Rätsel Racing-Raritäten: Keine Rivalen für Formel 1
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Beim letzten Rätsel hatten wir folgende Hinweise gegeben: «Nur Liebhaber üppiger Formen konnten sich an diesem Rennwagen erfreuen, und wenn wir wissen, dass es in der Formel 1 auf jedes Gramm ankommt, war das Ergebnis programmiert – dieses Team konnte mit diesem Pummelchen keinen einzigen WM-Punkt an Land ziehen. Gemessen an früheren Erfolgen der glorreichen Marke war das eine gnadenlose Ohrfeige.»
Die Lösung: Wir sehen Vittorio Brambilla im Alfa Romeo 177, unterwegs beim Grossen Preis von Italien in Monza 1979.
Wir haben das Bild aus drei Gründen gewählt: Erstens weil wir im Rahmen der Formel-1-WM in Monza waren, zweitens, weil Fiat/Chrysler-Chef Sergio Marchionne gerne die Marke Alfa Romeo in die Formel 1 zurückbringen würde, und drittens, weil Brambilla aus der Rennstadt Monza stammte und einfach ein (im wörtlichsten Sinne) Pfundskerl war.
Die Brüder Ernesto («Tino») und Vittorio Brambilla galten als absolut unerschrocken, unberechenbar im Zweikampf, mit enormen Kämpferherzen. Vittorio begann seine Karriere mit Motorradrennen, stieg dann aber in einen Go-Kart um und kletterte stetig die Erfolgsleiter hoch – Formel 3, Formel 2, Formel 1.
Der «Gorilla von Monza», wie er liebevoll genannt wurde, war ein Spätzünder. Im Alter von 36 Jahren gilt heute ein Formel-1-Fahrer als so gut wie ausrangiert, 1974 gab Vittorio mit 36 sein GP-Debüt!
Brambilla bestritt insgesamt 74 Formel-1-WM-Läufe. 1975 triumphierte er für March im Regen-Chaos vom Österreichring – und brachte es fertig, den Wagen nach dem Überqueren der Ziellinie zu schrotten. Lerne: Mit zwei Armen in der Luft jubeln, das ist wenig hilfreich, wenn der Wagen auf einer Pfütze ausbricht.
Brambilla war den Gegnern ein Rätsel: Im Fahrerlager die Ruhe in Person und sehr beliebt, auf der Bahn gefürchtet. Auch von den Teamchefs, die immer wieder seine Autos reparieren lassen mussten. Viele dieser Arbeiten hätte Vittorio selber machen können, in seiner Autowerkstätte war er ganz im Element, wenn er an Autos werkeln konnte.
1978 wurde Brambilla ausgerechnet in Monza bei der Startkollision, die Ronnie Peterson letztlich das Leben kosten sollte, von einem Rad am Helm getroffen und erlitt ein Schädel/Hirn-Trauma. In Monza (wo sonst?) gab er 1979 sein Comeback, aber das alte Feuer war erloschen.
Brambilla, mit Alfa Romeo 1977 auch Sportwagen-Weltmeister, konzentrierte sich nun ganz auf seine Arbeit in der geliebten Werkstatt. So oft er brenzlige Situationen im Rennwagen überlebte, so merkwürdig war sein Tod – am 26. Mai 2001 erlitt er einen Herzinfarkt, beim Rasenmähen.
Der Alfa Romeo, den Brambilla 1979 in Monza lenkte, war ein glatter Fehlschlag der Rennabteilung Autodelta. Die Italiener schafften es, einen Wagen zu bauen, der schon beim ersten Einsatz technisch veraltet war. Der Zwölfzylinder-Flachmotor passte schlecht zu einem Flügelauto, das Monocoque war zu voluminös und um fast vierzig Kilogramm zu schwer. Der Rennwagen konnte trotz aller Bemühungen von Brambilla und Bruno Giacomelli keinen WM-Punkt einfahren.
Mit seinem Sieg in Monza 1979 sicherte sich der Südafrikaner Jody Scheckter den WM-Titel – es sollte der letzte Fahrer-WM-Titel für die Italiener sein bis Michael Schumacher im Jahre 2000! Die Tifosi tobten, denn Scheckters Ferrari-Teamgefährte Gilles Villeneuve wurde Zweiter und Publikumsliebling Clay Regazzoni (Williams) Dritter.
Zum neuen Rätsel: Wir verraten kaum zu viel, wenn wir festhalten – ein Formel-1-Auto ist das nicht. Dennoch gibt der Wagen einen entscheidenden Hinweis, und wenn wir uns dann die eigenwillige Kulisse betrachten, ist der Weg zur korrekten Lösung nicht mehr so weit.
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