Berger: Hamilton vs Verstappen wie Senna vs Prost
Lewis Hamilton und Max Verstappen
Es gibt Momente, die das Verhältnis zwischen zwei Fahrern grundlegend verändern können. Ein kleiner Funke reicht, und es knallt. Und wenn es dann knallt, dann raucht es nicht, dann brennt es lichterloh. Das hat in der Formel 1 Tradition, so war es zum Beispiel bei Nigel Mansell und Nelson Piquet. Bei Ayrton Senna und Alain Prost. Oder aber bei Michael Schumacher und Damon Hill oder Jacques Villeneuve.
Ab einem gewissen Punkt setzt im Titelkampf der Verstand aus, das Ego gewinnt Oberhand, der Respekt geht flöten und der Hass fährt mit. Eine extrem brisante Mischung, welche die ganze Tonart eines Titelkampfs von jetzt auf gleich verschärfen kann.
Deshalb ist klar: Auch das Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton 2021 hat das Zeug, in die Geschichte der Motorsport-Königsklasse einzugehen.
Als Duell der Generationen, siebenmaliger Weltmeister gegen Herausforderer, Routinier gegen Emporkömmling, Platzhirsch gegen Hitzkopf hat es sowieso schon Potenzial für jede Menge Geschichten.
Jetzt kommt auch noch der Titel-Faktor dazu. Denn das ist die wichtigste Zutat: Beide können in dieser Saison auf Augenhöhe fahren und schenken sich deshalb nichts – mit dem negativen Höhepunkt in Silverstone, als Verstappen nach einer Berührung mit Hamilton von der Strecke flog. Das Trara danach war gewaltig.
Ist das Duell Verstappen gegen Hamilton tatsächlich so wie früher der Zweikampf zwischen Prost und Senna? «Das ist es jetzt schon. Es spielt sich auf gleicher Ebene ab», sagt DTM-Chef Gerhard Berger SPEEDWEEK.com.
Auch wenn die Voraussetzungen früher andere waren, wie Berger betont. Denn: «Aktionen wie in Silverstone, wo die Auslaufzonen sehr mäßig waren, hätten sehr schnell fatal werden können.»
Wie sieht er den Titelkampf generell? «Der Titelkampf zwischen den Fahrern, aber auch zwischen den Teams, ist offen. Und er spitzt sich weiter zu – sowohl auf als auch neben der Strecke. Beide Fahrer und die Teams schenken sich absolut nichts.»
Auch bei den Psychospielchen nicht. Mit Vorteilen für Red Bull Racing: «Ich glaube, dass Red Bull in diesem Psychokrieg weniger sensibel ist als Mercedes.»
Apropos Kopf: Wie geht Verstappen damit um, dass er nicht, wie möglich, 50 Punkte Vorsprung, sondern acht Zähler Rückstand hat? Berger stellt klar: «Punkte hochzurechnen bringt nichts. Im Sport hat man entweder einen Lauf oder man hat ihn nicht. Damit muss man umgehen können.»