Tyrrell 6-Rad: So sähe der irre Rennwagen heute aus
Der Sechsrad-Tyrrell P34 (Project 34) war 1976 eine Sensation. Mitte der 70er Jahre war es noch möglich, eine so revolutionäre Entwicklung komplett geheim zu halten, und als der Wagen präsentiert wurde, fielen den eingeladenen Gästen bei Teamgründer Ken Tyrrell fast die Augen aus dem Kopf.
Konzipiert wurde der Wagen, um dem Wind weniger Widerstand entgegen zu stellen, dazu wurden der Vorderachse vier kleine Räder verpasst. Der Renner war recht erfolgreich (Sieg von Jody Scheckter 1976 in Schweden), aber schon 1977 war das modifizierte Auto nicht mehr konkurrenzfähig – es mangelte an Weiterentwicklung der kleinen Vorderräder.
Die damaligen Piloten Jody Scheckter und Patrick Depailler standen dem Sechsrad-Fahrzeug völlig unterschiedlich gegenüber. Der Südafrikaner fand ihn rundweg lächerlich, der Franzose liebte ihn.
Der Doppelsieg in Anderstorp (Schweden) war der Höhepunkt eines Autos, dessen Konzept zum eigenen Niedergang werden sollte – Goodyear war in ein heftiges Reifenduell mit Michelin verwickelt, es standen zu wenig Kapazitäten zur Verfügung, die kleinen Vorderreifen für Tyrrell auf dem Stand der mächtigen Hinterreifen zu halten. Die zu harten Mischungen vorne führten zu chronischem Untersteuern, das zusätzliche Gewicht an der Vorderachse (vier Aufhängungen, vier Bremsanlagen) half dabei wenig.
Im Rahmen des «CarFest» in Laverstoke Park (England) 2013 klemmte sich der heutige Bio-Bauer Scheckter nochmals hinters Lenkrad und sagte anschliessend: «Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass der Sechsräder nicht mein Lieblingsauto war. Aber niemand wird bestreiten, dass er bis heute eines der meistbestaunten Formel-1-Fahrzeuge ist. Ich mochte den Wagen nicht, aber so schlimm kann es wohl nicht gewesen sein, wenn ich damit in Anderstorp gewonnen habe und in der WM 1976 Dritter wurde.»
Der Autodesigner Samir Sadikhov hat sich die Frage gestellt: Wie sähe der Sechsrad-Tyrrell heute wohl aus? Er hat vor kurzem seine Studien auf seinen sozialen Netzwerken veröffentlicht, auch auf Twitter. Ergebnis: Der Wagen fasziniert auch im frischen Look.
Doch es bleibt leider alles graue Theorie: Im modernen FIA-Reglement für die Formel 1 ist verankert, dass ein Rennwagen nicht mehr als vier Räder haben darf.
Mehr über die Arbeit von Samir Sadikhov auf samirsadikhov.com