Lewis Hamilton: «Billy Monger ist wie Alex Zanardi»
Billy Monger und Lewis Hamilton
Lewis Hamilton hat schon ein paar Mal über Tennis-Ass Roger Federer gesprochen, der im Herbst seiner Karriere Bestmarken niederreisst und hungrig wie ein Jungspund wirkt. Ist das vielleicht ein Zeichen von Grösse der Ausnahmekönner wie Federer auf dem Tennissplatz oder Lionel Messi auf dem Fussballplatz – dass sie nie nachlassen, immer noch weiter und weiter streben? Lewis denkt kurz nach und meint dann: «Ich würde mir nie anmassen, die Grösse von Athleten einzuschätzen. Das müssen andere Leute tun. Aber was ich sagen kann – ich empfinde Sportler wie Federer oder auch wie Basketballer Kobe Bryant als Inspiration, selber immer nach höheren Zielen zu streben.»
«Ich komme immer wieder auf Federer zu sprechen, aber er ist nun mal ein prima Beispiel. Er hat es geschafft, wieder die Nummer 1 zu werden. Er ist glücklicher Familienvater, er ist sehr wohlhabend, aber noch immer hat er diesen enormen inneren Antrieb, um neue Höhen zu erreichen. Vielleicht ist das wirklich ein Zeichen von Grösse. Und solche Menschen sind immer auch eine Inspiration für Millionen. Einige meiner Cousins sind grosse Bewunderer von Messi. Ich selber spielte heute morgen Tennis, ich wollte ein wenig wie Federer sein, (beginnt zu lachen) hat nicht geklappt! Aber ich kann immerhin versuchen, ein wenig besser zu werden.»
Hamilton lässt sich aber auch von anderen Menschen inspirieren, wie vom Italiener Alex Zanardi oder vom Engländer Billy Monger, die beide im Rennwagen ihre Beine verloren, sich aber nie haben unterkriegen lassen.
Das Schicksal von Billy Monger, der bei einem grauenvollen Unfall in Donington Park vom 16. April 2017 beide Unterschenkel verloren hat, hat viele Menschen tief berührt. Mongers Auto war mit voller Wucht auf den nach einem Dreher liegengebliebenen Wagen von Patrik Pasma geprallt. Es dauerte fast zwei Stunden, bis die Rettungskräfte Monger aus dem Wagen holen konnten. Aber erst im Queen’s Medical Centre von Nottingham wurde das ganze Ausmass der Verletzungen klar: Die Unterschenkel des jungen Mannes aus Charlwood (Surrey) waren so schlimm zugerichtet, dass die Ärzte keine Wahl hatten – Amputation.
Formel-1-Stars wie Jenson Button, Max Verstappen oder Lewis Hamilton machten in der Folge auf eine Spendenaktion aufmerksam, die von Billys Teamchef Steven Hunter ins Leben gerufen worden war. Dem Engländer wurde bald klar, dass Behandlung, Reha und Prothesen die finanziellen Möglichkeiten der Familie sprengen. Die Aktion wurde ein voller Erfolg. Angestrebt wurde eine Summe von 260.000 Pfund (310.000 Euro). Fast 19.000 Menschen setzten sich für Monger ein, gesammelt wurden 841.844 Pfund (das entspricht 953.000 Euro).
Im Rahmen der Barcelona-Tests meint Hamilton weiter: «Für mich ist Billy ein leuchtender Stern. Jeder weiss, dass er schwierige Zeiten durchgemacht hat. Aber wie er das verkraftet, das ist für mich überaus inspirierend. Er ist für sein Alter sehr reif, ich kann über seine Einstellung nur staunen, absolut vorbildlich. Seine Familie darf sehr stolz auf ihn sein.»
«In diesem Jahr geht er in der Formel 3 an den Start, und er hat mir einige Funktionen an seinem Rennwagen erklärt. Billy erinnert mich stark an Alex Zanardi, zu dem ich ebenfalls aufsehe. Zanardi ist ein fabelhafter Sportler, eine ganz starke Persönlichkeit. Trotz seines Rückschlags ist er auf die Wettkampfbühne zurückgekehrt und hat jetzt, wie viele waren es? Ein halbes Dutzen Olympia-Medaillen erobert.»
Genau genommen sind es fünf – zwei Mal Gold in London 2012 für Einzelzeitfahren und Strassenrennen, Silber mit der Mixed-Teamstaffel, dann 2016 in Rio Gold im Einzelzeitfahren und Silber im Strassenrennen.
Lewis: «Billy weiss genau, was Alex in seiner Karriere erreicht hat. Er hat eine grosse Zukunft vor sich und weiss, dass er viel Unterstützung erhält. Ich bin sehr happy, dass er wieder Rennen fährt. Ich finde es unfassbar, dass er trotz des schlimmen Unfalls weiter seinen Weg gehen kann. Wir können alle von Menschen wie Zanardi oder Billy viel lernen.»