Sauber ist 25: Nur Ferrari, McLaren, Williams älter
Auf den Tag genau vor 25 Jahren gab der Schweizer Sauber-Rennstall in Kyalami sein Debüt in der Formel-1-WM. Der Finne JJ Lehto fuhr auf Anhieb auf Rang 5. Einen Formel-1-Rennstall in der Schweiz zu betreiben, war von Anfang an «ein vernünftiger Schritt in die Unvernunft», wie Peter Sauber (heute 74) den Wechsel als Mercedes-Partner in der Sportwagen-WM zum Grand-Prix-Sport einmal bezeichnete hat. Aber nach dem Einstieg 1993 wurde Sauber zu einem vorbildlichen Privatteam, 2001 wurde der vierte WM-Rang erobert.
Ende 2005 übernahm der Autohersteller BMW die Mehrheit an Sauber, Peter Sauber sah seine Mitarbeiter in besten Händen und den Standort Hinwil als gerettet. Doch dann der Schock: BMW stieg auf Ende 2009 aus der Formel 1 wieder aus – obschon der Rennstall 2007 WM-Zweiter und 2008 WM-Dritter wurde. Der Vorstand glaubte nicht mehr an die Nachhaltigkeit der Formel 1.
War es denn ein Fehler, dass er Sauber 2009 für viel Geld von BMW zurückkaufte? «Rein unternehmerisch und wirtschaftlich betrachtet ganz sicher. Aber ich würde es wieder tun. Ich bereue nichts. Vor allem, weil jetzt eine Lösung gefunden wurde. Für die Firma und für die vielen Mitarbeiter.»
Sauber ist damit das viertälteste, heute noch in der Formel 1 vertretene Team hinter Ferrari sowie den beiden englischen Traditionsrennställen McLaren und Williams. Einige Sauber-Fahrer erinnern sich an Schlüsselmoment mit dem Schweizer Rennstall.
Karl Wendlinger (Österreich, bei Sauber 1993–1995)
«Gleich in unserem ersten Jahr in der Formel 1 erlebte ich meinen grossen Sauber-Moment – im vierten Saisonrennen in Imola. Die Aufregung begann, als ich in der Startaufstellung hinter Alain Prost, Damon Hill, Michael Schumacher und Ayrton Senna auf dem doch überraschenden fünften Platz stand. Wegen des Regens starteten wir mit viel Flügel – und ich konnte mit Schumi und Gerhard Berger mithalten. Das war ein toller Kampf, der mir heute noch gut in Erinnerung ist. Weil der Regen kurz nach dem Start aufhörte, wechselten wir bald auf Trockenreifen – und fuhren auf der Geraden mit zu viel Flügel und zu wenig Speed. Beim Überrunden kam Schumi an Aguri Suzuki vorbei, ich nicht. Etwa zehn Runden vor Schluss war ich Vierter, als mich ein Defekt am Motor stoppte. Dennoch oder gerade deshalb werde ich diese Zweikämpfe und dieses Rennen nie vergessen.»
Heinz-Harald Frentzen (Deutschland, 1994–1996 und 2002/2003)
«Als langjähriger Sauber-Fahrer durfte ich viele Highlights miterleben. Mein schönster Moment war jedoch der dritte Platz im Monza-Rennen 1995 – hinter Johnny Herbert und Mika Häkkinen. Für das Sauber-Team und auch für mich war es der erste Podiumplatz in der Formel 1. Diesen Meilenstein feierten wir wie einen Grand-Prix-Triumph. Ich erinnere mich noch sehr genau: In Feierlaune flossen im ganzen Team Freudentränen und natürlich noch viel mehr Champagner. Das ging mir ganz schön an die Gefühle, alles war sehr emotional – ein grandioser, begeisternder Moment, den man nie vergisst.»
Johnny Herbert (England, 1996–1998)
«Eigentlich gibt es viele Momente bei Sauber, die ich nicht vergessen habe – zu viele, es waren gute wie weniger gute. Der Moment, um den es hier geht, geschah sicherlich 1997, wo wir viele gute Rennen zeigten. Da gab es Imola, wo wir von Startplatz 7 aus sehr stark fuhren, gegen Williams und Ferrari um einen Podestplatz kämpften – aber wegen eines Elektrik-Defekts ausfielen. Und da gab es das Rennen auf dem Hungaroring. Ja, das war wirklich ein schöner Moment dort. Zunächst war da nur Startplatz 10. Doch am Ende hatten Jacques Villeneuve, Damon Hill und ich in einem wahrlich grossen Kampf Michael Schumacher geschlagen. Grandios.»
