Jean-Eric Vergne: «Hatte nach der F1 kein Geld mehr»
Jean-Eric Vergne
Drei Jahre lang durfte sich Jean-Eric Vergne in der Formel 1 beweisen: 2012 und 2013 kämpfte er an der Seite von Daniel Ricciardo im Toro Rosso-Renner, auch 2014 kämpfte er in den Farben der Red Bull-Nachwuchstruppe aus Faenza, diesmal aber mit Daniil Kvyat als Teamkollegen. Obwohl der Franzose mehr als doppelt so viele Punkte wie der Russe eroberte und auch in der WM-Tabelle vor ihm landete, folgte nach dem dritten GP-Jahr das Aus.
Für Vergne war die Entlassung ein Schock, wie er im L’Equipe-Interview zugibt, obwohl er rückblickend festhält: «Die ganzen Jahre hindurch wurde mir gesagt: ‚Iss das, geh um diese Uhrzeit schlafen, treibe so viele Stunden Sport, sag das, sag jenes nicht, lächle, lach nicht.‘ Ich fühlte mich wie ein Roboter. Ich sage nicht, dass es keinen Spass mehr machte, wenn man ins Cockpit stieg, aber man ist nicht mehr man selbst.»
Der 29-Jährige aus Pontoise übt sich auch in Selbstkritik: «Als ich in die Formel 1 aufstieg, war ich sehr jung und voller Tatendrang, ich hatte viele Rennen und schon ein paar Titel gewonnen und dachte, ich wäre der König, der alle schlagen würde. Doch mein erstes Jahr mit Toro Rosso war sehr schwierig. Es hiess dann, ich sei zu negativ, nie zufrieden und nie mit einem Lächeln unterwegs. Und es stimmte auch, es dauerte zu lange, bis ich begriff, dass man lächeln sollte.»
Der unliebsame Anruf von Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko über die anstehende Entlassung kam bereits während der Sommerpause. «Ich war mit meiner Familie zusammen und die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Alle meine Träume waren in einem Augenblick zerschlagen», erinnert sich Vergne.
Und der zweifache Formel-E-Meister gesteht: «Als ich die F1 verliess, hatte ich kein Geld mehr. Ich war dumm, ich habe alles ausgegeben, und ich habe bei Red Bull nicht viel Geld verdient. Die Leute denken, dass man reich ist, weil man in der Formel 1 fährt. Aber weil ich mich für einen Millionär hielt, habe ich alles ausgegeben. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um wieder zu einer normalen Einstellung zu gelangen.»