Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Formel 1: Wechsel ins Pay-TV sorgt für Quoten-Debakel

Von Andreas Reiners
Max Verstappen und Lewis Hamilton

Max Verstappen und Lewis Hamilton

Eine Überraschung ist es durch den Wechsel ins Pay-TV nicht, die Zahlen schmerzen aber trotzdem: Die Quoten der Formel-1-Übertragungen sind im Vergleich zur Vergangenheit dramatisch eingebrochen.

Als der Titelkampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton auf die letzten, entscheidenden Meter ging und eine dramatische Wendung nahm, zeigte RTL den Film «Angry Birds». Als Max Verstappen seinen Pokal entgegennahm, lief beim Kölner Privatsender «Ich – Einfach unverbesserlich 2». Verstappen und Hamilton lieferten eine irre Show ab – und in Deutschland schaute beim Pay-TV-Sender Sky kaum jemand zu.

Auch wenn das bei einer Quote von 951.000 Zuschauern etwas überspitzt formuliert ist, erlebt die Motorsport-Königsklasse in Deutschland mit einem Gesamt-Minus von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr einen Einbruch, wie es ihn im einsteigen Formel-1-Land Deutschland innerhalb so kurzer Zeit so noch nicht gab.

Folgenreicher Senderwechsel

Die Erklärung ist so simpel wie einleuchtend: Der fast komplette Wechsel vom Free- ins Pay-TV hat dem Zuspruch für die Rennserie buchstäblich den Stecker gezogen. Saßen 2020 bei den insgesamt 17 Rennen bei RTL und Sky noch rund 75 Millionen Menschen vor dem Fernseher, waren es in diesem Jahr rund 32 Millionen. Und das trotz Titelkampf, Sebastian Vettel und Mick Schumacher.

Immerhin wird bei Sky gejubelt, denn die Münchner konnten die Quote um 50 Prozent steigern, bei nun knapp 840.000 Zuschauern im Schnitt (2020: 550.000) ist das aber ein vergleichsweise niedriges Niveau. 2020 lockte RTL im Schnitt 3,99 Millionen Fans vor den Fernseher – ohne Schumi-Faktor und ohne spannenden Titelkampf. «Unsere Ziele sind rundum erfüllt», sagte der für Motorsport verantwortliche Sky-Manager Karl Valks der dpa.

Der Grund für den Wechsel vor der Saison war das liebe Geld: Im Rechtepoker hatte Sky den Konkurrenten deutlich überboten, zahlt laut Sport Bild 50 Millionen Euro pro Saison, RTL hatte zuvor 25 Millionen Euro hingelegt. Den Zenit hat die Formel 1 in Deutschland zwar schon lange überschritten, die Zeiten, wo wie 2001 bei jedem Rennen 10,44 Millionen Menschen mit Michael Schumacher mitfieberten, sind vorbei.

Unglückliches Timing

2011 waren es noch fast sechs Millionen Fans, und auch wenn in den letzten Jahren der Zuspruch stetig sank, hat die Formel 1 mit vier Millionen Zuschauern in Deutschland immer noch eine treue Fangemeinde.

Für RTL war das aber nicht genug, um das Sky-Angebot zu kontern. Viele Fans schauen seitdem in die Röhre. Dass sehr viele von ihnen trotzdem auf den Gang in das Bezahlfernsehen verzichten, sagt viel über das komplizierte Pay-TV-Land Deutschland aus. Und letzten Endes wohl auch über den wirklichen Stellenwert der Formel 1. Aus den Augen, aus dem Sinn? Sieht fast so aus.

Dass RTL nun nach dem Ausstieg nach 30 Jahren die Rookie-Saison von Mick Schumacher ebenso verpasste wie den epischen Titelkampf, ist für den Sender bitter.

Auch 2022 vier Rennen im Free-TV

RTL blieben in diesem Jahr im Rahmen einer Sublizenz lediglich vier Rennen, die live gezeigt werden konnten. Interessant: Dabei landete der Sender mit 3,28 Millionen Fans pro Rennen deutlich unter dem Vorjahres-Zuspruch von rund vier Millionen. Trotzdem wird RTL auch 2022 vier Rennen live im Free-TV zeigen.

«Das Interesse an der Formel 1 im Free-TV ist nach wie vor ungebrochen», sagte Andreas von Thien, Ressortleiter Sport bei RTL News, und sprach von «starken Quoten». Bleibt abzuwarten, ob RTL beim nächsten Rechtepoker entsprechend reagiert. Doch das dauert noch, der Vertrag mit Sky läuft laut Sport Bild noch bis zur Saison 2024. So lange schauen Formel-1-Fans in Deutschland wohl in die Röhre – wenn sie nicht bereit sind, für Schumacher und Co. zu zahlen.

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