F1 im Pay-TV: «Werden von Fall zu Fall entscheiden»
Die Formel 1 gibt es in Deutschland fast nur noch im Pay-TV
2020 haben bei RTL und auf Sky 4,5 Millionen Menschen im Schnitt pro Rennen vor dem Fernseher gesessen. Die Quote wird in diesem Jahr massiv einbrechen, da die Formel 1 hinter der Bezahlschranke verschwindet.
Bis auf vier Rennen werden die Rennen auf Pay-TV-Sender Sky gezeigt, der beim Auftakt in Bahrain zwar 1,12 Millionen Menschen vor den Fernseher lockte und 1,22 inklusive Streams mobilisierte, doch ohne Free-TV wird der Verlust zwangsläugig immens bleiben.
Am Wochenende in Imola wird es interessant, denn das Rennen ist eines der vier, die auch RTL durch eine Sublizensierung übertragen darf. (Hier geht es zu den TV-Zeiten)
Formel-1-Chef Stefano Domenicali verteidigt das Vorgehen der Formel 1, das Produkt in einigen Ländern hinter eine Paywall zu stellen.
Auf die Frage, ob das nicht ungesund sei für die Formel 1, sagte er bei auto, motor und sport: «Wir sind gerade dabei neue Plattformen für die Fans zu entwickeln, wo sie Formel 1 schauen können. Sie dürfen dabei nicht nur die Pay-TV-Zahlen Zahlen in den einzelnen Ländern im Auge behalten. Wir erreichen heute unsere Fans auf neuen Wegen, wie zum Beispiel Social Media. Formel-1-TV verzeichnet massive Zuwachszahlen», sagte er.
Die Strategie, die die Macher verfolgen: «Free-TV dort, wo wir die Formel 1 bekannt und populär machen wollen. Du kannst nicht etwas verkaufen, was noch nicht Teil der Kultur oder nicht bekannt ist», so Domenicali.
Wenn sich ein Markt entwickelt habe und das Publikum mehr von dem Sport verstehte, könne man ins Pay-TV gehen, so der Italiener: «Wir werden da von Fall zu Fall entscheiden. Einerseits müssen wir ein Geschäftsmodell daraus machen, andererseits wollen wir auch, dass unser Produkt möglichst vielen Leuten zugänglich gemacht wird.»
Bei der Frage nach einer möglichen Übersättigung aufgrund von der Rekordzahl von 23 Rennen stellte er sogar eine mögliche Reduzierung in Aussicht.
Man könne es aus zwei Perspektiven betrachten, sagte Domenicali: «Wenn die Weltmeisterschaft spannend ist, können es auch 24 Rennen sein. Ist sie früh entschieden, wird es zäh». Leider war es in den vergangenen Jahren in den meisten Fällen bereits bei weniger Saisonrennen zäh, da der Titel oft sehr früh an Lewis Hamilton ging.
Domenicali weiter: «Ich glaube mehr als 23 Rennen sind sehr unwahrscheinlich, auch wenn es praktisch möglich wäre. Es gibt derzeit ein unheimliches Interesse daran einen Grand Prix zu veranstalten. Wir werden uns in Zukunft gut überlegen müssen, welche Länder für unsere Strategie wichtig sind, was die geeigneten Strecken in den einzelnen Ländern sind und wie viel Antrittsgeld wir den Veranstaltern abverlangen können. Dieses Geld ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition für das Land, die Region, die Industrie drumherum. Wenn wir alles richtig hinkriegen, werden eines Tages auch wieder weniger Rennen möglich sein.»