Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Wintertests Barcelona: Gewinner – Mercedes verblüfft

Von Mathias Brunner
​Nach acht Tagen Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya bereiten sich die Teams in den Werken auf Australien vor. Wir sagen in Teil 1, wer selbstbewusst nach Melbourne fliegen darf.

Eine alte Faustregel in der Formel 1: Der Zweitplatzierte ist der erste Verlierer. Im Grunde haben wir nur einen Sieger und dann 19 Verlierer. Aber in Wahrheit lassen sich die zehn Grand-Prix-Rennställe hübsch einteilen. Einige haben bei den achttägigen Tests in Spanien überzeugt, andere enttäuscht. Im ersten Teil unseres Barcelona-Rückblicks beleuchten wir die Gewinner.

Mercedes-Benz: Der Favorit
Mercedes-Teamchef Toto Wolff übt sich in Bescheidenheit und Demut. In Wahrheit jedoch reist Mercedes-Benz als glasklarer Favorit nach Australien. Die ganze Körpersprache der vierfachen Weltmeister (2014–2017) strotzt vor Selbstbewusstsein. Lewis Hamilton und Valtteri Bottas sprachen von einem Fahrzeug ohne Makel. Kein Auto liegt so satt auf der Strasse. Auf die weichste Pirelli-Mischung (hypersoft) wurde gleich ganz verzichtet. Mercedes ist das einzige Team, das in Spanien mehr als 1000 Testrunden gedreht hat. Speed und Standfestigkeit erhärten den Eindruck: Hier ist der alte und kommende Weltmeister am Werk. Wie scharf der Silberpfeil wirklich ist, werden wir erst am 24. März im Abschlusstraining von Australien erfahren. Den Gegnern bleibt das Prinzip Hoffnung: Am Silberpfeil warfen die Hinterreifen öfter Blasen als an anderen Autos.

Red Bull Racing: Der Herausforderer
Die vierfachen Champions (2010–2013) aus Milton Keynes verfolgten eine ähnliche Taktik wie Mercedes: Bestzeiten wurden anderen Teams überlassen, im Vordergrund standen die Standfestigkeit sowie das Kennenlernen des Chassis und der Reifen. Die Fahrer schwärmen vom Handling, in Sachen Chassis liegt Red Bull Racing auf Augenhöhe mit Mercedes. Die Daten von der Rennstrecke entsprechen den Werten von Flussdynamikberechnung und Windkanal. Das gibt Mumm. Für Australien gibt es ein aerodynamisches Update. Grosses Fragezeichen: Wo steht Renault in Sachen Leistung gemessen an Mercedes und Ferrari? Und wie sieht es mit dem Verbrauch aus? Ex-GP-Pilot Marc Surer sagte schon vor den Testfahrten: «Wenn Renault bei Leistung und Spriteffizienz zulegt, dann redet Red Bull Racing ein Wörtchen um den Titel mit.»

Haas: Der Aufsteiger
Für mich der grosse Gewinner der Barcelona-Testwoche. Das Auto von Romain Grosjean und Kevin Magnussen ist mit fast leerem Tank so gut wie mit vollem. Der Fortschritt ist gemäss Teamchef Günther Steiner ein Kind des verbesserten Verständnisses der Reifen. Wenn Haas das auf anderen Rennstrecken eben so gut umsetzt, dürfen sich die US-Amerikaner auf eine sehr schöne Saison freuen. Vor den Barcelona-Tests hatten die meisten Experten Renault oder McLaren als Nummer 4 hinter den Top-Teams auf der Rechnung. Basierend auf den Erkenntnissen von Barcelona ist es Haas. Ein Plus des Haas-Chassis: Der Wagen reagiert sehr willig auf Veränderungen der Abstimmung.

Renault: Der Heranwachsende
Die gute Laune von Nico Hülkenberg ist ein kraftvoller Indikator: Es geht vorwärts bei Renault. Das Chassis ist ein deutlicher Fortschritt, in Sachen Motor legt Renault ebenfalls zu, und das Gelände von Enstone ist derzeit eine riesige Baustelle – Renault wächst und wächst. Die Franzosen können mehr Ressourcen in die Waagschale legen als Haas und dürften mittelfristig die Amerikaner überholen. Abgesehen von Mucken mit dem neuen Kohlefasergetriebe (falsche Sensormeldung, worauf die Software zwei Gänge gleichzeitig einlegte) lief die Arbeit gut. Die Fahrer waren in der zweiten Woche mit der Fahrzeugbalance nicht so happy wie in der ersten.

Toro Rosso-Honda: Die Überraschung
Im McLaren-Chassis erwies sich der 1,6-Liter-V6-Turbomotor drei Jahre lang als katastrophale Kombination: zu wenig standfest, zu wenig kraftvoll. Im Winter haben die Japaner zugelegt. Toro Rosso verblüffte mit einer Gesamtrundenzahl, die nur von Mercedes und Ferrari übertroffen wurde. Bei den Zahlen gilt zu beachten: Honda arbeitet nur mit einem Team. Rechnen wir den Schnitt der verschiedenen Motorhesteller aus, kommt Mercedes auf 856,6 Runden, Ferrari auf 803,3, Renault auf nur 725,6, Honda aber auf 822. Technikchef James Key freut sich über ein Auto, das genau das macht, was sich seine Truppe und er davon versprochen haben. Ein Leistungsplus zeigt sich auch bei den Topspeed-Werten. Das Saisonziel von Teamchef Franz Tost (Schlussrang 5) ist in der Form von Barcelona machbar.

