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McLaren 2022: Rennlegende Bruce McLaren wäre stolz

Von Mathias Brunner
Am 11. Februar 2022 präsentiert McLaren-CEO Zak Brown den neuen Rennwagen McLaren MCL36-Mercedes von Daniel Ricciardo und Lando Norris. Firmengründer und Rennlegende Bruce McLaren wäre stolz.

Ab 20.00 Uhr an diesem 11. Februar zeigt der Formel-1-Rennstall McLaren seinen Grand-Prix-Renner für die Saison 2022. Zu verfolgen ist die Präsentation aus dem Firmensitz in Woking auf der Webpage von McLaren, auf dem YouTube-Kanal von McLaren oder bei Sky Sports F1.

Der Kalifornier Zak Brown hat einmal festgehalten: «Wir arbeiten noch immer im Geiste des Firmengründers Bruce McLaren.»

Am 2. Juni 1970 kam Vollblut-Racer Bruce McLaren in Goodwood (England) ums Leben, bei Testfahrten mit einem CanAm-Renner. Der Teamgründer hat ein reiches Erbe hinterlassen.

Der Neuseeländer sah das Leben als Herausforderung. Und er war bereit, dafür den höchsten Preis zu bezahlen. «Etwas gut zu machen, ist so erstrebenswert, dass es nicht töricht sein kann zu sterben, wenn man sich verbessern will. Es ist eine Vergeudung des Lebens, nichts aus seinen Fähigkeiten zu machen. Denn ich bin der Überzeugung: Das Leben sollte nicht in Jahren bemessen werden, sondern in Errungenschaften.»

Bruce McLaren sprach diese Worte bei der Beisetzung seines Freundes, des Rennfahrers Tim Mayer (dem Bruder des späteren McLaren-Teamchefs Teddy Mayer). Im Juni 1970 hätten die Worte bei den Trauerfeierlichkeiten von Bruce McLaren selber nicht passender sein können.

«Team Bruce McLaren Motor Racing» entstand aus dem Wunsch, für die Winter-Meisterschaft «Tasman Series» einen Formel-1-Renner umzubauen. Charles Cooper, für dessen Rennstall der damals 26-jährige Bruce in der Königsklasse antrat, war der Ansicht, dass ein GP-Auto aus dem eigenen Hause diese Aufgabe ohne grössere Umbauten meistern würde. Seine Sturheit zwang Bruce zum Alleingang und setzte somit den Grundstein einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.

Aus historischer Perspektive war dies der entscheidende Auslöser, der auch die spätere Überlegenheit von McLaren begründet. Für Bruce war nur das Beste gut genug, keine Kompromisse, und seine Nachfolger übernahmen diese Haltung, allen voran Ron Dennis.

Der Aufwand von McLaren zahlte sich aus, der Neuseeländer gewann die Tasman Series 1964. Mit dem Erfolg kam der Wunsch nach einem Aufstieg in die Formel 1, und als dort 1966 ein neues Motoren-Reglement eingeführt wurde, stieg McLaren ein.

Zu Beginn nutzten die Rennställe so ziemlich jeden Antriebsstrang, der auf dem Markt war. McLaren setzte 1966 auf einen Zweiliter-BRM-V8-Motor und den italienischen Serenissima-V8, weil der eigentlich geplante Ford-V8 ungeeignet war, und 1967 auf den BRM-V12, bevor sich der DFV-V8 von Cosworth durchsetzte.

Ab 1968 kamen die ersten Grand-Prix-Erfolge: Sieg beim Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps, wobei McLaren nicht mal klar war, dass er gewonnen hatte, eine unfassbare Geschichte.

Lange konnte Bruce McLaren die Erfolge seines Rennstalls nicht geniessen: Am 2. Juni 1970 kam er bei einem CanAm-Test in Goodwood ums Leben, nachdem sich die Heckverkleidung des Rennwagens gelöst hatte.

McLarens Tod war eine Tragödie, welche die Rennsport-Welt weit über die Grenzen der Formel 1 hinaus erschütterte, so gross war Bruces Ansehen in der internationalen Szene. Dass sowohl das Formel-1- als auch das CanAm-Projekt nahtlos weitergeführt werden konnten, zeigt, wie weitsichtig Bruce die Geschicke seines Teams geplant hatte. Auch das IndyCar-Projekt wurde fortgesetzt.

