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Ross Brawn übers Kopieren: Liste für die Fotografen

Von Mathias Brunner
Ross Brawn in Melbourne 2019

Ross Brawn in Melbourne 2019

​Formel-1-Sportchef Ross Brawn übers heikle Thema Kopieren, in Bezug auf den Protest von Renault gegen Racing Point. Brawn gibt zu: «Früher gab ich Fotografen eine Liste, was ich alles genauer sehen will.»

Die FIA befasst sich derzeit mit zwei Protesten von Renault gegen Racing Point, eingereicht jeweils am Abend nach den WM-Läufen der Steiermark und von Ungarn. Die Franzosen wollen vom Autosport-Weltverband wissen, ob die Bremsbelüftungen am pinkfarbenen Racing Point RP20 reglementskonform sind. Renault hat den Verdacht, dass es sich hier um eine reine Kopie der Lösung am 2019er Mercedes handle. Racing Point-Teamchef Otmar Szafnauer bleibt gelassen: «Wir haben 886 verschiedene Konstruktionszeichnungen unserer Bremsbelüftungen vorzuweisen.»

Formel-1-Sportchef Ross Brawn (65) sagt in seiner Nachbetrachtung des Ungarn-GP zu diesem Fall: «Es hat immer schon Rennställe gegeben, die unerwartet stark auftreten, und Racing Point tut das derzeit. Sie machten schon zu Beginn des Wochenendes einen sehr konkurrenzfähigen Eindruck, sie konnten aus Startreihe 2 ins Rennen gehen, und ich bin überzeugt – sie waren am Sonntagabend enttäuscht davon, dass sie aus dieser guten Ausgangslage keinen Podestplatz gemacht haben.»

«Wenn du dich da vorne unter die grossen Jungs mischst, dann stehst du besonders unter Beobachtung. Jede Bewegung und Entscheidung ist massgeblich.»

«Was den Protest angeht, so ist mein Standpunkt einfach: Kopieren gehört zum normalen Vorgehen in der Formel 1. Jeder Rennstall hat Fotografen beauftragt, die Tausende von Digitalbildern schiessen, welche dann von den Ingenieuren analysiert werden; mit dem Ziel, die besten Ideen abzukupfern. Das war bei uns auch so. Von mir erhielten die Fotografen jeweils eine Liste, was ich alles genauer sehen will.»

«Racing Point hat das nur konsequent durchgezogen und einen überaus gründlichen Job gemacht. Ich kenne kein Team in der Boxengasse, welches nichts von einem Rivalen abgeguckt hat. Wenn ich alle Technikchefs aufreihe und sage, der solle die Hand heben, der rein gar nichts von Anderen kopiert habe, dann würden alle Hände unten bleiben. Ich jedenfalls habe ganz sicher von Gegnern kopiert.»

«Im vergangenen Jahr hatte Racing Point Zugang zu 2019er Bremsbelüftungen von Mercedes, weil diese Teile damals nicht zu den so genannten ‚listed parts’ gehörten, zu den Teilen also, die heute ein Rennstall selber entwerfen und bauen muss. Aber Racing Point würde beim Design der 2020er Einlässe sicher nicht das ganze Know-how über Bord kippen, das sie 2019 mit diesen Teilen erhalten haben. Aus meiner Sicht wäre es unlogisch, hätten sie das alles aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Das Ganze ist ein heikles Problem und für die FIA-Experten eine echte Knacknuss.»

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