Vettel und Schumacher: Eine Rarität im Haifischbecken
Sebastian Vettel und Mick und Schumacher
Es ist gegen Ende des Rennens in Baku, als Mick Schumacher per Funk vom Abbruch nach dem Crash von Max Verstappen unterrichtet wird. Der 22-Jährige bekommt auch den Zwischenstand an der Spitze durchgesagt: P1 Perez, P2 Hamilton, P3 Vettel.
«Yeah copy. Copy great for Seb», antwortet Schumacher. Großartig sei das für Vettel, freut sich der Sohn von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher.
Nach der Zieldurchfahrt verabschiedet sich dann Renningenieur Gary Gannon von Schumacher, der kurz zuvor auf den letzten Metern seinen Haas-Teamkollegen Nikita Mazepin noch überholt hatte, der wiederum mit seinem «Zucken» bei über 300 km/h für mächtig Ärger gesorgt hatte.
Schumacher erkundigt sich trotzdem: «Wo ist Sebastian gelandet?» Vettel hatte bekanntlich mit Platz zwei das beste Ergebnis nach seinem Wechsel zu Aston Martin herausgefahren. «Oh, sehr gut. Happy», so die Antwort Schumachers.
Kleine Episode, große Wirkung
Es ist nur eine kleine Episode, die aber zeigt, wie eng die beiden miteinander sind, auch wenn Vettel fast zwölf Jahre älter, also eine ganz andere Generation ist. In einem Sport, in dem die Hauptdarsteller zu einem Großteil Egomanen sind, ist diese «Bromance» eine echte Rarität.
Doch mit Micks Vater Michael verbindet Vettel auch ein besonderes Verhältnis, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Denn im Kindesalter war Schumacher für Vettel erst einmal ein Vorbild, das große Idol.
Später dann, ab 2010, fuhren beide gemeinsam in der Formel 1.
Aus dem Idol wurde ein Freund. Was dann dazu führte, dass Vettel Schumachers Sohn Mick auch schon lange kennt.
«Mit Michael war es anders. Ich kenne Mick schon seit sehr langer Zeit. Michael hatte ich unter anderen Umständen kennengelernt. Als ich Michael dann richtig kennenlernte, war ich schon ein erwachsener Mann», so Vettel bei RTL.
Trotzdem ist Vettel heute ein Mentor für Mick wie Michael einer für Vettel war.
An Rennwochenenden sieht man beide immer wieder die Köpfe zusammenstecken, und es ist keine Frage, dass Vettel seinen Kumpel dabei auch mit Ratschlägen ausstattet, und das nicht erst seit dieser Saison. Schließlich ist Schumacher seit 2019 Ferrari-Junior und war daher zwei Saisons in der Nachwuchsakademie der Roten, als auch Vettel in Maranello war.
«Man nennt es Freundschaft»
Für Vettel ist das alles eine Selbstverständlichkeit. «Ich mag ihn und wir kommen gut miteinander aus. Und wenn ich ihm helfen kann, dann helfe ich ihm gerne. Man nennt es Freundschaft. Das ist unser Verhältnis zueinander. Da braucht man gar kein anderes Wort erfinden», sagte Vettel.
Für Schumacher ist das eine Hilfe und mit ein Grund dafür, warum er recht schnell Fuß gefasst hat als Rookie, warum seine Lernkurve beständig nach oben zeigt. «Zu wissen, immer jemanden zu haben, der einem Ratschläge geben kann, die mir nicht nur hier, sondern auch im privaten Leben helfen, ist sehr wichtig für mich», sagte Schumacher.
Er habe schon sehr viel von Vettel gelernt und hoffe, dass er auch noch viel mehr von ihm lernen könne, so Schumacher: «Es ist einfach schön, mit ihm über generelle Sachen zu reden». Dass man sich auf jemanden verlassen könne, meinte der Haas-Pilot, «der nur das Beste für mich möchte», das gebe ihm «ein gutes Gefühl».