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Ex-FIA-Präsident Max Mosley: «GP-Saison absagen»

Von Mathias Brunner
Der frühere FIA-Präsident Max Mosley

Der frühere FIA-Präsident Max Mosley

​Der frühere FIA-Chef Max Mosley ist der Ansicht, dass man die Formel-1-Saison 2020 absagen sollte. Die Austragung von Geisterrennen sind für den 80jährigen Engländer keine Option.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn klammert sich an die Hoffnung, dass mit etwas Glück im weiteren Verlauf des Jahres vielleicht noch WM-Läufe stattfinden könnten. «Wenn wir überhaupt daran denken wollen, 2020 noch Rennen auszutragen, dann muss das ab Oktober passieren. Sonst macht es keinen Sinn mehr. Es gibt auch den Plan, eine stark verkürzte Saison sehr spät zu beginnen und dann in den Januar 2021 fortzusetzen. Die Möglichkeit von GP-Wochenenden aus nur zwei Tagen bleibt bestehen.»

Auch der Franzose Jean Todt (74) will nicht aufgeben. Der Präsident des Autosport-Weltverbands FIA und frühere Ferrari-Direktor sagt: «Ich glaube wirklich daran, dass wir wieder Rennen fahren werden – aber es wird Zeit brauchen.»

Der Spanier Carmelo Ezpeleta, CEO der Sportmarketing-Agentur Dorna Sports S.L., sprach in einem Aufsehen erregenden Interview mit SPEEDWEEK.com offen über das «worst case»-Szenario: 2020 wird womöglich oder sogar aller Voraussicht nach kein MotoGP-Rennen stattfinden. Der 74-Jährige aus Barcelona erklärte: «Wir befinden uns im Krieg. Nach dem Ende dieses Krieges werden wir die Kampfgebiete begutachten und bewerten, wie es in den verschiedenen Ländern aussieht. Und dort werden wir mit Sicherheit überall andere Situationen und Vorschriften vorfinden als vor der Coronakrise. Dann müssen wir nachdenken und beratschlagen, was wir machen können. Wenn wir Pech haben, müssen wir alle restlichen 19 Grand Prix von 2020 absagen. Wie gesagt: Nur wenn es sicher ist, können wir noch über einzelne Rennen in diesem Jahr nachdenken. Aber die oberste Prämisse: Wir dürfen die Gesundheit keines einzigen Menschen gefährden.»

«Bevor wir keine Impfstoffe haben, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, wird es sehr schwierig oder gar unmöglich sein, Grands Prix und andere Großveranstaltungen zu organisieren. Selbst wenn sich das Leben wieder ein bisschen normalisieren sollte, werden die Reiseverbote in allen Ländern aufrecht bleiben», ist sich Ezpeleta bewusst. «Wenn es nicht so wäre, wären sie verrückt. Es wird also nicht gehen, dass eine große Anzahl von Menschen ein Fussballmatch live miterlebt, einen MotoGP-Event oder sonst eine Großveranstaltung besucht.»

«Ich bin nicht sehr zuversichtlich, dass wir die Möglichkeit haben werden, die GP-Saison 2020 durchzuführen. Auch wenn wir weiter emsig daran arbeiten. Wir fassen alle erdenklichen Lösungen ins Auge», ergänzte der Spanier.

Todts Vorgänger Max Mosley sieht hingegen keinen Sinn darin, monatelang auf eine Entscheidung zu warten. Der 80jährige Engländer – von 1993 bis 2009 FIA-Chef – sagt gegenüber der dpa: «Die GP-Saison 2020 sollte abgesagt werden. Dann hätten die Teams und die Rennveranstalter Sicherheit, um planen und Massnahmen ergreifen zu können. Zurzeit sind sie in der Schwebe und viele verlieren Geld. Mit Abwarten riskiert man, die Lage zu verschlimmern, ohne die Sicherheit zu haben, dass man etwas gewinnt.»

Die Austragung von Geisterrennen sind für den 80jährigen Engländer keine Option. «Das wäre eine finanzielle Katastrophe für die meisten Rennveranstalter. Auch die Verkürzung der Grand-Prix-Wochenenden und mehrere WM-Läufe auf einer Strecke würden nur geringe Auswirkungen auf die Kosten haben.»

«Es wäre besser für die FIA und die Rechteinhaber, jetzt zu handeln und die Chance zu nutzen, die Formel 1 neu zu organisieren und zu strukturieren, um sie auf eine solidere finanzielle Basis für die Zukunft zu stellen.»

Mosley bezweifelt, dass der vorgeschlagene Budgetdeckel von rund 150 Millionen Dollar pro Jahr viel bringen wird. «Das Problem der Ungleichheit kann so nicht gelöst werden, weil die vorgeschlagenen Budgets ausserhalb der Reichweite der meisten der kleineren Teams sind. Zudem gibt es bei den geplanten Regeln zu viele Ausnahmen.»

Ursprünglich war eine Budget-Obergrenze von 175 Millionen US-Dollar angedacht, zusätzlich 1 Million pro Grand Prix bei einer Saison über 21 WM-Läufe hinaus. In diesen 175 Millionen NICHT eingeschlossen sind: Aufwand für Marketing, Gehälter der Fahrer, Kosten für kulturelle Posten (etwa den Betrieb alter GP-Rennwagen), Boni, Abschreibungen und Amortisation, Kosten, die mit der Formel 1 nichts zu tun haben, Anmeldegebühr des Teams und Superlizenzgebühr der Fahrer, Gehälter der drei bestbezahlten Angestellten (abgesehen von den Piloten).

McLaren-CEO Zak Brown hat angeregt, die Obergrenze deutlich zu senken, um die Rennställe zu entlasten. Der Kalifornier sähe sie lieber bei 150 Millionen, was dann über den Zeitraum von drei Jahren schrittweise auf 120 Millionen gesenkt würde.

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