Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Russland-GP: Ab 2023 St. Petersburg statt Sotschi

Von Günther Wiesinger
Die Igora Drive-Rennstrecke bei St. Petersburg

Die Igora Drive-Rennstrecke bei St. Petersburg

Serien-CEO Stefano Domenicali hat die letzten Weichen gestellt, nun ist es bestätigt: Ab 2023 ersetzt der Igora Drive bei St. Petersburg als Austragungsort des Russland-GP Sotschi.

Formel-1-CEO Stefano Domenicali ist vor kurzem nach St. Petersburg gereist. Hintergrund: Der moderne neue Igora Drive-Circuit wird ab 2023 das Sotschi-Autodrom als Austragungsort des Grossen Preises von Russland ersetzen. Die Formel 1 bestätigte dies am Morgen des 26. Juni.

Der Igora Drive sollte schon 2020 Schauplatz eines Laufes zur DTM sein, der Event fiel aber der Coronakrise zum Opfer. Danach stand die 4,086 km lange und mit 15 Kurven gespickte Strecke, 54 km nördlich der Hafenstadt St. Petersburg gelegen, als Reserve-Circuit für die MotoGP-WM auf dem Kalender.

Als die Dorna und der Motorradweltverband FIM im Januar den überarbeiteten MotoGP-Kalender 2021 veröffentlichten, ist aufmerksamen Beobachtern aufgefallen, dass der neue Igora Drive Circuit bei St. Petersburg keine Aufnahme in den Terminplan gefunden hat.

Doch nach einem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS dürfen nach dem Dopingskandal in Russland bis Ende 2022 keine Weltmeisterschaften von Sportarten stattfinden, die sich den Bestimmungen der Welt-Anti-Doping-Agentur unterworfen haben.

Dazu gehören auch sämtliche Disziplinen des Motorrad-Weltverbands FIM und des Automobil-Weltverbands FIA. Erschwerend kam hinzu, dass Russland zur Eindämmung der Covid-19-Seuche seine Grenzen schloss. Ein Visum zu kriegen, ist nach heutigem Stand unmöglich. Und die Krawalle wegen der Inhaftierung des Oppositions-Politikers Nawalny bildeten ein weiteres Erschwernis.

Igora Drive wurde vom deutschen Unternehmen «Tilke Engineers & Architects» geplant und errichtet. Ex-Sportwagen-Rennfahrer Hermann Tilke hat bereits 21 Formel-1-Rennstrecken und 90 weitere Rennpisten und Teststrecken geplant und designt.

Die Anlage hat rund 192 Millionen US-Dollar gekostet. Sie beinhaltet unterschiedliche Strecken-Varianten und verfügt bereits über eine FIA-Grade-1-Homologation für die Formel 1. Dazu gibt es einen Karting Circuit, einen Motocross-WM-Parcours, eine Rallye-Piste, einen Winter Driving-Kurs und Konferenz-Gebäude.

Einer der Haupt-Investoren ist Milliardär Yury Kovalchuk, Haupteigentümer der Rossiya Bank und ein enger Verbündeter von Präsident Putin, der sich gern im Igora Ski Resort aufhält.

Igora-Besucher kommen zur Ansicht, die Rennstrecke habe gewisse Ähnlichkeiten mit dem ebenfalls von Tilke gebauten MotorLand Aragón, obwohl der Circuit in Russland mit einem Höhenunterschied von total 17 Höhenmetern pro Runde vergleichsweise flach ausgefallen ist.

FIA-Präsident Jean Todt hatte die Baustelle im Dezember 2018 besucht, seitdem gab es immer wieder Spekulationen, der Igora Drive Circuit werde in absehbarer Zeit Schauplatz eines Formel-1-GP von Russland sein.

Ursprünglich war Igora nicht als Schauplatz für die Formel 1 und MotoGP eingeplant. Doch seither beschäftigt sich Hermann Tilke mit einer Verlängerung des Strecken-Layouts, damit eine Grade-A-Homologation für einen Grand Prix erfüllt werden kann. Durch die «extension» soll sich die GP-Version der Anlage auf ca. 4,6 bis 4,8 km lang erstrecken. Die Piste wurde von vornherein mit einer Reserve von 850 Metern geplant. Für die Formel 1 müsste die Anzahl der Boxen von 24 auf 30 erweitert werden. Die Ausstattung des Medical Centres übertrifft bereits jetzt die Ansprüche der Formel-1-WM. Das Media Centre müsste hingegen vergrössert werden. Einige weitere Veränderungen in den Sturzräumen werden für die MotoGP- und F1-Homologation erforderlich sein. Diese Erweiterung soll dann auch dem Superbike-WM-Event zugutekommen.

In der Formel 1 wäre Igora Drive Circuit mit 4 km die drittkürzeste Strecke nach dem Straßenkurs von Monte Carlo und dem 4,018 km langen Red Bull Ring. Deshalb wird die Verlängerung geplant.

Der Umzug der Formel 1 von Sotschi nach St. Petersburg hat noch eine weitere Ursache.

Der damalige russische Präsident Dmitry Medvedev erklärte bereits 2010, Russland müsse sich schneller bewegen und eine Heimat für innovative Unternehmen der High-Tech Industrie werden, er suchte einen «showcase», deshalb wurde dieses Pilotprojekt schon damals mit den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 in Verbindung gebracht. Inzwischen hat längst Putin wieder das Ruder übernommen, und er hat immer wieder die Modernisierung der heimischen Wirtschaft angekündigt, die bisher in erster Linie aus dem Erdöl und Erdgas gespeist wird.

Seit April 2016 laufen konkrete Bestrebungen, aus dem Olympia Park in Sotschi ein russisches «Silicon Valley» zu machen. Die ITMO Universität ist mit dem Projekt «Interregional Network Program Start-Up Accelerator School» mit dem Partner «Storm of Ideas» in Sotschi längst tätig geworden.

Es fanden viele Brainstormings von IT-Experten, Progammierern und Start-up-Spezialisten statt, es wurden Investoren gesucht.

Inzwischen haben sich Hunderte potenzielle Teilnehmer aus ganz Russland gemeldet, die sich um innovative Projekte kümmern und das brachliegende Olympia-Areal in ein pulsierendes neues Silicon Valley umwandeln wollen.

Die Pläne sind weit fortgeschritten, es sollen kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt werden.

Sobald neue Geschäftsideen in diesem «Innovations Cluster» umgesetzt werden, wird das Auswirkungen auf die Formel-1-Rennstrecke namens «Sochi Autodrom» am Schwarzen Meer haben, die am 12. Oktober 2014 erstmals F1-GP-Schauplatz war.

Der Sotschi Olympia Park wird also neu gestaltet, das Areal wird dann viele neue Gebäude für die Start-ups sowie Wohnungen beinhalten.

Die 5,848 km lange Formel-1-Piste soll deshalb in eine nicht-permanente Rennstrecke umgebaut werden. Teile des Kurses werden dann während des Jahres für den täglichen Verkehr genutzt. Als permanenter Kurs soll nur rund um das Boxengebäude eine ca. 2,5 km langen Piste für kleinere Veranstaltungen bleiben. Der Rest der Strecke mit den ganzen Begrenzungsmauern wird künftig jeweils für den Grand Prix neu aufgebaut, wie zum Beispiel einst in Valencia.

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