MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Pietro Fittipaldi: Eine etwas unorthodoxe Karriere

Von Andreas Reiners
Pietro Fittipaldi

Pietro Fittipaldi

Pietro Fittipaldi wählt den etwas ungewöhnlicheren Weg ans Ziel. Der Formel-1-Testfahrer von Haas F1 wird sich 2019 in der DTM versuchen, beim Audi-Kundenteam WRT.

Pietro Fittipaldi war exakt zwei Tage zu spät. Weshalb die Pressekonferenz der DTM-Rookies bei den Tests auf dem Lausitzring ohne ihn stattfand. Der 22-Jährige konnte noch relativ unbehelligt durch das Fahrerlager stapfen. Schließlich war es lange offen, ob er 2019 tatsächlich in der DTM mitfährt.

Es klang aber vorher schon durch: Wenn jetzt nichts unfassbar Blödes passiert, wird das Audi-Kundenteam WRT Fittipaldi als zweiten Fahrer präsentieren können.

Als dann auch noch viele Runden und gute Rundenzeiten hinzu kamen, war klar: Die Unterschrift ist wohl nur noch Formsache. Seit Donnerstag gehört Fittipaldi offiziell zum Fahrerfeld: «Ich kann mir keine aufregendere Herausforderung vorstellen. Der Test auf dem Lausitzring ist sehr gut gelaufen. Das DTM-Auto ist anders als alles, was ich vorher gefahren bin», sagte er.

Er nutzte die Zeit, um sich an den Boliden zu gewöhnen und sich an das Limit heranzutasten. «Wir wissen, dass wir noch eine Menge Arbeit vor uns haben und viel zu lernen, aber ich bin enthusiastisch, was das Projekt und das Paket betrifft.»

«Dass der Name Fittipaldi in der DTM ist, ist für die Serie eine großartige Nachricht», sagte Audis Motorsportchef Dieter Gass: «Auch wenn er erst 22 Jahre alt ist, hat er sein Talent bereits in diversen Motorsport-Kategorien bewiesen. Ich bin gespannt, was er im Audi RS 5 DTM erreichen kann.» Klar: Der Nachname des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi klingt gut für eine Serie, die ein bisschen mehr internationale Aufmerksamkeit auch gut gebrauchen kann.

Klar: Sie werden in den kommenden Wochen wieder kommen, die Fragen nach seinem berühmten Großvater, die Pietro oft genug gehört hat. Natürlich wurde er durch ihn inspiriert. Aber nicht nur. «Es ist ein großes Privileg, dass mich die ganze Familie unterstützt, mir Ratschläge gibt und so viel über Motorsport weiß», sagte der Vertreter der dritten Rennfahrer-Generation der Familie.

Er stellt dann auch klar: Zum Motorsport kam er vor allem durch die zweite Generation. Während er aufwuchs schaute er Christian Fittipaldi (Sohn von Emersons Bruder Wilson) und Onkel Max Papis beim Rennen fahren zu, bei den 24 Stunden von Daytona zum Beispiel. Da war Pietro vier Jahre alt. Zu dem Zeitpunkt bekam er sein erstes Go-Kart. Was bedeutete: Feuer frei. Feuer frei für einen etwas ungewöhnlicheren Weg.

Pietro, Sohn von Emerson Fittipaldis Tochter Juliane, suchte sein Glück in den USA, bevor er nach Europa kam. Bis 2012 war er im Kartsport unterwegs, ehe er sich in diversen Formelserien versuchte und erste Erfolge feierte.

2014 gewann er die Protyre Formula Renault Championship, 2015/16 die MRF Challenge Formula 2000, 2017 dann die World Series Formula V8 3.5. Nach einem Test im Langstrecken-Porsche im November 2017 in Bahrain wechselte er als Teilzeit-IndyCar-Fahrer zu Dale Coyne wieder nach Amerika, dazu trat er für Dragon Speed in der Langstrecken-WM an.

Im Mai 2018 zog sich der in Miami geborene Fittipaldi bei einem Unfall in Spa-Francorchamps Beinbrüche zu und musste seine Saison unterbrechen. Die Reha war anstrengend, er lebte im Indianapolis Motor Speedway in seinem Motorhome. Direkt nebenan: Das Medical Center mit IndyCar-Arzt Dr. Trammell und dem Physiotherapeuten. «Ich war jeden Tag sieben bis acht Stunden zur Therapie dort und sie haben fantastische Arbeit geleistet», sagte Fittipaldi.

Ende Juli saß er wieder im Rennwagen, vielleicht ein wenig zu früh, das Bein schmerzte noch. Den ersten Test in einem Formel-1-Renner für Haas verpasste er durch die Verletzung. Ein Rückschlag, der ihn schwer traf. Einige Monate später, im November, bekam er als nun offizieller Test- und Ersatzfahrer die Chance erneut, dazu zuletzt bei den Wintertests in Barcelona und nach dem Bahrain-GP.

Die Königsklasse bleibt das Ziel, die DTM ist auf dem Weg dorthin eine gute Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Er wäre nicht der erste Fahrer, der seine Formel-1-Karriere durch gute Leistungen im Tourenwagen vorantreibt.

Er geht die neue Herausforderung an wie immer: Den größten Druck macht er sich selbst. «Druck wird es immer geben. Ich möchte mich gut schlagen, ich möchte Rennen gewinnen, und ich möchte Titel gewinnen. Niemand kann mich mehr unter Druck setzen als ich mich selbst. Einfach weil ich mich gut schlagen möchte.»


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