Wolff: Kann Hamilton nicht in einen Goldkäfig sperren
Toto Wolff und Lewis Hamilton
Ausflüge auf den roten Teppich, Blitzlichtgewitter, im Mittelpunkt stehen, hier und da auch mal eine Aktion in den sozialen Medien, die für kontroverse Diskussionen sorgt, unter dem Strich ein Image als Rockstar der Formel 1: Lewis Hamilton polarisiert, keine Frage. Selbst im Hause Daimler. Denn dass Hamilton 2015 vor seinem privaten Ferrari posierte und das mit der Welt teilte, sorgte bei seinem Arbeitgeber kurzzeitig für Schnappatmung.
Keine Frage: Hamilton ist nicht nur ein erstklassiger Pilot, sondern in der heutigen Zeit ein Marketing-Tool. Ist der Brite dabei unbezahlbar oder doch eher gefährlich?
Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt es da keine zwei Meinungen. «Er ist unbezahlbar. Als Markenbotschafter muss man vor allem authentisch sein», sagte der Österreicher Auto Bild Motorsport. Heißt: Wenn er privat einen Ferrari fährt, fährt er privat eben einen Ferrari.
«Er ein Freigeist, man kann ihn nicht in einen Goldkäfig sperren. Manchmal bekommt man aber durchaus graue Haare. Fundamental ist er der Mann, den wir an einem schwierigen Tag im Auto haben wollen», so Wolff.
Auch Mercedes Marketing-Boss Jens Thiemer stellt klar: «Wir wollen keine Marionetten oder Roboter. Kantige Persönlichkeiten sind dann eben etwas schwieriger zu händeln. Aber die Jungs voll in einen Mainstream zu setzen, ihnen Maulkörbe zu verpassen oder eine Sprachregelung mitzugeben, halte ich für falsch. Fahrer müssen sensibel für die Marke, die sie repräsentieren. Aber man muss auch loslassen können.»
Daneben gibt es bei Mercedes noch einen Teamkollegen. Da erlebten die Silberpfeile nun zwei Extreme: Einmal die erbitterten Rivalen Nico Rosberg und Hamilton, die sich jahrelang beharkten und bekämpften, auch abseits der Strecke. In dieser Saison versprühen im Vergleich dazu Rosberg-Nachfolger Valtteri Bottas und Hamilton Harmonie.
«Aus Vermarktungssicht war bei Nico und Lewis eine Menge Dampf drin. Ich fand das cool – und die Fans auch. Ich würde aber nicht sagen, dass es in dieser Saison langweiliger ist. Wir haben jetzt vor allem wieder ein Duell, das nicht ausschließlich innerhalb der Marke ausgetragen wird», sagte Thiemer.
Toto Wolff weiß aus sportlicher Sicht noch nicht, was er besser findet. «Die Rivalität hat Lewis und Nico zu Höchstleistungen getrieben. Unser Problem war, dass immer einer glücklich und einer zu Tode betrübt war. Die Rivalität ging über in Animositäten, die im Team schwierig zu managen waren. Jetzt haben wir eine völlig neue Dynamik. Die Frage ist, was danach kommt? Wollen wir diese Mischung beibehalten? Oder ist die nukleare Variante besser für uns? Ich weiß es nicht.»