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Williams-CEO Jost Capito: «Zurück an die Spitze»

Von Mathias Brunner
​Seit 1. Februar 2021 arbeitet der Deutsche Jost Capito als Geschäftsleiter des Williams-Rennstalls. Der 62jährige Neunkirchener sagt, wie er den Traditionsrennstall vom letzten Platz wegbringen will.

Williams erfindet sich neu: Im vergangenen Sommer hat die US-amerikanische Investment-Firma Dorilton Capital das Team «Williams Grand Prix Engineering» übernommen, Firmengründer Sir Frank Williams und seine Tochter Claire haben mit dem operativen Geschäft seit Anfang September 2020 nichts mehr zu tun.

Matthew Savage, Vorsitzender von Dorilton Capital und auch von Williams, erklärte zunächst den Interims-Chef Simon Roberts zum Teamchef, kurz vor Weihnachten gab Savage bekannt, wer neuer Geschäftsleiter von Williams wird: der frühere VW Motorsport-Chef Jost Capito.

Savage sagte: «Jost ist eine erfahrene und ehrgeizige Persönlichkeit, die erfolgreiche Teams aufgebaut hat, er ist ein Gewinnertyp. Er versteht das Williams-Erbe und wird mithelfen, unser langfristiges Ziel zu erreichen, wieder an die Spitze zurückzukehren.»

Der Neunkirchener Capito begann seine Karriere als Motoringenieur bei BMW Mitte der 80er Jahre. 1989 wechselte er ins Management der Motorsportabteilung von Porsche, 1996 in die Geschäftsleitung des Formel-1-Rennstalls Sauber. Ab 1998 war er bei den Schweizern CEO. Im Oktober 2001 nahm er ein Angebot von Ford an und bekleidete in der Folge verschiedene Posten, jahrelang war er Motorsport-Chef von Ford Europa. Für Ford holte er den Rallye-WM-Titel 2006 und 2007. Ab Mai 2012 wurde Capito Leiter von VW Motorsport, unter seiner Leitung holte Volkswagen drei Rallye-WM-Titel bei Fahrern und Marken.

Als McLaren Group-CEO Ron Dennis anklopfte, konnte Capito nicht widerstehen und nahm ab 1. September 2016 den Job des Geschäftsleiters des Formel-1-Teams an. Doch dann kam es bei McLaren zum Umsturz: Der langjährige Teilhaber, Teamchef und Geschäftsleiter Ron Dennis wurde zur Seite geschoben, der Kalifornier Zak Brown kam – nach nur einem knappen halben Jahr verliess Capito McLaren. Am 1. Juni 2017 übernahm Capito die Leitung der Volkswagen R GmbH und der Volkswagen Zubehör GmbH. Nun kehrt er in die Formel 1 zurück.

Capito sagt: «Williams Racing ist eine Ikone des Formel-1-Rennsports. Dieses Team hat sich im Laufe der Jahre den Ruf erarbeitet, durch Entschlossenheit, Innovation, Leidenschaft und Rennhandwerkskunst zum Erfolg zu gelangen. Höhen und Tiefen gehören zur Geschichte jedes Spitzenrennstalls, beide sind starke Motivatoren.»

«Aber frühere Erfolge zählen nichts. Wir zeigen unseren Wagen in frischen Farben, um unseren Neuanfang zu dokumentieren. Die Farben sind teilweise ein Knicks vor der Vergangenheit, sie sollen aber auch modern und zukunftsgerichtet sein. Wir haben den unumstösslichen Willen, Williams zurück an die Spitze zu führen. Dabei sind wir uns bewusst, dass wir am Anfang einer langen Reise stehen, mit noch sehr viel Arbeit, die vor uns liegt. Doch wir glauben, dass wir 2020 die richtigen Wichen gestellt und erste Fortschritte erreicht haben. Auf diesem Weg muss es 2021 weitergehen.»

«Wir haben in den letzten Jahren erlebt, wie McLaren langsam wieder der Spitze näherrückt. Es gibt für mich keinen Grund, wieso wir mit Williams nicht den ähnlichen Weg gehen sollten.»

«Wir haben lange darüber diskutiert, wie unser Auftritt aussehen sollte. Die Farben sollen an die guten alten Zeiten erinnern und an das reiche Erbe dieses Rennstalls. Das Design soll aber auch zeigen, dass wir jetzt einen markanten Schritt nach vorne machen. Es ist frisch, es ist einzigartig, es ist Williams.»

Teamchef Simon Roberts: «Ich finde, der Wagen sieht sehr schön aus. Er stellt diese Übergangsphase dar, in welcher wir uns befinden.»

Jost Capito: «Als CEO will ich alle Mitarbeiter einschliessen. Es geht nicht darum, in eine Firma zu kommen und erklären zu wollen, wie die Welt funktioniert. Es geht darum, im Teamwork zu entscheiden, was der richtige Weg ist und sich Ziele zu setzen, die erreichbar sind.»

«Wir haben eine umfangreiche Strategie erarbeitet für kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Denn natürlich können wir uns nicht einfach hinstellen und sagen – ab 2022 wollen wir Rennen gewinnen. Wir haben uns vielmehr realistische Zwischenziele gesetzt und wollen eins ums andere erreichen. Dazu gehört auch, neben dem Einsatz an den Rennstrecken in Sachen Ausrüstung des Rennwagenwerks nachzulegen.»

«Ich glaube fest daran, dass wir die richtigen Leute bei Williams haben, um wieder Erfolge einzufahren. Ich erkenne eine Belegschaft in einer überaus faszinierenden Mischung. Wir haben Leute mit sehr viel Erfahrung, die teilweise dreissig Jahre oder länger für Williams arbeiten. Und wir haben ganz junge Leute, die frisch von der Uni gekommen sind. Ich halte das für die perfekte Mischung, um nach vorne zu kommen. Wir müssen nur alles in Einklang bringen. Das Know-how ist da, die Leidenschaft ist da, dank Dorilton Capital sind die erforderlichen Ressourcen da. Ich bin überzeugt, dass wir Williams nach vorne bringen. Sonst würde ich nicht hier sitzen. Ich empfinde es als grosse Ehre, ein so tolles Team wie Williams in die Zukunft zu führen.»

«Das Ziel für 2021 ist simpel: Im Feld vorrücken und jede Chance beim Schopf packen. Wir sehen dann 2022 mit der neuen Rennwagengeneration als enorme Chance, einen grossen Schritt nach vorne zu machen. Aber wir haben den Kopf nicht in den Wolken. Wir wissen, dass sehr viel Arbeit notwendig sein wird, um Williams eines Tages wieder siegen zu sehen. Und das ist unser langfristiges Ziel.»

Teamchef Simon Roberts: «Wir haben mit dem B-Modell viel Gewicht gespart, mit dieser Arbeit bin ich sehr zufrieden. Wir haben auch den Filmtag schon hinter uns. Da hat alles funktioniert, leider hatten wir das typisch englische Regenwetter. Aber ein Test ist das natürlich nicht. Wo wir wirklich stehen, können wir erst in Bahran zu erahnen beginnen.»

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