Quoten bei RTL: Vettel hat die Zahlen in der Hand
Sebastian Vettel im Gespräch mit Timo Glock
Die Rechnung ist im Grunde sehr simpel. Der Zuschauer will unterhalten werden, egal in welcher Sportart. Er will Spannung. Siege, Tränen, Triumphe. In der Formel 1 konkret noch Zweikämpfe, Rad an Rad, Fahrer gegen Fahrer. Duelle. Drama. Helden.
Hinzu kommt: Ein deutscher Zuschauer fiebert oft mit einem deutschen Fahrer mit. Nicht automatisch, aber oft. Er will sich mit seinem Star identifizieren können. Sich mit ihm freuen, mit ihm leiden. Und am Ende dann jubeln.
Bei Sebastian Vettel gab es seit dem letzten Titel 2013 nicht mehr viel zu bejubeln.
Es zeigte sich in den vergangenen Jahren, dass die Quoten anstiegen, sobald Vettel im Ferrari ernsthaft in den Titelkampf eingriff.
Das Problem: Das tat er zwar schon das eine oder andere Mal, allerdings nie bis zum Ende einer Saison. Stattdessen erdrückte dann ab einem bestimmten Zeitpunkt die Mercedes-Dominanz das Interesse. Und hier zeigte sich, dass auch ein deutscher Autobauer nicht reicht, um die Massen vor die Fernsehgeräte zu locken.
Wodurch dann die Quote wieder absackte. 2019 war Vettel von Anfang an außen vor, und RTL musste mächtig Federn lassen, verlor fast bei jedem Rennen im Vergleich zu 2018. Unter dem Strich schalteten beim Kölner Privatsender im Schnitt 4,05 Millionen Zuschauer pro Rennen ein.
RTL erreichte mit den Grands Prix einen Gesamtmarktanteil von 23,2 Prozent. 2018 kam der Sender auf rund 4,5 Millionen Fans im Schnitt, berichtete auf dem deutschen Markt aber exklusiv – vom Streaming-Angebot der Formel 1 einmal abgesehen, das Fans aber oft mit technischen Problemen verärgerte.
Die Verantwortlichen sind trotz dieser Verluste zufrieden. Das Zuschauerinteresse an der Formel 1 sei ungebrochen und nach wie vor auf einem hohen Niveau, sagt RTL-Sportchef Manfred Loppe. «In der Summe ist die Zuschauerzahl in Deutschland gegenüber dem Vorjahr gleich groß geblieben. Anders jedoch als im letzten Jahr, wo wir die uneingeschränkt exklusiven Übertragungsrechte hatten, mussten wir ein kleines Stück vom Formel-1-Kuchen abgeben. Die Zuschauer, die uns gegenüber dem Vorjahr fehlen, sind ins Pay-TV gegangen.»
Sky hatte 2018 eine Pause eingelegt, der Pay-TV-Sender stieg kurzfristig vor der gerade abgelaufenen Saison wieder in die Live-Übertragung ein und war auf Anhieb auf einem starken Niveau.
Was wohl auch an der immer wieder geäußerten Kritik an RTL liegt, unter dem Strich zu viel Werbung zu zeigen. Diese Kritik und auch die zeitliche Platzierung der Spots wurde vor allem in den sozialen Medien geäußert, aber auch bei uns auf Facebook. Die Verantwortlichen verweisen stets auf die Gegenfinanzierung der Übertragungen durch die Werbung.
Im Schnitt kam Sky auf 467.000 Zuschauer (inklusive SkyGo), 2017 waren es 470.000 gewesen. Was Sky zudem bewies: Interesse besteht auch an den Sessions neben dem Rennen. Kumuliert erreichte Sky mit den drei freien Trainings und dem Qualifying 812.000 Zuschauer, eine Steigerung gegenüber 2017 (damals 780.000 Zuschauer) um vier Prozent.
Das zeigt: Es gibt diverse Faktoren, die eine Quote beeinflussen. Vettels Einfluss ist ohne Frage der größte.
Die Quoten 2019 in der Übersicht:
Australien
1,63 Millionen RTL, 370.000 Sky
Bahrain
4,82 Millionen RTL, 430.000 Sky
China
3,06 Millionen RTL, 460.000 Sky
Aserbaidschan
4,33 Millionen RTL, 420.000 Sky
Spanien
3,68 Millionen RTL, 330.000 Sky
Monaco
4,25 Millionen RTL, 410.000 Sky
Kanada
4,08 Millionen RTL/460.000 Sky
Frankreich
3,41 Millionen RTL/350.000 Sky
Österreich
4,36 Millionen RTL/480.000 Sky
Großbritannien
4,61 Millionen RTL/370.000 Sky
Deutschland
5,37 Millionen RTL/430.000 Sky
Ungarn
4,17 Millionen RTL/470.000 Sky
Belgien
4,53 Millionen RTL/550.000 Sky
Italien
5,26 Millionen RTL/450.000 Sky
Singapur
3,96 Millionen RTL/440.000 Sky
Russland
4,39 Millionen RTL/490.000 Sky
Japan
2,03 Millionen RTL/260.000 Sky
Mexiko
4,71 Millionen RTL/640.000 Sky
USA
3,23 Millionen RTL/340.000 Sky
Brasilien
5,01 Millionen RTL/560.000 Sky
Abu Dhabi
3,26 Millionen RTL/330.000 Sky