Yusuke Hasegawa (Honda): Von Sauber sehr enttäuscht
Yusuke Hasegawa von Honda
Sauber hatte im April 2017 verkündet, dass man ab 2018 mindestens drei Jahre lang auf Honda-Power setzen wolle. Sauber und Honda bestätigten in unabhängingen Communiqués die Vereinbarung, das war im Rahmen des Russland-GP in Sotschi. Sky-GP-Experte Marc Surer lobte damals: «Das ist eine gute Sache, denn früher oder später wird Honda das mit der Formel 1 auf die Reihe bekommen. Und lieber die Nummer 2 bei Honda als die Nummer 3 bei Ferrari.»
Aber am Wochenende des Aserbaidschan-GP Ende Juni sickerte durch: Offenbar hatte die damalige Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn mit Honda nur eine Absichtserklärung unterzeichnet, keinen kugelsicheren Vertrag. Als die Sauber-Besitzer um die Finanzfirma Longbow die Trennung von Kaltenborn bestätigt hatten, hiess die nächste Baustelle Honda. Der neue Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur gab zu verstehen, dass er kein Freund der Lösung Honda sei.
Ende Juli bestätigte der Franzose am Hungaroring: Sauber bleibt bei Ferrari, die Schweizer werden 2018 die jüngste Motorversion einsetzen, also nicht Vorjahrestriebwerk wie 2017.
Vasseur im Rahmen des Ungarn-GP: «Wir hatten diese Absichtserklärung vor vielen Wochen unterschrieben, aber in unserer Welt entwickeln sich die Dinge sehr schnell. Die Situation war auch mit Blick auf die Zukunft der McLaren-Honda-Partnerschaft undurchsichtig. Wir brauchten auch eine Lösung für das Getriebe. Wir hatten einen Deal mit McLaren, aber die Situation war etwas kompliziert. Andererseits fusst die Beziehung zu Ferrari auf einer langfristigen Partnerschaft. Und wir hatten so die Chance, mit Ferrari über die Lieferung der 2018er-Motoren für nächstes Jahr zu sprechen. Ich denke, das war eine gute Wahl, und wir haben mit Honda einen Weg gefunden, die Kooperation in gegenseitigem Einvernehmen zu beenden.»
Von gegenseitigem Einvernehmen kann keine Rede sein, denn Honda ist vom Verhalten von Sauber wenig angetan, wie Formel-1-Projektleiter Yusuke Hasegawa meinem Kollegen Chris Medland vom englischen Magazin Racer bestätigt hat. «Natürlich sind wir sehr enttäuscht», sagt der Japaner über Sauber. «Wir freuten uns auf die Gelegenheit, mit einem zweiten Rennstall mehr Formel-1-Erfahrung sammeln zu können. Wir freuten uns auf einen Vergleich mit McLaren. Das alles passiert jetzt nicht, und das ist sehr enttäuschend. Wir hatten bereits sehr viel Arbeit aufgegleist, das musste nun alles gestoppt werden. Das ist wirklich übel.»
Gemäss Hasegawa gab es für Honda bis Ende Juni kein Anzeichen, dass die Kooperation mit Sauber in Gefahr sei. «Die ganzen Verhandlungen wurden von unserem Motorsport-Manager Masahi Yamamoto geführt. Ich war nicht bei diesen Projektsitzungen dabei, das machte alles Yamamoto-san. Aber ich stand in ständiger Verbindung mit Sauber-Technikchef Jörg Zander, und die Zusammenarbeit war prima angelaufen. Ich habe bis zuletzt nicht daran geglaubt, dass die Kooperation platzen würde.»