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Coronavirus: Vietnam-GP wie China verschoben?

Von Mathias Brunner
So dürfte die Rennanlage von Vietnam auch weiterhin aussehen – leere Tribünen, kein Rennen

So dürfte die Rennanlage von Vietnam auch weiterhin aussehen – leere Tribünen, kein Rennen

​Die Organisatoren des Vietnam-GP bereiten sich auf die F1-Premiere vor, als würden am 3. April Rennwagen auf die Strecke gehen. In Wahrheit ist die Verschiebung des Anlasses nur eine Frage der Zeit.

Der Coronavirus bringt auch in der Formel 1 das Leben komplett durcheinander: Da war zunächst die Absage, pardon – die Verschiebung des Grossen Preises von China. Das Rennen hätte am 19. April stattfinden sollen, seither wird versucht, einen späteren Zeitpunkt für den WM-Lauf von Shanghai zu finden. Angesichts des ohnehin straffen Kalenders der Formel 1 wird das ein hartes Stück Arbeit. China steht inzwischen bei fast 81.000 Erkrankten mit 3158 Todesfällen.

Dann gaben die Bahraini bekannt, dass ihr Rennen unter Ausschluss der Fans stattfinden wird. Noch steht der Termin vom 22. März. Aber der eingeschränkte Flugverkehr zwischen Dubai und Bahrain erschwert die Logistik. Die Formel 1 reagiert mit mehr Charter-Maschinen. Bahrain gibt 189 Fälle von Coronavirus-Erkrankungen zu. Die Teams verringern die Anzahl von Fachkräften vor Ort, auch das Formel-1-Management reist mit einer Rumpfmannschaft. Es wird keine Gäste der Rennställe geben, der exklusive Paddock-Klub ist geschlossen. Die Stimmung in der Wüste von Sakhir wird gespenstisch sein.

In Australien wird die Lage immer düsterer. Das Land weist 127 Krankheitsfälle auf, drei Menschen sind dem Coronavirus erlegen. Vier Mitarbeiter des Formel-1-Zirkus befinden sich in Isolation, in ihren Hotelzimmern. Es handelt sich um zwei Fachkräfte von Haas, einen von McLaren, einen von Williams. Sie wurden alle auf das Virus getestet, die Ergebnisse sollen am Donnerstag vorliegen.

Fragen werden lauter, ob es wirklich eine gute Idee sei, unter diesen Vorgaben eine Veranstaltung mit mehr als 300.000 Menschen auf engem Raum durchzuführen. Ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zur nächsten Person wird da schwierig. Die Organisatoren haben bereits die beliebten Autogrammstunden mit den Stars gestrichen.

Gena Kenny hat eine Online-Petition ins Leben gerufen, welche die klare Botschaft an die Gesundheitsbehörden von Victoria hat: Kein Grand Prix! Sie ist der Ansicht, dass dieser Anlass ein Gesundheitsrisiko darstellt. Stand kurz nach 15.00 Uhr europäischer Zeit haben sich rund 10.000 Menschen ihrer Meinung angeschlossen und diese Petition unterzeichnet.

Und dann haben wir Vietnam. Offiziell läuft die Vorbereitung auf die GP-Premiere vom 5. April nach Plan. Es ist zu bezweifeln, ob die offiziellen Zahlen der Regierung in Sachen Coronavirus der Wahrheit entsprechen. Da ist von lediglich 38 Erkrankungen die Rede.

Jetzt wäre einzuwenden: Würden diese Zahlen stimmen, dann wäre die Situation auf dem Papier weniger schlimm als in Bahrain oder Australien. Aber die verschärften Einreisebestimmungen von Vietnam sind ein starker Hinweis darauf, dass eine Verschiebung des Rennens kaum zu vermeiden ist.

Formel-1-CEO Chase Carey ist nach Hanoi geflogen, um mit den Vietnamesen zu verhandeln. Seitens der Formel-1-Führung und der GP-Organisatoren gibt es bislang keine Antwort, wie diese Verhandlungen verlaufen sind. Der Fotograf Paren Raval hat auf Twitter eine Text-Nachricht veröffentlicht, wonach die Entscheidung bereits gefallen sei – das Rennen werde auf unbestimmte Zeit verschoben. Das solle aber erst am 15. März bestätigt werden. Raval beruft sich auf eine Quelle innerhalb der GP-Organisation.

Bestätigt ist hingegen: Italienische Staatsbürger müssen sich nach Ankunft auf vietnamesischem Staatsgebiet umgehend in eine Quarantäne von 14 Tagen begeben. Für elf weitere Länder gilt Visumpflicht, zuvor war ein Visa-freies Einreisen möglich. Unter diesen Ländern sind auch Grossbritannien und Deutschland zu finden. Wer derzeit versucht, aus diesen Ländern ein Visum-Formular auszufüllen, kommt auf der entsprechenden Internetseite nicht weiter.

Unter diesen Umständen ist die Durchführung eines Formel-1-Laufs, zwei Wochen nach dem Geisterrennen von Bahrain, unmöglich.

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