Nick Heidfeld (Deutschland, 2001–2003/2006–2009/2010)
«Befreiend war das erste Podium 2001 im Regen von São Paulo mit anschliessender Bierdusche – auch vor dem Hintergrund des fantastischen Teamerfolgs mit Platz 4 in der Konstrukteurs-Wertung 2001, gemeinsam mit Kimi Räikkönen. Heraus sticht für mich die Saison 2007 mit BMW-Sauber. Wir waren auf dem Weg nach oben und mir passte das Auto. Ich konnte das Potenzial ausschöpfen und war zur Stelle, wenn‘s die Chance für ein Top-3-Ergebnis gab. Mein Highlight ist das Manöver von Bahrain, als ich Fernando Alonso aussen herum, Rad an Rad auf der letzten Rille, überholen konnte. Ich muss selbstgefällig zugeben, dass ich mir diesen Moment dann und wann anschaue – und stolz bin, dass ich dieses BMW-Sauber-Auto fahren durfte.»
Felipe Massa (Brasilien, 2002/2004/2005)
«Meine Zeit beim Sauber-Team war etwas ganz Besonderes, weil ich dort meine Formel-1-Karriere starten konnte. Ich verbrachte insgesamt drei Jahre dort, lebte in der Schweiz und lernte als Fahrer sehr viel dazu. Wir schafften mehrere gute Resultate. Schon in meiner ersten Saison konnte ich im zweiten Rennen punkten. Meinen herausragenden Sauber-Moment erlebte ich beim Kanada-Rennen 2005, als Vierter.»
Robert Kubica (Polen, 2006–2009)
«Ich habe grossartige Erinnerungen an meine Zeit bei Sauber. Einer meiner wichtigsten und schönsten Momente war der erste Podestplatz in der Formel 1, den ich in Monza 2006 mit dem BMW-Sauber-Team feiern konnte. Ich bin Dritter geworden – und das in meinem erst dritten Rennen als F1-Fahrer, nachdem ich vom Ersatz- zum Stammfahrer aufgestiegen war. Ich bin überzeugt, dass dieser dritte Rang ein wichtiger Erfolg für meine weitere Karriere war. Er zeigte auch das Potenzial, das damals im Auto steckte. Mein Sieg beim Kanada-Rennen zwei Jahre später ist zweifellos der Moment, der unvergesslich bleiben wird – nicht nur für mich, sondern auch fürs Team.»
Kamui Kobayashi (Japan, 2010–2012)
«Mein allererstes Podium und das noch dazu bei meinem Heimrennen in Suzuka 2012 – das war natürlich mein Moment bei Sauber und wird wohl für immer eine meiner schönsten Erinnerungen bleiben. Als Dritter im Ziel zu sein und vor allen meinen Fans auf dem Podium zu stehen, das war schon höchst erstaunlich und verblüffend – und das hat wahrlich gut getan in unseren schweren Zeiten nach der Fukushima-Katastrophe 2011. Ich kann es kaum in Worte fassen, was das für ein besonderer Moment für mich war.»
Sergio Pérez (Mexiko, 2011/2012)
«Sauber war mein erstes Team in der Formel 1 und zusammen feierten wir einige grandiose Momente. Mein Highlight war der erste Podestplatz in Malaysia 2012 – auch, weil mir dort eines meiner bisher besten Rennen gelungen ist. Unvergesslich, wie ich dort selbst auf Fernando Alonso im Ferrari Druck ausüben konnte und sogar der Sieg in Reichweite lag. In dem Jahr konnten wir dann in Monza einen weiteren zweiten Rang bejubeln. Es war ein Renntag, an dem alles zusammenpasste und das Auto perfekt lief. Ich achtete sehr auf meine Reifen, was mir half vom zwölften Startplatz nach vorne zu kommen. Wir hatten den Speed für Angriffe und Duelle, alles blieb fair – und ich blieb vor den beiden Ferrari. Es war ein wirklich erfreuliches Monza-Rennen, ein toller Moment.»