Tests: Kubica nimmt letzte Hürde, Auer feiert Debüt
Die wohl beste Nachricht des Tages hatte nicht direkt mit dem Auftakt der zweitägigen Testfahrten in Ungarn auf dem Hungaroriong zu tun. Denn Robert Kubica wird erst am Mittwoch in den aktuellen Renault steigen.
Aber: Eine weitere Hürde auf dem Weg zu seiner Rückkehr übersprang der Pole bereits am Montag. Da bestand er den von der FIA vorgeschriebenen Ausstiegstest. Dabei muss er das Cockpit innerhalb von fünf Sekunden in kompletter Montur aus eigener Kraft verlassen. «Ich will Spaß und mache mir keinen Stress. Mal sehen, wie dieser dritte Test im aktuellen Renault verläuft», sagte Kubica dem Blick.
Am ersten Testtag kamen einige Talente zum Zug. Santino Ferrucci (Haas), Gustav Malja (Sauber) und Charles Leclerc (Ferrari) leisten sich dabei auch den einen oder anderen Dreher. Dazu gab es auch die eine oder andere Rote Flagge, ausgelöst zum Beispiel durch Toro-Rosso-Nachwuchsmann Sean Gelael oder McLaren-Honda-Pilot Stoffel Vandoorne.
Die Bestzeit setzte Ferrari-Nachwuchsmann Leclerc. Der Monegasse drehte 98 Runden und brauchte 1:17,746 Minuten für seine schnellste Runde.
Er ist begeistert von seinem Dienstauto, an dem er unter anderem einen Diffusor testen durfte. Und er will mehr. «Ich liebe es, das Auto zu fahren. Es passt sehr gut zu mir und ich mag es wirklich sehr», sagte er formula1.com. Gleichzeitig deutete er an, dass er bereit für größere Aufgaben ist. «Ich habe alle wichtigen Schritte in den Juniorkategorien gemacht, daher fühle ich mich jetzt bereit. Ich denke nicht, dass weitere Schritte notwendig wären, bevor ich in die Formel 1 einsteige», so Leclerc, der Vandoorne in praktisch letzter Sekunde die Bestzeit abjagte. Der Belgier musste am Mittag seinen Boliden außerplanmäßig abstellen, kam aber trotzdem auf 72 Runde.
Sein Debüt feierte DTM-Pilot Lucas Auer im Force India. Der Österreicher löste am Nachmittag den Russen Nikita Mazepin ab und drehte 54 Runden. Dabei kam er nach anfänglicher Zurückhaltung immer besser in Fahrt. Er fuhr in 1:20,563 Minuten seine persönlich schnellste Runde und reihte sich unter den zwölf Fahrern auf Rang neun ein, er war unter dem Strich aber etwas mehr als eine halbe Sekunde langsamer als Mazepin.
«Die ersten zwei Runs waren die schwierigsten. Als mir klar wurde, dass ich hin und wieder auch atmen muss, ist es gleich viel lockerer gegangen», scherzte er bei APA: «Ich habe trotzdem praktisch keinen Fehler gemacht, und es war auch nicht mein Plan, etwas kaputt zu machen. Bei einem Test geht es natürlich in erster Linie darum, viele Informationen für das Team zu sammeln. Aber ich bin vom persönlichen Limit noch sehr weit weg. Da geht noch viel, speziell im Highspeed-Bereich.»
Rundenkönig war Valtteri Bottas, der im Mercedes allerdings Reifentests für Pirelli absolvierte und dabei 155 Runden abspulte. Youngster George Russell saß im zweiten Silberpfeil und kam auf 199 Runden, in 1:19,231 Minuten schaffte er die viertbeste Zeit des Tages hinter Bottas.
«Der heutige Tag war unglaublich. Ich habe dem schon sehr lange entgegengefiebert. Jeder Nachwuchsfahrer träumt davon, ein Formel 1-Auto zu fahren. Sobald ich auf der Strecke war, erkannte ich auf Anhieb, wie viel Grip und Abtrieb dieses Auto besitzt – es ist fantastisch. Vor 48 Stunden bin ich auf der gleichen Strecke noch mit einem GP3-Auto herumgefahren. Aber heute war es komplett anders. Zum Glück habe ich viel Simulatorarbeit für Mercedes absolviert. Dadurch wusste ich, was mich erwartet», sagte Russell.
Ebenfalls über 100 Runden schafften Ferrucci im Haas, Malja im Sauber und Lance Stroll im Williams. Der Kanadier hatte zum Auftakt den erkrankten Felipe Massa ersetzt. Williams hatte für die Testfahrten angekündigt, signifikante Änderungen auszuprobieren. Das ist nach der Nullnummer vom vergangenen Wochenende auch dringend nötig, Force India ist in der Konstrukteurswertung bereits davongezogen.
Probleme gab es hingegen bei Red Bull Racing. Max Verstappen war fast den kompletten Vormittag aufgrund von Motorproblemen zum Zuschauen verdammt, er kam am Ende nur auf 58 Runden.
Das Ergebnis vom Dienstag:
1. Charles Leclerc Ferrari 1:17.746 98 Runden
2. Stoffel Vandoorne McLaren 1:17.834 72 Runden
3. Valtteri Bottas Mercedes 1:18.732 155 Runden
4. George Russell Mercedes 1:19.231 119 Runden
5. Lance Stroll Williams 1:19.866 138 Runden
6. Nikita Mazepin Force India 1:19.910 52 Runden
7. Nicolas Latifi Renault 1:20.302 54 Runden
8. Sean Gelael Toro Rosso 1:20.341 101 Runden
9. Lucas Auer Force India 1:20.563 54 Runden
10. Santino Ferrucci Haas 1:21.185 102 Runden
11. Max Verstappen Red Bull Racing 1:21.228 58 Runden
12. Gustav Malja Sauber 1:21.503 108 Runden
Ungarn-Test: Die Aufstellung am Mittwoch
Mercedes: George Russell
Ferrari: Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen
Red Bull Racing: Pierre Gasly
Force India: Lucas Auer und Nikita Mazepin (je einen halben Tag)
Williams: Luca Ghiotto
Toro Rosso: Daniil Kvyat und Carlos Sainz (je einen halben Tag)
Haas: Santino Ferrucci
Renault: Robert Kubica
Sauber: Nobuharu Matsushita
McLaren-Honda: Lando Norris
Restliche Testfahrten 2017
Tests innerhalb und nach der Saison
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi
Testfahrten Pirelli
1./2. August: Mercedes auf dem Hungaroring
3./4. August: Ferrari in Barcelona
7./8. September: Mercedes in Le Castellet
31. Oktober/1. November: Sauber und Force India in Mexiko
14./15. November: McLaren-Honda in Interlagos