Mattia Binotto (Ferrari) in Gefahr? Das sagt der Chef
Mattia Binotto und John Elkann
Ferrari steckt in der Krise, und viele Fachleute sind der Ansicht – vielleicht ist Mattia Binotto als Ferrari-Teamchef überfordert. Der frühere Formel-1-Fahrer Timo Glock gab zu bedenken: «Letztlich ist Mattia Binotto in der Führungsposition, und meistens, wenn etwas schiefgeht, steht in der Pflicht, wer den Laden lenkt.»
Der Chef vom Teamchef heisst John Elkann. Der vor 44 Jahren in New York geborene Spitzenmanager übernahm den Posten des Ferrari-Präsidenten im Sommer 2018, als Sergio Marchionne den Kampf gegen seine Krankheit verlor. In einem Gespräch mit den Kollegen der Gazzetta dello Sport spricht Elkann über Mattia Binotto und die Lage von Ferrari.
Elkann stärkt Binotto den Rücken: «Mattia hat in der Rennabteilung von Ferrari vor einem Jahr das Heft in die Hand genommen. Er besitzt jede Kompetenz und jeden Charakterzug, um für Ferrari eine neue Sieges-Ära einzuleiten. Er war schon mit Jean Todt und Michael Schumacher bei Ferrari; er weiss, wie man gewinnt. Ich habe vollstes Vertrauen zu Mattia Binotto.»
Zu Sebastian Vettel meint Elkann: «In den vergangenen zehn Jahren haben wir mit Piloten wie Fernando Alonso gearbeitet und mit Sebastian Vettel, die beide schon Champions waren. Es ist schwierig, einen neuen Zyklus aufzubauen und jemanden um Geduld zu bitten, der schon gewonnen hat; in Gegensatz zu einem Fahrer, der eine grosse Zukunft vor sich hat. Wir haben die Arbeit begonnen für etwas von Dauer, und das zeigt sich auch in diesem Fünfjahresvertrag mit Charles Leclerc, was es bei Ferrari noch nie gegeben hat. Das Auto wird mit Leclerc und Carlos Sainz wachsen.
Aber Elkann beschönigt auch nichts: «Ja, wir durchschreiten eine schwierige Periode. Wir haben seit 2007 keine Fahrer-WM mehr gewonnen und seit 2008 keine Markenmeisterschaft. Siegeszyklen entstanden aufgrund der aerodynamischen Überlegenheit von Red Bull und aufgrund der fabelhaften Hybridmotor-Technik von Mercedes.»
«Wir hatten eine strukturelle Schwächen, seit längerem, und wir haben Motorleistung eingebüsst. Die Realität ist, der Wagen ist nicht konkurrenzfähig. Aber wir giessen hier das Fundament für ein starkes Ferrari, wenn sich 2022 die Regeln ändern.»
«Die Tifosi leiden mit uns. Deshalb ist es wichtig, ehrlich zu ihnen zu sein. Ein langer Weg wartet auf uns. Aber ich habe in den vergangenen zehn Jahren keinen so starken Geist des Zusammenhangs erlebt bei Ferrari.»