Mattia Binotto (Ferrari): Stallorder bleibt ein Thema
Ferrari und das heikle Thema Stallorder: Wir blenden ein Jahr zurück. Zu Beginn der Saison 2019 sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, der Team-Leader heisse Sebastian Vettel, der junge Charles Leclerc müsse sich unterordnen. Wir haben in der Folge einige Male erlebt, wie der Monegasse am Funk maulte, wenn er Platz machen musste, es gab jedoch auch die umgekehrte Situation, und Sebastian Vettel war ebenso wenig angetan von Anweisungen vom Ferrari-Kommandostand, bitteschön einen Platz preiszugeben.
Für Mattia Binotto war klar: Das muss 2020 besser gelöst werden. Bei einem Medientermin in Maranello sagte der 50jährige Italiener im vergangenen Dezember: «Es wird keine Stallorder geben, die Fahrer dürfen frei nach dem Titel jagen, vorerst. Wir haben nur eine Vorschrift – das Team hat Priorität. Mindestens zu Beginn des Jahres haben Sebastian und Charles freie Fahrt. Jeder soll den Anspruch ausleben können, sich die beste Ausgangslage zu sichern, das ist am gerechtesten so.»
Binotto schränkt jedoch ein: «Vettel und Leclerc gehen auf Augenhöhe in die Saison 2020. Aber ihnen muss klar sein, dass keiner über dem Team steht. Eine Kollision wie in Brasilien ist nicht akzeptabel, sonst ziehen wir die Zügel wieder an. Wenn sich im Laufe der WM herausstellt, dass der eine Fahrer klar vorne liegt, dann schätzen wir die Situation neu ein. Sollte also der Moment kommen, an dem wir in Sachen Fahrer-WM auf einen Piloten setzen müssen, um unsere Chancen zu maximieren, dann werden wir das auch tun.»
Wie will Binotto sicherstellen, dass sich seine beiden Alpha-Tiere an eine Vorgabe vom Kommandostand halten? Mindestens in Bahrain und Russland hat das nicht funktioniert. «Ich finde, die Anweisungen damals waren nicht richtig», antwortet Binotto. «In Bahrain tat Leclerc gut daran, an Seb vorbeizugehen, weil er ohnehin der Schnellere war. Es wäre falsch gewesen, ihn weiter hinter Vettel zu halten. In Sotschi hingegen war es keine gute Idee, die Reihenfolge kurz nach dem Start drehen zu wollen, wo doch Hamilton in der Nähe ist. Also wollten wir das später tun.»
«Warum sich Vettel und Leclerc an die Anweisungen halten werden? Weil ihnen klar ist, dass sie für ein Team fahren und dass sie auf Andere angewiesen sind. Es liegt an uns, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Anweisungen zu geben. Da haben wir gepatzt, das müssen wir besser machen.»
Im Rahmen der Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ist Binotto auf das Dauerthema Stallorder angesprochen worden. Der Teamchef vertieft: «Es stimmt, dass beide auf Augenhöhe in die Saison 2020 gehen. Aber ich würde nicht sagen, dass sie komplett frei sind. Sofern es die Situation erfordert und dem ganzen Rennstall dienlich ist, wird es Anweisungen geben. Aber die Situation dazu muss schon sehr klar sein.»
«Ich bin davon überzeugt, dass unsere beiden Fahrer 2019 begriffen haben, wie sie sich auf der Piste verhalten sollen. Ich glaube auch, dass sich Seb und Charles inzwischen viel besser kennen. Ich bin sehr zufrieden mit den Gesprächen, die wir geführt haben. Ihren ist klar, was sie tun müssen.»
Wintertest 1 in Barcelona (19.–21. Februar 2020)
1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:15,732 FR C5
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11, 1:16,516 FR C5
3. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,091 DO C5
4. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:17,102 FR C4
5. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,338 FR C4
6. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,347 DO C3
7. Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,427 FR C4
8. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:17,469 FR C5
9. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,516 MI C3
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20, 1:17,574 FR C4
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT01-Honda, 1:17,783 FR C4
12. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:17,842 MI C3
13. Alexander Albon (T), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,912 DO C2
14. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF1000, 1:18,154 DO C4
15. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,168 DO C3
16. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,289 MI C3
17. Romain Grosjean (F), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,380 FR C3
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes, 1:18,382 MI C3
19. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:18,386 MI C3
20. Lando Norris (GB), McLaren MCL35-Renault, 1:18,454 FR C3
21. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,466 MI C3
MI = Mittwoch 19.2., DO = Donnerstag 20.2., FR = Freitag 21.2.
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