Formel 1 ohne Rennchef Michael Masi: So geht’s weiter
In einem ausführlichen Interview hat FIA-Generalsekretär Peter Bayer Stellung bezogen: Der Österreicher ist vom neuen FIA-Präsidenten Mohammed Bin Sulayem damit beauftragt worden, das kontroverse WM-Finale von Abu Dhabi 2021 aufzuarbeiten und Verbesserungsvorschläge zu machen. Im Brennpunkt der Untersuchung steht, wie Rennleiter Michael Masi am Yas Marina Circuit mit der Situation umgegangen ist und wie die Rolle des Rennleiters neu definiert werden kann.
Im Gespräch mit meinem Kollegen Gerhard Kuntschik hat Peter Bayer gesagt, wo dies hinführen wird. «Geplant ist
die Aufteilung der vielfältigen Aufgaben des Renndirektors, der ja auch Sportdirektor, Sicherheits- und Streckendelegierter ist – das war einfach zu viel, diese Rollen werden aufgeteilt auf mehrere Personen. Damit wird die Belastung des Renndirektors reduziert.»
«Michael Masi hat in vielerlei Hinsicht einen Superjob gemacht. Wir möchten ihn definitiv nicht verlieren. Wir haben ihm das mitgeteilt, aber auch, dass die Möglichkeit besteht, dass es einen neuen Renndirektor geben kann. Ich kann nur Vorschläge an den Weltrat unterbreiten, und die werden definitiv Michael beinhalten.»
Aber noch ist völlig offen, ob Masi überhaupt weitermachen will. Peter Bayer: «Michael hat keinen Social-Media-Account, aber die Anfeindungen in anderen Kanälen haben ihn wirklich getroffen. Ich habe Michael in unseren Gesprächen den Rückhalt des Verbandes zugesichert und ihn wissen lassen: Wir wollen weiter mit dir arbeiten, ich brauche aber auch dein Verständnis, dass wir uns mit dem Thema auseinandersetzen müssen.»
Was passiert, wenn die Untersuchung von Bayer zum Schluss kommt, dass Masi als Rennleiter nicht mehr tragbar ist, weil das Vertrauen der Teams futsch ist? Oder wenn Masi selber sagt, dass er keine Lust mehr hat? Welche Alternative gibt es für den Australier?
Aus zahlreichen Gründen wird es für den Autosport-Weltverband nicht einfach sein, geeignete Kandidaten zu finden. Der Posten von Masi ist überaus zeitaufwändig. Potenzielle Anwärter könnten auch dankend ablehnen, weil sie im Laufe der Saison 2021 gesehen haben, wie nervenaufreibend dieser Posten ist und wie viel Kritik ein Rennchef aufgesetzt ist.
Eduardo Freitas aus Portugal hat zwei Jahrzehnte Erfahrung im GT- und Langstreckensport. Der US-Amerikaner Scot Elkins ist bereits stellvertretender F1-Rennleiter und hat in der Formel E seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Der frühere DTM-Rennchef Niels Wittich war bereits vor den Vorkommnissen in Abu Dhabi als Stellvertreter für Masi 2022 gehandelt worden. Peter Roberts hat als Renndirektor im Porsche Supercup gearbeitet.
Colin Haywood war schon im Team des Anfang 2019 verstorbenen Rennchefs Charlie Whiting, der ruhige Schotte arbeitet seit 18 Jahren für die FIA.
Immer wieder wird auch der Name Steve Nielsen genannt, der frühere Team-Manager von Tyrrell, Benetton und Renault. Aber der 57-jährige Engländer fühlt sich beim Formel-1-Management wohl und könnte den Posten von Ross Brawn als Sportchef übernehmen, wenn Brawn wie angekündigt 2022 abtritt.
Als Kandidat wird auch Marcin Budkowski gehandelt, der von 2014 bis 2017 als Techniker für die FIA arbeitete, dann aber zu Renault (heute Alpine) wechselte, weil er fand, er könne sich beim Autosport-Weltverband zu wenig einbringen. Anfang Januar hat er seinen Job als Alpine-Sportdirektor aufgegeben.