Sebastian Vettel & Ferrari: Vieles hängt von 2020 ab
Charles Leclerc und Sebastian Vettel
Charles Leclerc hat sich seine frühe Vertragsverlängerung mit dem ältesten GP-Rennstall der Welt verdient: Ob Siege, Poles, schnellste Rennrunden, Podestplätze oder WM-Rang: Der 22-jährige Monegasse konnte seinen zehn Jahre älteren Stallgefährten Sebastian Vettel in jeder Hinsicht übertrumpfen. Nach dem letzten Saisonlauf in Abu Dhabi durfte er sich in der WM-Tabelle als Vierter vor dem vierfachen Champion einreihen, der seinerseits mit dem fünften WM-Rang Vorlieb nehmen musste.
Der schlaue Heppenheimer weiss selbst, dass er zulegen muss, deshalb übte er sich schon vor dem Saisonfinale in Selbstkritik. Natürlich ist er nicht der Einzige, der seine Leistung bemängelt. Einige Fahrerlager-Experten sagen bereits das Ende der GP-Karriere jenes Fahrers voraus, der zwischen 2010 und 2013 die WM dominiert und die Hälfte seiner 240 bisherigen GP-Einsätze auf dem Podest beendet hat.
So weit möchte David Coulthard nicht gehen, doch er warnt, dass Vettel in diesem Jahr beweisen muss, dass er sein Geld wert ist. Der frühere GP-Pilot erklärte im Reuters-Gespräch: «Ich denke, Sebs Karriere ist Kürzer als zuvor, und viel wird von diesem Jahr abhängen. Wenn Charles weiterhin vorne bleibt, dann macht es für Ferrari finanziell wenig Sinn, so viel Geld in jemanden zu investieren, der als klare Nummer 2 enden könnte.»
Derzeit spiele der 32-jährige Ferrari-Routinier aber noch nicht die zweite Geige, ist sich der Schotte sicher. «Aktuell sind sie gleichberechtigt, aber als er das Jahr in Angriff nahm, hatte er noch die Nase vorne. Und er könnte noch weiter zurückfallen, wie wir es mit Kimi Räikkönen erlebt haben», mahnt der 48-Jährige. Räikkönen holte 2007 mit der Scuderia aus Maranello den Titel, verkam dann aber zur Nummer 2 neben Vettel, bevor er durch Leclerc ersetzt wurde. Der stille Finne ist nun für das Alfa Romeo Racing Team unterwegs.
In den Medien wird bereits über Vettels Nachfolge spekuliert, wobei Daniel Ricciardo einer der Namen ist, die besonders häufig fallen – denn mit Red Bull Racing-Star Max Verstappen hat ein weiterer hochkarätiger Fahrer seinen Vertrag verlängert und ist damit nicht mehr auf dem Markt. Für Coulthard sind die Gerüchte um den Australier, der 2019 eine enttäuschende erste Saison mit dem Renault-Werksteam erlebte, keine Überraschung: «Auch bei ihm hängt viel von diesem Jahr ab, aber ich wäre nicht erstaunt, wenn er bereits mit Ferrari und Mercedes und allen Teams, die ihn beim letzten Mal nicht haben wollten, verhandelt.»