Piero Ferrari, Sebastian Vettel: Schwierige Situation
Piero Ferrari, Ferrari-CEO Louis Camilleri, Sebastian Vettel und Ex-Ferrari-Präsident Luca Montezemolo
Ferrari und das Dauerthema Stallorder: Wir blenden ein Jahr zurück. Zu Beginn der Saison 2019 sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, der Team-Leader heisse Sebastian Vettel, der junge Charles Leclerc müsse sich unterordnen. Wir haben in der Folge einige Male erlebt, wie der Monegasse am Funk maulte, wenn er Platz machen musste, es gab jedoch auch die umgekehrte Situation, und Sebastian Vettel war ebenso wenig angetan von Anweisungen vom Ferrari-Kommandostand, bitteschön einen Platz preiszugeben. Immer wieder gab es Knatsch, bis zur unrühmlichen Kollision der zwei Streithähne in Brasilien.
Im Rahmen der Wintertests auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya wurde Binotto auf das Dauerthema Stallorder angesprochen. Der Teamchef vertiefte: «Es stimmt, dass beide auf Augenhöhe in die Saison 2020 gehen. Aber ich würde nicht sagen, dass sie komplett frei sind. Sofern es die Lage erfordert und dem ganzen Rennstall dienlich ist, wird es Anweisungen geben. Aber die Situation dazu muss schon sehr klar sein.»
«Ich bin davon überzeugt, dass unsere beiden Fahrer 2019 begriffen haben, wie sie sich auf der Piste verhalten sollen. Ich glaube auch, dass sich Seb und Charles inzwischen viel besser kennen. Ich bin sehr zufrieden mit den Gesprächen, die wir geführt haben. Ihren ist klar, was sie tun müssen.»
Aber seither hat sich die Ausgangslage ein wenig geändert. Denn Ferrari und Vettel haben bestätigt: Nach der Saison 2020 trennen sich ihre Wege. Ein Schelm, er dabei denken könnte: Was soll sich Vettel in der wegen Corona verkürzten Saison um Stallorder scheren?
Das spürt auch Piero Ferrari, der 75jährige Sohn von Firmengründer Enzo Ferrari. In der Zeitung «Il Resto del Carlino» sagt Ferrari: «Wir haben einen jungen Fahrer, der Hoffnung und Enthusiasmus symbolisiert. Da bin ich sehr optimistisch. Was Sebastian Vettel angeht, so muss Teamchef Mattia Binotto eine Situation verwalten, die offensichtlich schwierig und aussergewöhnlich ist. Weil uns Vettel am Ende der Saison verlässt. Ich weiss nicht, wie mein Vater damit umgegangen wäre, aber er hat immer gesagt – kein Angestellter ist grösser als der Rennstall, auch der beste Rennfahrer nicht.»
Wie sich Sebastian Vettel verhalten wird, wenn es hart auf hart geht, werden wir erst erfahren, wenn die Saison beginnen kann.