Warum die Briten Lewis Hamilton nicht richtig feiern
Dass Lewis Hamilton zu den Besten seines Fachs gehört, dürfte mittlerweile auch der letzte Formel-1-Liebhaber begriffen haben. Der Mercedes-Star hat längst bewiesen, dass er ein Ausnahmekönner ist, der selbst im Motorsport-verrückten Grossbritannien neue Massstäbe setzt. Kein Landsmann schaffte so viele Siege wie Hamilton, keiner konnte so viele WM-Titel wie der Silberpfeil-Pilot einfahren.
Hinzu kommt: Der 33-Jährige aus Stevenage hat sich seinen Weg in die Königsklasse hart erkämpfen müssen. Ihm wurden keine Geschenke gemacht, er hatte keine reichen Eltern, die ihm auf seinem beschwerlichen und sündhaft teuren Karriere-Weg mal so eben unter die Arme greifen konnten. Sie mussten grosse Opfer bringen, damit aus dem kleinen Jungen mit dem grossen Traum ein echter Weltstar werden konnte.
Eigentlich sollte das reichen, um Hamilton zum Nationalhelden zu erklären. Doch so richtig feiern wollen ihn die Briten nicht – auch wenn der Sternfahrer weltweit eine riesige Fangemeinde hinter sich vereint und immer wieder beteuert, wie wichtig ihm seine Anhänger doch sind. Über die Gründe dafür wird viel spekuliert, dabei ist immer wieder von Neid die Rede. Aber es wird auch darüber debattiert, ob die Tatsache, dass Hamilton lieber im steuergünstigen Monte Carlo als im teuren London wohnt, eine grosse Rolle spielt.
Auch David Coulthard beteiligt sich an der Diskussion darüber. Im Gespräch mit den Kollegen vom Express rätselt der frühere GP-Pilot, der heute als TV-Experte für den britischen Sender Channel 4 im Fahrerlager unterwegs ist: «Vielleicht können sich die Leute einfach nicht mit Lewis identifizieren. Er ist ein ganz besonderes Talent, der seine Herkunft gerne feiert. Aber er hat auch eine private Seite und er polarisiert.»
Coulthard rechnet auch in diesem Jahr mit einem Spitzenkampf der letztjährigen Titelkandidaten Hamilton und Sebastian Vettel. Darüber hinaus hat der Schotte aber auch noch einen weiteren Piloten auf der Rechnung: Hamiltons Stallgefährte Valtteri Bottas könnte die grosse Überraschung sein, ist sich der 46-Jährige sicher: «Valtteri wird dieses Jahr besser sein, denn er hatte Zeit, um herauszufinden, wie Hamilton seine Leistung zustande bringt.»
Einen Sieg beim Auftaktrennen in Melbourne traut Coulthard auch dem Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo zu. Der Australier sei durchaus in der Lage, das Rennen zu gewinnen, ist er sich sicher. «Sein Auto ist sehr viel ausgereifter und es wäre auch fantastisch für den Sport, wenn er den Sieg einfahren kann. Für Daniel wäre es auch ein überwältigender Start in die Saison, wenn er am Ende mit Lewis Hamilton und Sebastian Vettel auf dem Podium steht.»