Sebastian Vettel (Ferrari/2.) sauer: Zu viele Fehler
Vettel und Räikkönen: Vorne zu liegen, das war kein Vorteil
Als die beiden Ferrari die erste Reihe für den Italien-GP betoniert hatten, explodierte die Haupttribüne: Die Tifosi liessen ihrer Freude freien Lauf. Zunächst schien es, als stünde Sebastian Vettel auf Pole, er brüllte erleichtert in den Funk: «YES!» Dann kam von seinem Renningenieur Riccardo Adami die nüchterne Ansage: «P2, P2. Kimi auf Pole-Position. P1, P2 für uns, gute Arbeit.» Seb trocken: «Wir reden nachher.»
Was meinte Seb damit? Vettel später: «Ich war einfach nicht happy, aber ich werde euch jetzt nicht sagen, warum.» Der Grund mag sein: Vettel konnte nicht von einem Windschatten profitieren wie seine Gegner das in Monza regelmässig taten, vielleicht gingen auch hier die entscheidenden Zehntel verloren. Am Ende fehlten auf Kimi nur 61 Tausendstelsekunden!
Seb über den Grund, wieso sich Räikkönen in der entscheidenden Quali-Phase vor ihm auf der Bahn befand: «Die Reihenfolge ändert immer zwischen uns, und die Reihe war nun mal an Kimi, vom Windschatten zu profitieren.»
Ein englischer Journalist will wissen: Darf Kimi Räikkönen am Sonntag überhaupt gewinnen? Seb, von der Frage sichtlich wenig angetan: «Nun, er hat derzeit die Nase vorne, also gehe ich mal davon aus, dass er das sehr wohl darf. Er will gewinnen, das will ich aber auch, und hoffentlich schafft einer von uns beiden das für Ferrari.»
Wie will Vettel am Sonntag den Spiess umdrehen? «Ich werde wie immer versuchen, beim Start in Führung zu gehen. Aber ich will natürlich auch verhindern, dass Kimi und ich aneinandergeraten.»
Dann spricht Vettel über die verlorene Zeit: «Mit meiner letzten Runde konnte ich nicht zufrieden sein, die letzte Runde war meine grosse Chance auf die Pole, das hat nicht geklappt, aber herzliche Gratulation an Kimi, er ist toll gefahren. Meine Runde war nicht sauber, die erste Schikane nicht, die zweite auch nicht, die beiden Lesmos obendrein nicht, und wenn du so viele kleine Fehler drin hast, dann kommt eben keine Pole dabei heraus. Im Grunde konnte ich von Glück reden, den zweiten Platz herausgefahren zu haben. Ich war heute einfach nicht gut genug.»
«Es ist schwer zu beschreiben, was in dir vorgeht, wenn du die Tifosi siehst, wie sie ausflippen. Auf der Haupttribüne hängen ganz viele Banner, und dann werden immer riesige Ferrari-Flaggen entrollt. Ein Wort sagt auf vielen Bannern alles – „passione“, Leidenschaft. Das spürst du auf keiner anderen Bahn so intensiv wie hier. Monza ist einzigartig, die Fans brüllen uns förmlich nach vorne. Wir wollten hier die erste Startreihe herausfahren, das haben wir geschafft. Das ist der kraftvollste Eindruck von heute, auch wenn ich mit mir selber nicht ganz zufrieden sein kann.»