McLarens Wegbegleiter Tyler Alexander sagte der Belegschaft nach der Hiobsbotschaft aus Goodwood, sie können am folgenden Tag zuhause bleiben. Aber alle erschienen zur Arbeit. Weil Bruce McLaren nichts Anderes getan hätte.

Auch in der Formel 1 ging die Erfolgsgeschichte weiter: 1973 trat McLaren mit dem von Gordon Coppuck entworfenen M23 an. Emerson Fittipaldi und James Hunt holten mit einem der erfolgreichsten Formel-1-Rennwagen 1974 und 1976 die ersten beiden WM-Titel für McLaren.

Ende der 1970er-Jahre folgte dann die zweite Krise, die Erfolge wurden spärlicher und die Sponsoren nervös. Schliesslich vermittelte Titelsponsor Marlboro zwischen McLaren und Ron Dennis, der erfolgreich in verschiedenen Nachwuchsformeln unterwegs gewesen war.

Der erste Sieg des neu organisierten Unternehmens, das nun unter dem Namen «McLaren International» auftrat, feierte McLaren 1981 beim Grossbritannien-GP in Silverstone. Später durfte das neue Bündnis mit Niki Lauda (1984), Alain Prost (1985, 1986 und 1989), Ayrton Senna (1988, 1990 und 1991), Mika Häkkinen (1998 und 1999) und zuletzt 2008 mit Lewis Hamilton den Fahrer-Weltmeistertitel feiern.

Aber danach wurde es erneut schwieriger für McLaren: Die vergangene Dekade wurde von Red Bull Racing und Mercedes-Benz dominiert, die Traditionsrennställe Ferrari, McLaren und Williams blieben ohne Titel und jahrelang ohne Sieg. McLaren gewann den Grossen Preis von Brasilien 2012 mit Jenson Button, dann begann eine fast neun Jahre lange Durststrecke, die erst von Daniel Ricciardo in Monza 2021 beendet wurde.

In den letzten Jahren hat sich McLaren neu aufgestellt: Der langjährige Teilhaber und Teamchef Ron Dennis wurde verabschiedet, die Anteile am Rennstall wurden neu verteilt. Im Juni 2021 verstarb der Unternehmer Mansour Akram Ojjeh, dem einst 25 Prozent von McLaren gehörten.

Da waren längst die Weichen gestellt, wie McLaren künftig finanziell aufgestellt wird. Mumtalakat (Vermögensverwaltung des Staates Bahrain) hielt 56,4 Prozent, die TAG-Gruppe von Mansour Ojjeh aus Saudi-Arabien 14,32%, Nidala Ltd. (vom Unternehmer Michael Latifi, dem Vater des Williams-Piloten Nicholas Latifi) 9,84%, Favorita Ltd. 5,78%, Perlman Investments 5,77%, McKal Holdings 5,24% und Acanitt Ltd. 2,65%.

Die Besitzverhältnisse von McLaren Racing sind weiter im Wandel: Das US-amerikanische Investment-Konsortium MSP Sports Capital hat 15% Anteile übernommen und wird die Beteiligung 2022 auf 33% erhöhen, dies in Zusammenarbeit mit den strategischen Partnern UBS O’Connor, LLC und The Najafa Companies. Das lassen sich MSP und Partner mehr als 200 Millionen Euro kosten.

Der Neuseeländer wäre heute 84 Jahre alt und würde staunen, was aus seinem McLaren geworden ist: Die Gruppe beschäftigte vor der Corona-Krise rund 4000 Fachkräfte in den drei Bereichen Sportwagenbau (McLaren Automotive), Formel-1-Rennstall (McLaren Racing) und technische Sonderaufgaben (McLaren Applied).

Als Bruce McLaren das Formel-1-Abenteuer begann, bestand seine Mannschaft aus dem Teamgründer, Tyler Alexander, Wally Willmott und Howden Ganley. Das war alles.

McLaren engagiert sich im IndyCar-Sport und in der Extreme E, ein Engagement im Langstreckensport ist denkbar.

Auch diese Vielfalt wäre ganz nach dem Geschmack von Bruce McLaren.

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