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Coronakrise: Liberty Media brechen Einnahmen weg

Liberty-Media-CEO Greg Maffei (hellblaues Hemd) und Formel-1-CEO Chase Carey (mit Schnauzbart)

Liberty-Media-CEO Greg Maffei (hellblaues Hemd) und Formel-1-CEO Chase Carey (mit Schnauzbart)

Liberty Media muss sich als Inhaber der kommerziellen Formel-1-Rechte auf riesige Verluste einstellen: Weniger Rennen, geringere Einnahmen pro Grand Prix, reduzierte Erlöse aus dem Verkauf von TV-Rechten.

Die Einnahmen im Formel-1-Sport stammen vor allem aus vier Quellen: Antrittsgebühren der Rennveranstalter, Erlös aus dem Verkauf der Fernsehrechte, Geld durch Bandenwerbung, durch den Verkauf von Grand Prix Namensrechten (zu Beispiel Gulf Air in Bahrain, die VTB-Bank in Russland) und von den Seriensponsoren, das sind in der Königsklasse DHL, Emirates, Heineken, Rolex, Pirelli und Aramco.

Durch die Gebühren zur Austragung eines WM-Laufs werden ca. 30 Prozent der Einnahmen erwirtschaftet. Diese Gebühr variiert von Rennen zu Rennen stark. Monaco beispielweise bezahlt als Sonderfall überhaupt nichts, Läufe wie Silverstone erhalten Sonderkonditionen, weil sie nicht durch öffentliche Gelder mitgetragen werden. Dafür ließ sich die Stadtregierung von Valencia den attraktiven Hafen-Grand Prix einst 27 Millionen Euro pro Jahr kosten.

Staatlich finanzierte Rennen wie etwa in Abu Dhabi, Vietnam, Aserbaidschan oder Russland spülen mehr als 30 Millionen Dollar in die Kasse. Auch in Zandvoort stehen die Regierung und die Behörden hinter dem Event. Der Verkauf der TV-Rechte macht für Liberty rund 40 Prozent der Einnahmen aus, die Werbepartner zahlen rund 15 Prozent ein.
 
Doch 2020 ist in der Coronakrise alles anders. Geplant waren einmal so viele Rennen wie noch nie, 22 WM-Läufe, das hätte eine Rekordsumme an Antrittsgeldern eingebracht. Nun spricht Formel-1-CEO Chase Carey von 15 Rennen bis 18 Rennen, das wirkt realitätsfremd, hat aber einen Grund.
 
Erst wenn 15 WM-Läufe absolviert sind, fließen die TV-Gelder in voller Höhe. Nachverhandlungen sind programmiert: Etwa in jenem Fall, wenn Carey im Herbst gewisse Rennen als Zweitages-Veranstaltungen durchführen will, um eine hohe Schlagzahl an unmittelbar aufeinander folgenden Wochenenden zu halten. Ein volles Programm aus Trainings am Freitag und Samstag sowie dem Rennen am Sonntag sind elementarer Vertragsbestandteil. Weniger Action auf der Rennstrecke bedeutet für die TV-Stationen weniger Sendezeit, die mit Werbung finanziert werden kann.
 
Alle Grands Prix in Europa müssen als Geisterrennen durchgeführt werden. Damit entfällt die Antrittsgebühr, denn dem Veranstalter entgehen die Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten. Es gibt auch keine Einnahmen durch Gästebesuch im Paddock-Club. Links und rechts brechen Liberty Media die Einkünfte weg.
 
Um den Verlust weniger dramatisch zu gestalten, wird Chase Carey versuchen, möglichst viele Rennen auszutragen, bei denen die Antrittsgebühr hoch ist und wo im Herbst vielleicht sogar mit Zuschauern gefahren werden kann, was der US-Amerikaner nicht ausschließen will.

Das Problem der Formel 1: Dieses Ziel ist beweglich, weil niemand vorhersagen kann, wie sich die Corona-Situation in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt. Aus heutiger Sicht sind WM-Läufe in den USA, Russland, Mexiko oder Brasilien schwer vorstellbar.
 
Neben finanziellen und meteorologischen Aspekten (Montreal im Oktober nachholen geht nicht, es ist zu kalt) gibt es auch moralische Fragezeichen: Sport soll den Menschen Freude bereiten, also ist ein Schritt zurück Richtung Normalität in Form eines Autorennens grundsätzlich etwas Positives.
 
Doch es kann jederzeit etwas schiefgehen: Denn es gondeln 2000 Fachkräfte für die Formel 1 um die Welt, die konstant auf den SARS-CoV-2-Virus getestet werden müssen. Beim missglückten Saisonbeginn in Melbourne hat die Formel 1 viel Kritik dafür einstecken müssen, weil der Tross überhaupt nach Australien reiste und die F1-Verantwortlichen und der Autosport-Weltverband FIA vor der Corona-Realität zu lange die Augen verschlossen.
 
Formel-1-CEO Chase Carey muss zugeben: «Wir müssen uns um sehr viele Hürden kümmern, und keiner von uns weiß, was beim Kampf gegen diesen Virus noch alles auf uns zukommt.»
 
Greg Maffei, CEO von Liberty Media, fügt hinzu: «Wir sind auf alle Optionen gefasst. Wenn wir Geisterrennen austragen müssen, haben wir keinen Profit mehr. Aber wir sind finanziell stabil genug aufgestellt, um das zu überstehen.»

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