MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Ganz besondere Boxenstopps: Just a little bit longer

Kolumne von Uwe Mahla
Ganz besondere Boxenstopps: Just a little bit longer

Ganz besondere Boxenstopps: Just a little bit longer

Weil in der DTM zurzeit das Thema Boxenstopp hohe Wellen schlägt, blickt unser Kolumnist Uwe Mahla heute einmal auf zwei Boxenstopp-Strategien zurück, die in einem Fall fast 40, im anderen gar über 60 Jahre zurückliegen.

Am Donnerstag vor dem britischen GP saßen Dieter Stappert und ich 1982 gemeinsam im Auto auf dem Weg zu einer kleinen Konzerthalle in einem Londoner Vorort.

Wir sollten uns ein Konzert von Jackson Browne anhören – ein Geheimtipp von Christian Danner. Kurz bevor wir dort ankamen, senkte der damalige BMW-Rennleiter verschwörerisch die Stimme für ein weiteres Geheimnis: «Du, ich muss Dir was verraten, aber das ist bis zum Rennen top-secret.»

Was er mir dann offenbarte, verschlug mir die Sprache, und ich hätte darüber fast vergessen, welch wunderbares Konzert der junge Jackson in den nächsten zwei Stunden ablieferte.

Was Stappert mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute, fand dann allerdings nicht in England statt, sondern erst zwei Rennen später: am 15. August 1982 beim Grand Prix Österreich in Zeltweg.

Der im Brabham-BMW davon gepreschte und nun führende Riccardo Patrese kommt an die Box gerauscht, Reifen werden gewechselt, Sprit nachgefüllt. Weg, wieder in Führung. Zu jener Zeit waren Boxenstopps nicht vorgeschrieben und eher außerplanmäßig.

Die Taktik des sogenannten geplanten Stopps im Stenogramm: Halbvolle Tanks, leichtes Auto, weiche Reifen, weniger Strapazen für Bremsen und Getriebe - die Rechnung ging auf, man war über die Distanz schneller als die Konkurrenz. Zum ersten Sieg führte diese Strategie dann beim Auftakt zur Saison 1983 in Brasilien, wo Nelson Piquet den Grundstein für den Gewinn seines zweiten Titels legte.

Übrigens feierte - freilich aus anderen Gründen, aber mehr oder weniger mit denselben Überlegungen - die später von Brabham so erfolgreich angewandte Strategie mit Fangios «Jahrhundert-Rennen» am 4. August 1957 am Nürburgring - bei Maserati Premiere. Man wusste, so berichten zeitgenössische Quellen, dass Maseratis Pirelli-Reifen weicher waren als die der Konkurrenz.

Das war, anders als heute, nicht primär ein Schnelligkeits-Vorteil, sondern ein Nachteil des höheren Verschleißes. Bei Maserati war man sich klar darüber, die Reifen überleben die Nürburgring-Distanz nicht.

Fraglich war auch, ob eine Tankfüllung von 260 Litern für die ganze Distanz von knapp über 500 Kilometern reichen würde. Fangio traute sich zu, dem Feld um etwa 30 Sekunden davonzufahren.

Das Team versprach, ihn in diesem Zeitraum mit neuen Hinterrädern und, da er unter diesen Umständen aus Gewichtsgründen nicht mit vollem Tank starten würde, frisch betankt abzufertigen. Bis zum Boxenstopp ging alles gut, der dauerte dann allerdings die doppelte Zeit. (Nicht überliefert ist, ob der amerikanische Rockstar sich von dieser Schrecksekunde zu seinem Welthit «just al little bit longer» hat inspirieren lassen. Das am Rande.)

Doch da spielten Fangio und der Maserati ihre Überlegenheit aus. Der Argentinier tobte durch die Eifel, feilte Stück für Stück am Rückstand auf die beiden führenden Ferrari-Piloten Peter Collins und Mike Hawthorn weg. Am Ende war der Maserati mit der gelben Nase vorn - vierter Sieg im sechsten WM-Lauf des Jahres und neuerlicher, fünfter WM-Titel.


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