Christian Horner: «Als ich Senna und Mansell traf»
Silverstone ist kein Rennen wie jedes andere für Christian Horner. Der britische Grand Prix ist für Red Bull Racing das Heimrennen, mit dem Rennwagenwerk von Milton Keynes nur 25 Minuten von der Traditionsbahn entfernt. Und für einen jungen Piloten namens Christian ergab sich 1991 in Silverstone ein Tag, den Horner nie vergessen wird.
«Meine kraftvollste Erinnerung an die Formel 1 der 90er Jahre war dieser Besuch in Silverstone», sagt der heute 46-Jährige. «Ich hatte meinen Führerschein noch nicht lage und fuhr diesen VW-Käfer, den ich aussehen lassen wollte wie einen Sportwagen. Also mit einem Porsche-Heckflügel und seitlichen Auspuffrohren.»
«Damals war Goodyear noch in der Formel 1, und die Amerikaner hatten einen zweitägigen Reifentest organisiert, einen Monat vor dem Grand Prix. Ich war nicht das erste Mal in Silverstone. Ich hatte dort schon Johnny Herbert in einem Formel-3-Auto erlebt, und ich kann mich an Eddie Irvine in einem Formel Ford erinnern, aber noch nie hatte ich GP-Rennwagen aus der Nähe gesehen.»
«Also schwänzte ich die Schule und düste nach Silverstone. Ich fand ein Loch im Zaun, zwängte mich durch und schaffte es bis in die Boxengasse. Jetzt, wo ich so weit gekommen war, würde mich nichts in der Welt wieder wegbringen!»
«Ich stellte mich vor die Box von Williams, Nigel Mansell war am Testen. Der 1991er Wagen war phänomenal schnell – ein Auto aus der Feder unseres heutigen Technikchefs Adrian Newey. Ich traf Nigel, und er widmete mir viel Zeit.»
«Als ich danach im Fahrerlager herumschlenderte, kam mir Ayrton Senna entgegen! Der Brasilianer bemerkte meine Jacke, sie stammte von einem Kart-Team, für das ich gefahren war. Ayrton erkannte den Kart-Hersteller, und so begannen wir ein Gespräch über Karting.»
«Ich war im Himmel! Nicht nur dass ich meinen Helden Mansell getroffen hatte, ich sprach auch mit der Ikone Senna. Als ich mit meinem Käfer nach Huase fuhr, hätte ich nicht glücklicher sein können. Meinen Leistungen in der Schule hatte der Ausflug gewiss nicht geholfen, aber was für ein Tag!»
«Wenn wir heute nach Silverstone zurückkehren, dann wird sich alles seltsam anfühlen. Das beginnt mit den Fans, die nicht da sind. Silvertone ist einzigartig. Die Fans richten sich in einer normalen Welt schon am Anfang der Woche auf den Campingplätzen ein, und dann wird tagelang Party gemacht, völlig ungeachtet des Wetters. Für mich sind das die wohl besten Fans der Welt. Vor leeren Tribünen zu fahren, das wird hier besonders merkwürdig sein.»
«Die ersten drei WM-Läufe haben mir gezeigt: So bald gefahren wird, vergisst du, dass wir Geisterrennen zeigen. Du bist so im Renngeschehen gefangen, dass du das schlicht ausblendest. Erst wenn die Zielflagge gefallen ist und die Siegerehrung stattfindet, merkst du wieder, wie still alles ist.»