Max Verstappen und Zandvoort: Heim-GP mit Hindernis
Max Verstappen bei seiner Demofahrt in Zandvoort
Formel-1-CEO Chase Carey weiss: Die Rückkehr eines Grossen Preises der Niederlande in Zandvoort hätte eine Ausverkaufs-Garantie – dank Max Verstappen. Statt dessen sind für 2019 zusätzliche Rennen in Vietnam, Argentinien und Florida im Gespräch. Wieso eigentlich?
Der dreifache Grand-Prix-Sieger Max Verstappen sagt: «Ich bin davon überzeugt, dass ein Grand Prix in Zandvoort machbar wäre. Allerdings muss am Umfeld viel getan werden, Infrastruktur, Boxenanlage, Zufahrt. Dafür müssen wir Lösungen finden. Und dann muss natürlich die Finanzierung stimmen.»
Formel-1-Chef Chase Carey hat immer betont: Er will den Sport auf dem Kernmarkt Europa stärken. Mit der Rückkehr des Grossen Preises von Frankreich 2018 ist dazu ein weiterer Schritt eingeleitet, 2018 haben wir zum Glück auch wieder ein Rennen in Hockenheim. Also warum nicht Zandvoort?
Carey ist nicht entgangen, wie viele niederländische Fans zu Rennen wie Barcelona und besonders Spa-Francorchamps reisen. Die US-Amerikaner wissen: Dank Max Verstappen hätte ein Grosser Preis der Niederlande in Zandvoort eine Ausverkaufsgarantie.
Die so genannten «Zandvoort Racedagen», die 2016 von Max Verstappens Sponsor Jumbo (Supermärkte) in Zusammenarbeit mit Red Bull erstmals durchgeführt wurden, lieferten zwei weitere Beweise für die Magnetkraft des inzwischen 20-Jährigen: An zwei Tagen kamen jeweils 50.000 Fans zum letztmals 1985 als GP-Rennstrecke verwendeten Kurs. Nach 100.000 Besuchern würde sich mancher europäische Grand-Prix-Veranstalter die Finger lecken.
Zuletzt war die Königsklasse des Motorsports am 25. August 1985 in Zandvoort zu Besuch. Niki Lauda gewann damals vor Alain Prost und Ayrton Senna. Insgesamt gab es von 1952 bis 1985 dreissig Formel-1-WM-Läufe auf dem Dünenkurs an der Nordseeküste.
Im Frühling 2017 haben die Betreiber der Zandvoort-Rennstrecke eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Projekt- und Management-Firma Decisio kommt zum Schluss: «Die Rückkehr eine Grossen Preises auf der Rennstrecke von Zandvoort ist realistisch. Wir erkennen keine unüberwindlichen Hürden bezüglich Technik, Organisation oder Logistik.»
Die Studie besagt, dass bei einem Formel-1-Rennen mit rund 250.000 Fans an vier Tagen gerechnet werden kann und dass eine Neuauflage des Traditions-GP rund 57 Millionen Euro ins Land spülen würde. Allerdings wird auch betont, dass die Strecke von Zandvoort für rund 10 Millionen Euro erneuert werden müsste, um das FIA-Gütesiegel «Grade 1» zu erhalten. Nur Strecken mit dieser Lizenz dürfen Formel-1-Rennen durchführen. Der Bau einer neuen Boxenanlage wäre dabei unerlässlich, möglicherweise muss zusätzliches Land erworben werden. Es wird ferner geschätzt, dass eine Antrittsgebühr von rund 20 Millionen Euro budgetiert werden sollte.
Sportminister Bruno Bruins trat auf die Euphoriebremse: Diese Machbarkeitsstudie sei nur eine erste, sachte Erkundung. Es gebe noch viele Ungewissheiten, und es sei nicht der Zeitpunkt, die Angelegenheit im niederländischen Sportrat zu diskutieren. Der nächste Schritt bestehe vielmehr darin, dass der Stadtrat von Zandvoort und die Pistenbesitzer mit «Formula One Management» und der FIA Kontakt aufnehmen.
Auch Prinz Bernhard von Oranje-Nassau, zweiter Sohn der niederländischen Prinzessin Margriet und heutiger Besitzer der Traditionsrennstrecke in den Dünen, hält den Ball flach: «Wir sprechen mit Liberty Media», bestätigt er gegen über dem niederländischen Portal Formule 1, «aber ich schätze die Erfolgsaussichten als gering ein. Viele Nationen sind dazu bereit, für den GP-Trosse sehr viel Geld zu bezahlen. Wenn du aber eine Antrittsgebühr von 20 Millionen Dollar auf den Tisch legen musst, dann ist das über Kartenverkäufe kaum wieder hereinzuholen. Du kommst also an Investoren nicht vorbei, und daran arbeiten wir.»