo Merzario das komplette Material.

Dieses Mal geben wir als Tipp nur dies hier mit: Der Schein trügt.

Wer ist es?

Wo und wann ist das Bild entstanden?

Wir wünschen viel Spass beim Rätseln!

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