Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Timo Glock: «Ein großer Schritt für Lewis Hamilton»

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

Der Startunfall von Singapur hat Lewis Hamilton ohne Frage in die Karten gespielt. Eine Vorentscheidung im Titelkampf mit Sebastian Vettel?

Der Startunfall beim Singapur-GP sorgt immer noch für kontroverse Diskussionen und Meinungen. Fakt ist, dass die Rennleitung den Crash zwischen Sebastian Vettel, Max Verstappen und Kimi Räikkönen als Rennunfall gewertet hat. Heißt: Die Fahrer gingen straffrei aus.

Der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda stellte in der «Welt» klar: «Das hat mich – ehrlich gesagt – ein wenig überrascht. Für mich ist und war eindeutig, dass Sebastian nach dem Start nach links gezogen ist, um den in der Mitte fahrenden Max Verstappen abzuwehren und sich gleichzeitig aber wohl nicht bewusst war, dass es ein riskantes Manöver vor dem gesamten Feld war. Natürlich kann man sowas auch als Rennunfall bezeichnen, aber schuldig war in dem Fall Sebastian.»

Timo Glock war Experte des TV-Senders RTL in Singapur. Für den DTM-Piloten war es unter dem Strich «eine unglückliche Kettenreaktion zum allerschlechtesten Zeitpunkt», wie der 35-Jährige bei SPEEDWEEK.com erklärte: «Ich sehe es nicht so, dass Sebastian ganz klar daran Schuld hat.»

Vettel habe gemerkt, dass er einen schlechten Start habe, so Glock. «Er hat dann versucht, bis zu einem gewissen Punkt zu verteidigen, hat aber nicht realisiert, dass Kimi so einen Monsterstart hatte. Verstappen schaut und reagiert erst auf Vettel, dann sieht er den Räikkönen kommen und will ihm die Tür ein wenig zumachen. Dann realisiert er aber Kimis Megastart und will eigentlich raus. Dann sind aber alle drei zusammen und dann knallt es. Man kann auch sagen: Warum ist der Kimi nicht noch zwei Meter weiter links gefahren, da hätte er noch Platz gehabt?», so Glock.

Viele Experten kritisieren vor allem, dass Vettel ein großes Risiko eingegangen sei. Ein unnötiges, immerhin lag er deutlich vor seinem Titelrivalen Lewis Hamilton, der nur aus der dritten Startreihe ins Rennen ging. «Wenn ich in der WM-Wertung führe, gehe ich in der ersten Kurve nicht ein solches Risiko ein», sagte Lauda.

Glock meint: «Man will seine Position immer verteidigen. Wenn Räikkönen nicht so einen Monsterstart gehabt hätte, hätte Seb irgendwann gegen den Verstappen aufgegeben. Sein Problem war, dass er Räikkönen nicht hat kommen sehen.»

DTM-Chef Gerhard Berger ist auch auf Vettels Seite. «Als Rennfahrer reagiert man auf die Situation und da hat Sebastian einfach nur seine Linie verteidigt», sagte der Österreicher Auto Bild Motorsport. Der 57-Jährige glaubt auch nicht, dass bereits eine Vorentscheidung im Titelkampf gefallen ist. 28 Punkte Rückstand hat der Ferrari-Star nun auf Hamilton bei noch sechs ausstehenden Rennen.

«Seine Poleposition in Singapur zeigt, wie groß der Speed von Ferrari sein kann. Es sind noch sechs Rennen zu fahren. Vettel und Hamilton duellieren sich auf Augenhöhe, können beide theoretisch noch 150 Punkte holen. Da ist alles möglich. Schade ist nur, dass Sebastian auf einer Ferrari-Strecke wie Singapur die Punkte verschenkt hat«, sagte Berger.

Glock weiß, dass es «ein großer Schritt für Hamilton» gewesen ist, erinnert sich aber auch an die vergangene Saison und die technischen Probleme bei Lewis Hamilton. «Wir haben letztes Jahr in Malaysia schon gesehen, wie schnell es gehen kann, als Hamilton der Motor hochging. Es muss nur ein technischer Defekt auftreten, und Sebastian ist zur Stelle. Dann ist alles wieder offen.»

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