Protest Renault gegen Racing Point: So geht es weiter
Zweckorientiert – das Motto der FIA passt zum Fall
Die Regelhüter des Autosport-Weltverbands FIA haben viel Arbeit. Sie müssen sich unter Vielem mehr um den Protest von Renault gegen Racing Point kümmern, den die Franzosen am Abend nach dem Grossen Preis der Steiermark eingereicht haben. Die Spezialisten von Renault glauben, dass die Bremsbelüftung am 2020er Racing Point der Lösung am 2019er Mercedes entspreche. Die FIA hat Mercedes darum gebeten, die entsprechenden Teile des letztjährigen Silberpfeils einzureichen, samt Konstruktionszeichnungen.
Wie geht es nun weiter? Grundsätzlich handelt es sich beim Protest aus der Steiermark um eine Momentaufnahme. Da Racing Point die Bremse unverändert weiterverwendet, kann Renault theoretisch auch in Ungarn gegen die Pink-Panther protestieren. Und in Silverstone. Und in Spanien.
FIA-Techniker Nikolas Tombazis: «Renault oder ein anderes Team hat das Recht zu neuen Protesten, und so lange es kein Urteil gegen Racing Point gibt, hat dieser Rennstall das Recht, diese Bremsbelüftung weiter zu verwenden. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass wir weitere Proteste erleben – bis diese Angelegenheit erledigt ist.»
Tombazis weiter: «Gemäss Reglement hat Racing Point bis zu drei Wochen Zeit, um die Verteidigung zu formulieren. Aber ich glaube nicht, dass sie so lange brauchen. Die Rennkommissare schauen sich dann die Vorwürfe von Renault an, die Verteidigung von Racing Point und die Einschätzung der FIA-Experten. Unter normalen Umständen müssten wir innerhalb von 24 Stunden eine Antwort haben, das sollte vor dem ersten GP-Wochenende in Silverstone möglich sein.» Also Ende Juli.
«Sollte einer der beiden Rennställe mit dem Urteil nicht einverstanden sein, kann er die Sache ans Internationale Berufungsgericht weiterziehen. Darauf müssten sich die Parteien erneut vorbereiten. Wir reden hier von einem realistischen Termin Ende August, und ein Urteil von diesem Gremium wäre das letzte Worte in dieser Angelegenheit.»
In Ungarn arbeitet ein anderes Rennkommissar-Quartett als in Österreich. Dr. Gerd Ennser und Felix Holter (beide Deutschland), der frühere Formel-1-Fahrer Emanuele Pirro (Italien) und Walter Jobst (Österreich) waren am zweiten Red Bull Ring-Wochenende im Einsatz; in Ungarn sind es die Kommissare Ennser, Loïc Bacquelaine (Belgien), Derek Warwick (England) und Lajos Herczeg.
Wird auch am Hungaroring protestiert, bleibt die Sache allerdings in den Händen der Kommissare vom Red Bull Ring.