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Le Mans-Filmstar Siegfried Rauch: Treppensturz, tot

Von Mathias Brunner
​Im Alter von 85 Jahren ist der Filmschauspieler Siegfried Rauch den Verletzungen erlegen, die er sich bei einem Treppensturz zugezogen hat. Neben Steve McQueen wurde er durch «Le Mans» weltbekannt.

Traurige Nachricht aus Deutschland: Im Alter von 85 Jahren ist der beliebte deutsche Filmschauspieler Siegfried Rauch verstorben – wie Radio Oberland zuerst meldete, fiel Rauch bei einer Feier der freiwilligen Feuerwehr in Untersöchering eine Treppe hinunter und hat sich so schwere Verletzungen zugezogen, dass er noch am Unfallort verstorben ist.

Rauch hat in mehr als 500 Filmen mitgespielt, Serienfreunden ist er vor allem als Kapitän Paulsen in Traumschiff oder als Dr. Roman Melchinger im Bergdoktor bekannt. 2015 war der in Landsberg am Lech geborene Rauch zum beliebtesten Schauspieler und zum beliebtesten TV-Arzt gewählt worden.

Motorsportfans aus der ganzen Welt werden ihn als Ferrari-Fahrer Erich Stahler in Erinnerung behalten – Widersacher von Steve McQueen im Kult-Rennfilm «Le Mans».

Als der Film «Le Mans» 1971 veröffentlicht wurde, konnten Kritiker und die meisten Kinogänger mit dem Werk wenig anfangen: Allein schon die Anfangssequenz – mehr als eine halbe Stunde lang kein Dialog, was bitteschön ist das für ein Film? Rennfans hingegen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus: Selten wurden authentischere Bilder von Rennwagen auf die Leinwand gebracht.

Und genau darum ging es dem damaligen Superstar Steve McQueen – er wollte den Rennsport so zeigen, wie er ist. Dass ihm vom Filmstudio eine Handlung aufs Auge gedrückt wurde, mit einer Love-Story obendrein, das war ihm eher lästig. Ihm ging es um Echtheit. Einmal wollte ihm jemand Schweisstropfen aufs Gesicht sprühen. McQueen wollte davon nichts wissen. Er hechtete ins Auto, fuhr ein paar Runden, stieg wieder aus – nun war der Schweiss echt. Der Amerikaner zeigte dabei auf Blutgefässe an seinem Kopf, die leicht hervorstanden: «So etwas bringt kein Maskenbildner hin.»

Es sind bereits einige hervorragende Bücher über «Le Mans» veröffentlicht worden, der an der Kinokasse ein Waagrechtstarter war, sich über die Jahre jedoch zum Kultfilm entwickelte. Vor allem dank der Stilikone Steve McQueen. Vor knapp zwei Jahren hat der Verlag Delius Klasing eine tolle Ergänzung vorgelegt: «Siegfried Rauch, Steve McQueen: Unser Le Mans. Der Film, die Freundschaft, die Fakten.»

Kernstück ist eine echte Männerfreundschaft: Siegfried Rauch erzählt ausführlich klar über die Dreharbeiten, vor allem jedoch vom Menschen Steve McQueen. «Eine aussergewöhnliche Erfahrung, ein aussergewöhnlicher Film», sagte der Deutsche. Weil beide Männer keine leichte Kindheit hatten, verstanden sie sich auf Anhieb. McQueen wurde sogar Patenonkel von Rauchs Sohn Benedikt – und verpasste die Zeremonie! Nein, damals gab es noch kein Navi.

Buch-Herausgeber Hans Hamer erklärte im April 2016: «Wir veröffentlichen Hintergrundberichte, noch nie gezeigte Briefe und private Fotos aus den Alben der Stars. Das erlaubt ganz neue Einblicke in die Dreharbeiten und ins Leben der Beteiligten.»

Atemlos durch die Nacht: Die Racer Richard Attwood, Hans Herrmann, Herbert Linge, Kurt Ahrens, Derek Bell, David Piper, Jürgen Barth, die Techniker Peter Falk und Hans Mezger – sie alle nahmen uns mit in die Nacht von Le Mans und zu den Dreharbeiten.

Wir erfahren über das einmalige Leben am Set, ein Sommernachtstraum, der sich zum Albtraum des Filmstudios entwickelte und McQueens Ruf beinahe ruiniert hätte. Wir erfahren auch, was aus den automobilen Darstellern geworden ist.

Was viele nicht wissen: Steve McQueen hat den Filmrennfahrer Michael Delaney nach dem Vorbild des Schweizer Rennfahrers Jo Siffert geformt. Jack W. Heuer, damals Geschäftsführer der nach seinem Urgrossvater benannten Uhrenfirma, erzählt im Buch: «Durch den Formel-1-Piloten und Porsche-Werksfahrer Jo Siffert hatte ich Zugang zur Rennsportszene erhalten. Dann ereignete sich ein weiterer Glücksfall. Siffert war abgestellt worden, um Steve McQueen den Porsche 917 zu erklären, den er bei einigen Filmaufnahmen selber fahren sollte. Die beiden Männer verstanden sich blendend – wohl weil sie beide aus bescheidenen Verhältnissen stammten und sich mit einer guten Portion Draufgängertum nach oben gekämpft hatten. Als Robert Posen vom Produktionsteam sagte, dass er morgen mit den richtigen Drehs beginnen wolle und McQueen sich für sein definitives Rennfahrer-Outfit entscheiden müsse, da deutete er auf Siffert und sagte: „Ich will genau so aussehen wie er.“ Seppi sagte: „No problem!“ und holte seinen zweiten Overall aus dem Truck, natürlich mit der eingestickten Blutgruppe und den Sponsoraufnähern von Gulf, Firestone und Heuer. Dann fiel McQueens Blick auf die blaue Heuer Monaco an Sifferts Handgelenk: „Und die Uhr brauche ich natürlich auch!“»

«Siegfried Rauch, Steve McQueen – Unser Le Mans. Der Film, die Freundschaft, die Fakten» überzeugt in jeder Hinsicht: Inhaltlich verblüffend, mit Stories, die selbst Le-Mans-Kenner noch nicht kannten, mit atemraubenden Bildern, Text und Fotos sind grafisch sehr ansprechend präsentiert.

Es ist aber vor allem die Offenheit von Siegfried Rauch, die das Buch so lesenswert macht.

2017 hat Rauch in einem Interview mit der Bild-Zeitung gesagt: «Wenn ich einer von diesen Rentnern gewesen wäre, die mit 65 aufhören zu arbeiten und nichts mehr tun, sässe ich wohl heute nicht mehr hier. Ich sage immer: Bloss immer weitermachen. Gott sei Dank wissen wir nicht, was kommt. Aber ich weiss: Es kann von heute auf morgen vorbei sein.»

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