Hilfe für GP-Teams: Preisgeld in der Coronakrise
Liberty Media-Vorstandschef John Malone, CEO Greg Maffei und Formel-1-CEO Chase Carey
Keine Formel-1-Rennen, kein frisches Preisgeld für die zehn Grand-Prix-Teams. Viele Leser fragen sich: Wie viel rennfreie Zeit kann sich ein Team leisten? McLaren-Teamchef Andreas Seidl sagte dazu: «Es ist kein Geheimnis, dass die finanzielle Situation angespannt ist. Weil unser Preisgeld zum grössten Teil davon abhängt, dass wir Rennen fahren. Aber mit den ganzen im Team getroffenen Massnahmen, also Kurzarbeit, Lohnkürzungen, Verlängerung des Lockdowns im Werk, haben wir alles getan um sicherzustellen, dass wir das Team schützen und durch die Krise kommen. Natürlich gibt es Unsicherheit. Denn keiner kann heute sagen, wie viele Rennen wir 2020 noch fahren können. Und davon hängt nun mal ab, wie hoch unsere Einkünfte sind. Grundsätzlich lautet der Grundsatz – jedes Rennen, das wir fahren können, ist gut für uns.»
Claire Williams hat gewarnt: «Wir verbringen viel Zeit mit Sitzungen, mit der FIA und Formula One Management, um Mittel und Wege zu finden, aus dieser Krise unversehrt herauszukommen. Für uns als unabhängigen Rennstall wird es kritisch. Wir müssen 2020 unbedingt Rennen fahren um zu überleben. Aber das können wir nur dann tun, wenn es aus gesundheitlicher Sicht zu verantworten ist.»
Einst gehörte die Formel 1 ihrem Baumeister Bernie Ecclestone und seiner Familie, dazu Banken und Investmentfirmen. Im September 2016 erwarb das US-amerikanische Medienunternehmen «Liberty Media Corporation» für 1,1 Milliarden Dollar jene 18,7 Prozent Anteile an der «Formula One Group», die von den Investoren von CVC Capital gehalten wurden. Liberty Media, 1991 vom Unternehmer John Malone gegründet, beschäftigt 4500 Menschen und setzt im Jahr rund 8 Milliarden Dollar um.
Im Januar 2017 übernahm Liberty Media die F1-Gruppe vollständig, für 4,4 Milliarden Dollar, dazu übernahm Liberty Verbindlichkeiten in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar. Bernie Ecclestone als Geschäftsleiter musste gehen, sein Nachfolger als Formel-1-CEO wurde Chase Carey.
2019 haben die zehn Formel-1-Teams rund eine Milliarde Dollar an Preisgeld erhalten. 2020 jedoch ist alles anders: Wir haben noch keinen einzigen Grand Prix erlebt, die Welt steckt tief in der Coronakrise, und niemand wagt vorherzusagen, wann endlich wieder gefahren werden kann.
Das sieht auch Liberty Media-CEO Greg Maffei ein. In einer Telefonkonferenz hat der US-Amerikaner bestätigt, dass finanzielle Soforthilfe an einzelne Rennställe geflossen ist: «Es geht darum sicherzustellen, dass die Teams zahlungsfähig bleiben. Wir sind bereit für weitere Finanzspritzen, zudem arbeiten wir an anderen Massnahmen, um Teams zur Seite zu stehen, die Hilfe brauchen.»
Maffei hat nicht gesagt, an wen diese Vorabzahlungen gingen. Der Spitzenmanager weiter: «Wir sind auf alle Optionen gefasst, was einen Saisonstart angeht. Wenn wir Geisterrennen austragen müssen, dann sinkt natürlich unser Profit, vielleicht verdienen wir auch gar nichts. Aber wir sind finanziell genügend stabil aufgestellt, um das zu überstehen.»
Preisgelder in der Formel 1 werden gestaffelt ausbezahlt. Grundsätzlich gilt: Je besser die Platzierung im Konstrukteurs-Pokal, desto mehr Geld erhält ein Rennstall. Dazu kommen Bonus-Zahlungen. Mit Ferrari wurde eine jährliche Sonderzahlung von mehr als 70 Millionen Dollar ausgehandelt. Die Weltmeister-Rennställe Mercedes-Benz, Red Bull Racing und Williams kommen ebenfalls in Genuss spezieller Boni.
Ferner haben wir eine Grundzahlung von 35 Millionen pro Jahr für alle Teams, dazu die angesprochene, leistungsbedingte Zahlung, basierend auf den Ergebnissen aus dem Vorjahr (für 2019 gelten also die Resultate von 2018). Weltmeister Mercedes kam dabei auf mehr als 60 Millionen Dollar, der WM-Letzte Williams auf 15.
Zusammengerechnet erhielt Ferrari 2019 mehr als 200 Millionen Dollar ausbezahlt, Weltmeister Mercedes fast 180, Red Bull Racing 150. Knapp über 50 Millionen Dollar gingen an Toro Rosso (heute AlphaTauri) und Sauber (heute Alfa Romeo Racing).