Budget-Obergrenze: Fortschritte, aber Zweifel bleiben
Ross Brawn
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Sandro Lehnherr aus Osnabrück wissen: «Ich finde, es ist ziemlich ruhig geworden um eine Budget-Obergrenze in der Formel 1. Kommt der Kostendeckel für den Grand-Prix-Sport nun oder nicht?»
Über die Einführung einer Budget-Obergrenze ist im Laufe der Jahre immer wieder gesprochen worden, bislang sind alle Pläne gescheitert, um die Interessen der Rennställe mit einem gesunden Kompromiss unter einen Hut zu bringen. Die Rennställe wollten im Frühling 2018 von der Formel-1-Führung wissen, wie der geplante Kostendeckel umgesetzt werden soll. Antwort: Über einen Zeitraum von vier Jahren soll das Ziel von 150 Millionen Dollar Budget im Jahr erreicht werden. Formel-1-Sportchef Ross Brawn ist klug genug zu wissen: Über Nacht geht die Einführung einer Obergrenze nicht, den grossen Teams muss Zeit gegeben werden, um zu schrumpfen. Ganz abgesehen davon, dass im freien Fluss bleibt, was in diese 150 Millionen eingeschlossen ist und was nicht. Und wie eine solche Grenze überwacht werden soll.
Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting hofft auch, dass mit einer Formel 1, die in Sachen Geldverteilung und Technik mehr Gleichmässigkeit ermöglicht, neue Rennställe in den GP-Sport kommen. «Heute ist das fast unmöglich. Wir arbeiten an Lösungen wie einer gerechteren Geldvergabe und dem Kostendeckel. Standardisierte Teile werden vermehrt. Als Faustregel soll gelten: Ein Teil, das die Leistungsfähigkeit nicht direkt verbessert, kann vereinheitlicht werden.»
Aber Leser Lehnherr hat schon Recht: Viel gehört haben wir von einer Lösung in den vergangenen Wochen nicht. Hinter den Kulissen ging die Arbeit jedoch weiter, wie Ross Brawn auf der Formel-1-Seite enthüllt. «Wir sind im Plan, was die Umsetzung angeht. Wir hatten mit den Rennställen ziemlich konstruktive Gespräche. Der grosse Unterschied zu früheren Versuchen: Unser Deckel wird im Sportgesetz verankert sein.»
Hand in Hand mit dem Deckel geht eine anderer Verteilschlüssel der Preisgelder, wie Ross Brawn betont: «Eine fairere Verteilung wird möglich, indem wir die Kosten senken. Die Situation wird für alle eine bessere sein. Es wird keinen Rennstall geben, der mit unserer Lösung finanziell schlechter gestellt sein wird als vorher.»
Zweifel bleiben, wie Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene im Rahmen einer Medienrunde betonte: «Kosten herunterzufahren, dagegen lässt sich nichts einwenden. Wenn das aber heisst, dass die Formel 1 gleichgeschaltet wird, dann ist das nichts für uns. Rennställe künstlich auf das gleiche Niveau zu zwingen, das entspricht nicht dem Geiste der Hersteller. Um das Interesse an unserem Sport zu erhöhen, müssen wir die Fehler der Vergangenheit analysieren. Ein Kostendeckel ist doch kein Allheilmittel.»