Toto Wolff: Doch sauer über Mercedes-Tausch?
Toto Wolff
Mercedes und Lewis Hamilton wurden am Sonntag nach dem Ungarn-GP für ihren Sportsgeist gefeiert. Der Brite hatte für einen Angriff auf die beiden Ferrari von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen seinen Teamkollegen Valtteri Bottas überholen dürfen. Der Deal: Hamilton lässt den Finnen wieder zurücküberholen, wenn der Angriff keinen Erfolg hat.
Hamilton hielt sich an die Absprache, was angesichts eines Vorsprungs von fast zehn Sekunden auf Bottas nicht ganz so einfach war. Erst in der letzten Kurve kam Bottas vorbei.
«Das ganze Team hat viel Sportsgeist bewiesen, auch Valtteri, der Lewis im Rennen vorgelassen hat. Es war aber sicher schwierig für das Team und auch sehr schwierig für Lewis, das Wort dann auch zu halten», gestand der Wiener unumwunden
Er betonte aber auch: «Es wäre naiv zu sagen, dass wir die Entscheidung nicht bereuen würden, wenn uns am Ende diese drei Punkte den Titel kosten. Aber diese Werte haben uns sechs WM-Titel eingebracht und werden uns auch in Zukunft viele Erfolge bescheren. Es ist uns durchaus bewusst, dass uns diese Haltung die WM kosten könnte. Aber wir stehen zu unserem Wort, und wenn die Konsequenz ist, dass wir den Titel verlieren, dann werden wir das hinnehmen. Langfristig gewinnen wir mit dieser Attitüde mehr Rennen und Titel.»
TV-Bilder, die später auftauchten, sorgten allerdings für Spekulationen. Die Bilder zeigen Wolff, wie er nach der Zieldurchfahrt in die Hände klatscht und anschließend zunächst auf den Tisch und dann auf den Stuhl schlägt.
War der Österreicher in Wirklichkeit doch sauer, dass seine beiden Piloten getauscht hatten und Hamilton als erster Verfolger von Vettel drei Punkte einbüßte? Genau das wurde teilweise gemutmaßt.
«Nein, es war einfach nur der Abfall der Spannung, als sie die Ziellinie überfahren haben - und Freude darüber, dass die Jungs den Tausch wirklich durchgezogen haben», wird ein Mercedes-Sprecher bei Auto Bild Motorsport zitiert.
Im TV war die Szene des Tauschs nicht zu sehen, weil die Regie auf Ferrari hielt. «Also mussten wir auf den Zeitenmonitor schauen. Als es durch war, hat Toto "Yes!" gerufen. Es war eine sehr aufregende Situation, aber sicher kein Ärger über das Resultat. Ganz im Gegenteil.»
Hamilton hatte für die Aktion ebenfalls eine Menge Lob kassiert. «Es war wohl eher eine Entscheidung des Herzens, denn im Kopf weißt du, dass jeder WM-Punkt wichtig ist. Das Herz sagte mir aber, dass es das Richtige ist, ihn wieder vorbei zu lassen. Ich würde einen Titel auch nicht so gewinnen wollen. Klar, das könnte sich rächen, aber ich will es richtig machen und ich denke, heute haben wir auch alles richtig gemacht», hatte der Brite erklärt.
Er geht nun mit 14 Punkten Rückstand auf Vettel in die Sommerpause. Und die kommt exakt zum richtigen Zeitpunkt. «Es war hart, physisch, mental und emotional. Ich denke, dass die Pause gut tut. Wieder aufladen und hoffentlich frisch zurückkommen. Ich glaube ehrlich daran, dass wir die Fähigkeit haben, diesen Titel zu gewinnen.»