Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Iñaki Rueda (Ferrari): «Vettel hätte punkten müssen»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Iñaki Rueda in Melbourne 2018

Sebastian Vettel und Iñaki Rueda in Melbourne 2018

​Der 42jährige Ferrari-Chefstratege Iñaki Rueda spricht über das Imola-Wochenende und hält den Finger dorthin, wo es wehtut. Der Madrilene sagt schonungslos, was bei Ferrari schiefgelaufen ist.

Die GP-Nachbesprechnung mit Iñaki Rueda ist etwas, das hätte es unter Maurizio Arrivabene als Ferrari-Teamchef nicht gegeben. Der ehemalige Zigarettenverkäufer umgab den berühtesten Rennstall der Welt mit einer Mauer des Schweigens. Nicht nur italienische Berichterstatter verzweifelten. Arrivabenes Nachfolger Mattia Binotto ist nicht erfolgreicher, aber seine Unternehmenskultur erlaubt es immerhin, über Fehler zu sprechen.

Damit sind wir zurück beim 42jährigen Madrilenen Iñaki Rueda, der bei Ferrari als leitender Rennstratege arbeitet. Der Spanier blickt zurück auf den Trainingssamstag: «Wir hatten nur 90 Minuten freies Training, bevor es am Nachmittag bereits in die Qualifikation ging. Das bedeutete, dass das grundlegende Vorgehen passen musste. Wir waren uns klar – der bessere Reifen, um den Grand Prix zu beginnen, ist der mittelharte Pirelli. Denn die weiche Mischung der Mailänder neigte zum Körnen. Unser Ziel bestand also darin, dass unsere Fahrer im zweiten Quali-Segment ihre schnellste Zeit mit der mittelharten Mischung fahren und gemäss Reglement mit diesem Reifentyp ins Rennen gehen.»

«In Portugal hatte dies mit Charles Leclerc geklappt. Aber dann haben wir beim ersten Lauf in Q2 gemerkt, dass wir in Imola zu wenig schnell sind und Gefahr laufen, nicht unter die ersten Zehn zu kommen. Also haben wir umgestellt auf die weichen Walzen, Leclerc hat dann den Sprung in die Top-Ten geschafft, Seb ganz knapp nicht.»

«Es ist ein wenig merkwürdig. Charles haben zum vierten Startplatz nur 114 Tausendstelsekunden gefehlt, so aber war er Siebter, mit dem weichen Reifen. Aus strategischer Sicht wäre für ihm ein elfter Startplatz wie für Pérez besser gewesen, denn ab jenem Rang hast du freie Reifenwahl.»

«Wir haben uns früh auf eine Einstoppstrategie festgelegt. Denn du verlierst in Imola durch einen Stopp 27 Sekunden – noch mehr Verlust entsteht durch einen Reifenwechsel nur in Singapur. Das allerdings hiess auch: Wenn ein Pilot mit dem weichen Reifen losfährt, dann ist die Gefahr gross, dass er nach seinem Stopp in Verkehr gerät. Das war auch ein Grund, wieso wir mit Charles versucht haben, Daniel Ricciardo zu unterschneiden.»

«Wir holten Charles also herein, und da wir das schon in Runde 13 taten, war es klar, dass wir den harten Pirelli aufziehen müssen. Wir glaubten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass der mittelharte Reifen 50 Runden lang halten würde.»

«Später sahen wir anhand des langen ersten Rennteils von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen – das hätte wohl geklappt. Der harte Reifen ist schwieriger aufzuwärmen als der mittelharte. Letztlich hat das Unterschneiden von Ricciardo nicht geklappt, das war ein Fehler, aber nach einem Rennen bist du immer schlauer.»

«Vettel seinerseits fuhr auf mittelharten Reifen los und fand einen schönen Rhythmus. Als es in der Runde 30 eine virtuelle Safety Car-Phase gab, haben wir mit dem Gedanken geliebäugelt, seinen Stopp vorzuziehen. Er wäre vor Leclerc auf die Bahn gekommen. Aber die Neutralisation war recht kurz, und letztlich konnte nur Lewis Hamilton davon profitieren.»

«Also liessen wir Vettel wie geplant länger draussen, und er konnte schön Ränge gutmachen. Leider gab es dann ein Problem mit der Radmutter links vorne. Das kostete mehr als zehn Sekunden und jede Chance auf WM-Punkte. Das hat Vettel nicht verdient – mit solch einem guten Rennen hätte er punkten müssen.»

«Was die letzte Safety Car-Phase wegen Verstappen angeht, so haben wir schnell befunden, dass wir Leclerc draussen lassen sollten. Gewiss, Charles hat einen Rang verloren gegen Daniil Kvyat, aber Leclerc konnte zum Schluss den fünften Platz behaupten, obschon er Pérez auf frischen, weichen Reifen im Rückspiegel hatte. Diese Entscheidung von uns war richtig.»

Emilia Romagna-GP, Imola

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:28:32,430 h
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +5,783 sec
3. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +14,320
4. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +15,141
5. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +19,111
6. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +19,652
7. Carlos Sainz (E), McLaren, +20,230
8. Lando Norris (GB), McLaren, +21,131
9. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +22,224
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +26,398
11. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +27,135
12. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +28,453
13. Lance Stroll (CDN), Racing Point, +29,163
14. Romain Grosjean (F), Haas, +32,935
15. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +57,284
Out
   George Russell (GB), Williams, Crash
   Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, Reifenschaden
   Kevin Magnussen (DK), Haas, Aufgabe
   Esteban Ocon (F), Renault, Getriebe
   Pierre Gasly (F), AlphaTauri, Wasserleck

WM-Stand nach 13 von 17 Rennen

Fahrer
1. Hamilton 282 Punkte
2. Bottas 197
3. Verstappen 162
4. Ricciardo 95
5. Leclerc 85
6. Pérez 82
7. Norris 69
8. Sainz 65
9. Albon 64
10. Gasly 63
11. Stroll 57
12. Ocon 40
13. Kvyat 26
14. Vettel 18
15. Nico Hülkenberg (D) 10
17. Räikkönen 4
16. Giovinazzi 4
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0

Marken
1. Mercedes 479
2. Red Bull Racing 226
3. Renault 135
4. McLaren 134
5. Racing Point 134
6. Ferrari 103
7. AlphaTauri 89
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0



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