Alfa Romeo-Sauber: Die Erwachten
Vielleicht staunt der eine oder andere Leser, wenn wir das in Alfa-Romeo-Farben fahrende Sauber-Team als Gewinner einstufen. Aber die Schweizer haben einen soliden Schritt nach vorne gemacht, und wenn die weiteren Entwicklungsteile so einschlagen wie erhofft, kann sich Sauber Hoffnung machen, den Anschluss ans breite Mittelfeld zu finden. Ebenfalls gut: In Sachen Motor gibt es nicht mehr zu meckern, Sauber setzt einen 2018er Ferrari-V6 ein, keinen Vorjahresmotor mehr. Weniger gut: Die Fahrer kämpfen noch mit dem Handling, der Wagen wirkt gemessen an Konkurrenzfahrzeugen zu nervös.

Barcelona-Wintertests 2018: Alle Bestzeiten

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:17,182 (7)* Hyperweich
2. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:17,221 (8) Hyperweich
3. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:17,784 (8) Hyperweich
4. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:18,047 (6) Hyperweich
5. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:18,092 (8) Hyperweich
6. Kevin Magnussen (DK) Haas VF-18-Ferrari, 1:18,360 (7) Superweich
7. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,363 (7) Hyperweich
8. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,400 (6) Ultraweich
9. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:18,412 (8) Ultraweich
10. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:18,560 (6) Ultraweich
11. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:18,675 (7) Hyperweich
12. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:18,855 (7) Hyperweich
13. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:18,949 (8) Hyperweich
14. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:18,967 (8) Hyperweich
15. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:19,118 (8) Hyperweich
16. Sergey Sirotkin (RUS), Williams FW41-Mercedes, 1:19,189 (8) Weich
17. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:19,244 (7) Hyperweich
18. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:19,629 (7)
19. Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes, 1:19,634 (7) Hyperweich
20. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:19,842 (7) Weich
21. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:19,954 (8) Weich
22. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (1) Mittelhart
* In Klammern der Tag, an welchem die Zeit aufgestellt worden ist.
Tag 1: Montag, 26. Februar
2: Dienstag, 27. Februar
3: Mittwoch, 28 Februar
4: Donnerstag, 1. März
5: Dienstag, 6. März
6: Mittwoch, 7. März
7: Donnerstag, 8. März
8: Freitag, 9. März

Fahrer: Runden und Kilometer

1. Sebastian Vettel, Ferrari, 643 Runden, 2993,1 km
2. Valtteri Bottas, Mercedes, 584 Runden, 2718,5 km
3. Lewis Hamilton, Mercedes, 456 Runden, 2122,6 km
4. Pierre Gasly, Toro Rosso, 452 Runden, 2104 km
5. Carlos Sainz, Renault, 444 Runden, 2066,8 km
6. Max Verstappen, Red Bull Racing, 419 Runden, 1950,4 km
7. Marcus Ericsson, Alfa Romeo Sauber, 411 Runden, 1913,2 km
8. Kevin Magnussen, Haas, 381 Runden, 1773,5 km
9. Charles Leclerc, Alfa Romeo Sauber, 375 Runden, 1745,6 km
10. Esteban Ocon, Force India, 372 Runden, 1731,6 km
11. Brendon Hartley, Toro Rosso, 370 Runden, 1722,3 km
12. Daniel Ricciardo, Red Bull Racing, 364 Runden, 1694,4 km
13. Sergey Sirotkin, Williams, 354 Runden, 1647,8 km
14. Nico Hülkenberg, Renault, 351 Runden, 1633,9 km
15. Lance Stroll, Williams, 343 Runden, 1596,6 km
16. Stoffel Vandoorne, McLaren, 336 Runden, 1564 km
17. Sergio Pérez, Force India, 317 Runden, 1475,6 km
18. Romain Grosjean, Haas, 314 Runden, 1461,6 km
19. Kimi Räikkönen, Ferrari, 286 Runden, 1331,3 km
20. Fernando Alonso, McLaren, 263 Runden, 1224,2 km
21. Robert Kubica, Williams, 122 Runden, 567,9 km
22. Nikita Mazepin, Force India, 22 Runden, 102,4 km

Runden und Kilometer: Teams

1. Mercedes: 1040 Runden, 4841,1 km
2. Ferrari: 929 Runden, 4324,4 km
3. Toro Rosso: 822 Runden, 3826,3 km
4. Williams: 819 Runden, 3812,4 km
5. Renault: 795 Runden, 3700,6 km
6. Sauber: 786 Runden, 3658,8 km
7. Red Bull Racing: 783 Runden, 3644,8 km
8. Force India: 711 Runden, 3309,6 km
9. Haas: 695 Runden, 3235,2 km
10. McLaren: 599 Runden, 2788,3 km

Runden und Kilometer: Motorenhersteller

1. Mercedes: 2570 Runden, 11963,1 km
2. Ferrari: 2410 Runden, 11218,3 km
3. Renault: 2177 Runden, 10133,7 km
4. Honda: 822 Runden, 3826,3 km

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