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CoV2-Eindämmung: Jeder muss seinen Beitrag leisten

Von Günther Wiesinger
Einpacken und abwarten: Der Motorsport muss bis zur Eindämmung der Coronavirus-Verbreitung ruhen

Einpacken und abwarten: Der Motorsport muss bis zur Eindämmung der Coronavirus-Verbreitung ruhen

Mindestens bis Ende Mai müssen sich die Motorsportfans voraussichtlich gedulden, bevor es mit den Rennen weitergeht. Jammern nützt nichts. Die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ist wichtiger als der Sport.

Die weltweit völlig unübersichtlich gewordene Situation im Zusammenhang mit dem Virus SARS-CoV2 bringt die Menschen in vielen betroffenen Ländern an ihre Belastungsgrenze. Einerseits müssen alle Betroffenen ihre Gesundheit und die ihrer Angehörigen schützen, anderseits soll eine gewisse Normalität aufrecht erhalten und das berufliche Fortkommen gesichert werden.

Die Racing Teams aller erdenklicher Motorsport-Serien, die Sponsoren, die Werke, die Veranstalter, die Zuschauer, die TV-Anstalten – niemand kann abschätzen, wann wieder Motorsport-Events im üblichen Rahmen durchgeführt werden können.

Panikmache muss vermieden werden, aber eines steht fest: Im März und April wird sich kein Rennen durchführen lassen, wahrscheinlich auch im Mai nicht, denn die Verbreitung des Virus SARS-CoV2 hat den Höhepunkt außerhalb von China noch nicht erreicht.

Deshalb sind auch Wettbewerbe im Mai schwer vorstellbar.

Zu rigoros sind die Reisewarnungen, zu viele Grenzen werden geschlossen, zu viel Flüge und Bahnverbindungen werden gestrichen. Die Situation verschärft sich von Stunde zu Stunde. Die Lufthansa hat schon 23.000 Flüge gestrichen und will den Flugbetrieb womöglich bald ganz einstellen.

Und alle Illusionisten, die vor wenigen Tagen noch fröhlich nach Spanien zu Testfahrten gereist sind oder in den nächsten Wochen nach Jerez oder Valencia reisen wollten, müssen langsam den Ernst der Lage erkennen.

Der Circuito de Jerez wurde vorsorglich mal für 15 Tage gesperrt.
In der Schweiz sind alle Events mit mehr als 50 Personen verboten, auch in Restaurants und Bars dürfen sich maximal 50 Personen aufhalten – inklusive Personal.

Die Krisenstäbe sämtlicher Motorsport-Verbände in aller Welt beraten rund um die Uhr. Aber niemand kann agieren, nur reagieren, denn die Regierungen und Gesundheitsbehörden und Innenminister haben das Sagen.

Die Grenzen werden verriegelt

Wer sich vor fünf Tagen noch eingebildet hat, Italien werde allen Geschäftsreisenden (also auch allen Mitgliedern von internationalen Rennteams) blitzartig irgendwelche Ausnahme-Genehmigungen erteilen, muss aufwachen.

Erstens gibt es dafür keine Beamten und keine Behörden, zweitens würden die Reisenden nicht weit kommen. Österreich und die Schweiz haben die Grenzen nach Italien abgeriegelt. Auch der deutsche Innenminister Seehofer denkt über verstärkte Grenzkontrollen nach. Tschechien und die Slowakei haben ihre Grenzen schon dicht gemacht. Andere Staaten werden dem Beispiel folgen.

Vor einer Woche posaunten die Politiker noch: «Der Virus kennt keine Grenzen. An Grenzschließungen ist deshalb nicht zu denken.» Selbst die Mediziner müssen die Einschätzung der Gefahr täglich revidieren.

In Österreich wurde das Paznauntal mit den Skigebieten Ischgl und Galtür sowie St. Anton am Arlberg gestern zum Sperrgebiet erklärt, weil dort zu viel Menschen angesteckt worden sind.

