Palmer kritisiert Sebastian Vettels «Anfängerfehler»
Wie heisst es doch so schön: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das durfte Jolyon Palmer während seiner kurzen und erfolglosen GP-Karriere am eigenen Leib erfahren. Der Brite, der 35 GP-Einsätze für das Renault-Team bestritten hat, bevor er vier Rennen vor dem Saisonende 2017 durch den schnellen Carlos Sainz ersetzt wurde, schaffte es nur zwei Mal in die Punkte: 2016 wurde er in Malaysia Zehnter, ein Jahr später holte er in Singapur den sechsten Platz.
Seine Teamkollegen Kevin Magnussen (2016) und Nico Hülkenberg (2017) waren jeweils deutlich schneller als der Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Jonathan Palmer unterwegs. Entsprechend hart fielen die Fragen der Journalisten an den 28-Jährigen aus.
Der ehemalige GP-Pilot und heutige TV-Experte weiss also, wovon er schreibt, wenn er in seiner jüngsten BBC-Kolumne betont: «Die Saison ist unerbittlich – 21 Rennen auf fünf Kontinenten in neun Monaten. Jeden Tag, den die Fahrer an der Strecke verbringen, müssen sie sich den Medien-Fragen stellen, und das kann besonders hart sein, wenn du wie Sebastian Vettel im vergangenen Jahr einen schlechten Lauf hast.»
«Nun werden nur zwei Rennen nach dem Saisonstart die gleichen Fragen noch einmal gestellt – und zwar lauter», weiss Palmer, der klare Kritik am vierfachen Weltmeister übt: «Seine Bahrain-Performance hat viele ernste Fragen aufgeworfen, über die Reihe an Fehlern, die er sich geleistet hat, über seinen Status im Ferrari.Team und über seinen Anspruch, in diesem Jahr zu den WM-Titelkandidaten zu gehören. Ein Dreher im Duell mit Lewis Hamilton und ein Teamkollege, der ihn das ganze Wochenende in den Schatten gestellt hat, ist sicherlich nicht das, was er in diesem Moment brauchte.»
«Vettel kam mit dem Anspruch, die schlechten Erinnerungen an die Saison 2018 vergessen zu lassen, als er einen Crash in Hockenheim und Dreher in Monza, Suzuka und Texas produziert und sich damit um die Chance auf den fünften WM-Titel gebracht hat», erzählt der frühere Renault-Pilot, der auch klarstellt: «Der Dreher von Vettel in Bahrain war ein Anfängerfehler.»
Natürlich seien die Bedingungen schwierig gewesen. «Aber das ist nur eine schwache Erklärung für einen so simplen Dreher», urteilt Palmer. «Hätte ein Rookie aus einem der schwächeren Teams einen solchen Fehler gemacht, wäre er nach dem Rennen die Lachnummer gewesen. Eigentlich ist es undenkbar, dass ein vierfacher Weltmeister sich so anstellt. Klar, Fehler können passieren, aber das war jetzt der vierte Dreher in den letzten zehn GP-Einsätzen. Für einen Titelanwärter ist das inakzeptabel.»