Toto Wolff (Mercedes) über Halo, Ferrari und Kubica
Was sagst du zur Einführung des Kopfschutzes Halo?
Ich fürchte, die FIA hatte gar keine andere Wahl, als den Halo zu bringen. Die FIA will die Sicherheit erhöhen, die Daten besagen, dass der Halo das tut. Vor allem aber sind alle anderen Systeme, die erwogen worden sind, in der Entwicklung nicht so weit wie der Halo. Ich mag nicht, wie der Halo aussieht. Aber die Entscheidung ist nun mal gefallen, und nun müssen wir schauen, wie wir das Beste daraus machen.
Wie würdest du die Leistung des Teams einstufen?
Alles in allem gut. Wir hatten keinen einfachen Start, mit Wintertests, die nicht so verliefen, wie wir das gerne gehabt hätten. Wir hatten dann Schwierigkeiten, die richtige Abstimmung für den neuen Silberpfeil zu finden. Aber langsam, langsam haben wir uns zurück an die Spitze gearbeitet. In Monaco haben wir geschwächelt, aber dieses Ergebnis zwang uns dazu, die Arbeit mit den Reifen und dem Set-up zu verschärfen. Und davon haben wir profitiert.
Ist es mental wichtig, zur Saisonmitte in der Markenwertung zu führen?
Für mich spielt es keine Rolle, wo wir zur Saisonmitte stehen. Klar ist es schön, in der Markenwertung einen hübschen Vorsprung zu haben. Aber gleichzeitig liegen wir in der Fahrerwertung noch immer zurück.
Wir nehmen derzeit ein Rennen ums andere. Wir haben einige starke Grands Prix hinter uns, aber der Hungaroring ist wieder etwas ganz Anderes. Es wird wohl sehr heiss, und ich bin selber gespannt darauf zu sehen, wie wir dort abschneiden.
Wie entscheidest du, wann und wie viele Ressourcen für das 2018er Auto eingesetzt werden?
Wenn das Reglement stabil ist, so wie von 2017 auf 2018, dann kannst du das etwas hinauszögern. Aber nicht um viel. Wir wägen ab: Wo stehen wir in der WM? Wie muss das 2018er Auto aussehen? Brauchen wir radikale Änderungen? Falls ja, dann musst du früh anfangen. Klar ist die Arbeit längst eingeleitet, aber wir entwickeln auch sehr intensiv den diesjährigen Wagen.
Wer oder was hat dich in dieser Saison überrascht?
Ferrari. Es war eindrucksvoll zu sehen, wie stark sie in diese Saison gegangen sind. Ich war auch überrascht, dass es nicht ein WM-Dreikampf mit uns, Ferrari und Red Bull Racing geworden ist. Ich freue mich über die Konkurrenzfähigkeit von Force India mit einem tollen Duell jener beiden Fahrer.
Was sagst du zu einer Formel-1-Rückkehr von Robert Kubica?
Ich kenne ihn seit 2002. Da fällt mir eine lustige Geschichte ein. Ich habe mit Aldo Costa an der Mille Miglia teilgenommen, und vor einer der Sonderprüfungen standen viele Leute um uns herum, die meisten davon wollten ein Selfie mit mir oder Aldo schiessen. Ich hörte einen Fan: «Selfie, Selfie!» Ich schaute hoch – und vor mir stand Robert Kubica! Wir haben uns dann in einem Café zusammengesetzt. Er sieht fit aus und hat einen Weg gefunden, trotz seiner schweren Verletzungen wieder Formel 1 zu fahren. Ich würde mich über eine Rückkehr irrsinnig freuen, denn jedem ist klar, welch grosses Talent er ist, und er hatte nie die Möglichkeiten, sein Potenzial voll zu entfalten.
Wie vergleichst du Rosberg mit Bottas?
Das sind komplett verschiedene Persönlichkeiten. Die Leute sagen, für Nico war es einfach, in die Formel 1 zu kommen. Aber ich sehe das anders. Er hat sein Lebensziel erreicht, Formel-1-Weltmeister zu werden. Und ich habe grossen Respekt vor seiner Entscheidung, zu diesem Zeitpunkt aufzuhören. Bottas ist überaus geerdet, Politik interessiert ihn nicht, er ist direkt und offen. Ich war nicht überrascht davon, wie gut er sich angepasst hat. Er ist ein ganz harter Arbeiter.
Wird Bottas eingebremst, um Lewis einen Titelgewinn zu sichern?
So lange beide eine Titelchance haben – nein! Wenn wir jedoch in eine Position kommen, an dem der eine die Möglichkeit hat, Weltmeister zu werden, der andere aber nicht mehr, dann ändert sich das. Und ich rede jetzt nicht von einer Situation wie: Der eine muss alle ausstehenden Rennen gewinnen, und weder Vettel noch Hamilton dürfen ins Ziel kommen. Derzeit will ich beide frei fahren sehen.