US-Präsident Donald Trump hat sich über den Coronavirus vor wenigen Tagen noch lustig gemacht, jetzt ist er womöglich selber infiziert – und ruft jetzt den nationalen Notstand aus. Eine Woche nach Kalifornien und Texas.

Reichlich spät wurden in den Vereinigten Staaten gestern die Supercross-WM und das Daytona 200 abgesagt.

Viele Motorsport-Veranstaltungen sind für Spanien vorgesehen (allein vier MotoGP-Events und die Superbike-Events). Aber allein gestern wurden in Spanien 1188 Neuerkrankungen gemeldet, bisher werden 36 Todesopfer beklagt. Aber manche Teammitglieder aus Spanien berichten, das soziale Leben gehe in Spanien fröhlich weiter – die Bedrohung wird nicht ernst genommen.

Auch in manchen Ländern wie in Großbritannien wird die Bedrohung weiter auf die leichte Schulter genommen. Boris Johnson wollte ja 350 Millionen Pfund (!) pro Woche, die er durch den Brexit einspart, ins britische Gesundheitswesen stecken.

Jetzt ist davon nichts mehr zu sehen und zu hören. Es war eine Lüge.

Auch in Italien wurde die Lage anfangs offenbar nicht ernst genug genommen. Jetzt gilt seit dem Wochenende das ganze Land als «rote Zone». Es werden in Südtirol selbst Fußgänger in Parks und Radfahrer bestraft, wenn sie sich nicht an den Hausarrest halten.

Das gilt auch für alle gesunden Personen ohne Symptome. Kein Wunder: Italien hält bei 17.660 erkrankten Menschen. Am 21. Februar waren es noch 200. Allein gestern starben in Italien 250 Menschen am Covid-19-Virus.

Radfahren dürfen in Italien laut Regierungsdekret nur noch Menschen, die damit ihr Geld verdienen – also die Radprofis. Aber die befinden sich großteils längst in den nördlichen Nachbarländern.

Den Beteiligten bleibt momentan nichts anderes übrig, als die Entwicklungen der nächsten Wochen abzuwarten. Hochrechnungen auf Basis des SARS-Virus haben ergeben: Der SARS-CoV2 wird sich weiter verbreiten, auch in China wurde die Verbreitung erst nach zwei Monaten eingedämmt.

Dass in diesem Jahr 20 MotoGP-Events und 22 Formel-1-GP stattfinden können, daran glaubt kein Mensch mehr.

Die Verbände FIM und FIA werden einem Rumpfprogramm zustimmen müssen. Die existierenden Vorschriften bezüglich Mindestanzahl von Rennen für die Vergabe von Weltmeistertitel werden in dieser Notsituation wegen «force majeure» (höhere Gewalt) angepasst werden müssen.

Bisher ist zum Beispiel im Vertrag zwischen Dorna Sports und FIM eine Mindestanzahl von 13 Grand Prix vorgesehen.

Niemand kann abschätzen, vor welchem Szenario wir in zwei Monaten global stehen.

Momentan gibt es für die Menschen Wichtigeres als Fußball, Motorsport und andere Hobbys.

Selbst die ältesten Menschen können sich nicht an ähnlich rigorose Verordnungen erinnern. So strenge Ausgeh- und Versammlungsverbote, Hotelsperren, ab 15 Uhr zugesperrte Restaurants und Bars habe es nicht einmal im 2. Weltkrieg gegeben, versicherte mir heute eine 91-jährige Verwandte.

Aber besondere Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.

Es soll uns nichts Schlimmeres widerfahren als ein paar Wochen ohne Sportanlässe, ohne Theater, Kino, Fitness-Center, Schwimmbad, Skiurlaub, Städtereise und so weiter.

Ein neuer Begriff macht die Runde – «social distancing». Also verringern wir die Sozialkontakte. Wir werden es ein paar Wochen durchhalten.

Wir sind es unseren Kindern schuldig.

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