Ärger um Brasilien-GP: «Erfundene Gründe» für Absage
In Brasilien gibt es Ärger um die Absage
Rohonyi hat durch einen Brief von der Absage erfahren, die am Freitag offiziell verkündet worden war. Neben Brasilien wurden auch die Läufe in den USA, Kanada und Mexiko aufgrund der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie abgesagt.
In dem Schreiben wurde die derzeitige Rate von COVID-19-Infektionen im Land angeführt, außerdem hieß es, dass fünf Teams besondere Bedenken hinsichtlich einer Reise nach Brasilien geäußert hatten.
Interlagos hat in der Liberty-Media-Ära eine schwierige Beziehung zur Formel 1. So hatten die Formel-1-Bosse festgestellt, dass der mit Bernie Ecclestone vereinbarte Vertrag bedeutete, dass die Brasilianer von 2018 bis 2020 keine Gebühr zahlen mussten.
Dieser Vertrag endet in diesem Jahr und ein neuer ist noch nicht in Kraft. Seit rund 30 Jahren ist der WM-Lauf auf dem Autódromo José Carlos Pace im Interlagos-Stadtteil von São Paulo fester Bestandteil der Formel-1-Weltmeisterschaft.
Die Verlängerung des Vertrags mit Sao Paulo über 2020 hinaus wurde in Frage gestellt, weil in der Millionenstadt Stimmung laut wurden, die forderten: Keine öffentlichen Gelder für Luxusveranstaltungen wie die Formel 1, das Geld lieber ins Wohl der Bevölkerung stecken, das Rennen müsse aus privater Hand finanziert werden.
2020 wäre also der vorerst letzte GP gewesen, und die Absage schlägt hohe Wellen. Rohonyi betont, dass die von der Formel 1 angegebenen Gründe nicht passen, und behauptet, dass die Infektionsrate in der Region Sao Paulo im Vergleich zu anderen Ländern nicht so schlecht sei, wie behauptet.
«Diese Absage hat uns nicht überrascht, aber die Gründe können wir nicht akzeptieren», sagte er und spricht von «sehr guten Zahlen. Wenn man die Zahlen von Sao Paulo, sogar von ganz Brasilien, proportional zu England betrachtet, sind sie viel besser.»
In Brasilien haben sich bislang fast 2,4 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert (Quelle: worldometers), mehr als 86.000 Menschen sind daran gestorben. In Sao Paulo selbst gibt es fast 500.000 Infizierte.
Rohonyi wettert trotzdem: «Es ist eindeutig eine fast erfundene Argumentation, das Rennen abzusagen.» Er ist davon überzeugt, dass man eine sichere Veranstaltung hätte organisieren können.
«Die Vereinbarungen enthalten nur eine Klausel, die es einer der beiden Parteien ermöglichen würde, den Vertrag abzubrechen, und nichts davon ist höhere Gewalt. Wir nehmen Rechtsberatung in Anspruch, weil wir massive Verluste erleiden.»
Rohonyi sagt, dass die Stadt durch die Absage ihr Gesicht verloren hat, und fügt hinzu, dass es rechtliche Konsequenzen geben könnte, weil öffentliche Gelder für die Modernisierung der Strecke für eine Veranstaltung ausgegeben wurden, die nicht stattfinden wird.
Acht Millionen Dollar wurden laut Rohonyi investiert. Und da der aktuelle Vertrag endet, wird es in Interlagos möglicherweise nie wieder einen Grand Prix geben.