Vergessene Pioniere: BRP – Wegbereiter der Formel 1
Ich höre oft von Fans: «Über die Formel 1 ist doch alles geschrieben worden.» Von wegen! Das beste Beispiel ist der Rennstall BRP, für «British Racing Partnership». Der eine oder andere Leser wird nun ins Grübeln geraten: «BRP? Nie gehört.» Dabei spielte das Team mit den lindgrünen Rennwagen eine geschichtlich bedeutende Rolle, aber der Reihe nach.
Die britische Rennpartnerschaft existierte von 1958 bis 1964. Am ehesten wird BRP mit jenem Unfall von Stirling Moss in Verbindung gebracht, welcher am 23. April 1962 in Goodwood die Karriere des besten Piloten seiner Ära beendete. Nachdem sich Moss von seinen schweren Verletzungen erholt hatte, stieg er wieder ins Rennauto, «aber die alten Automatismen waren weg. Ich musste darüber nachdenken, wie ich schnell fahren kann, so ging das nicht mehr.»
Weniger bekannt ist, dass BRP (gegründet von Stirlings Vater Alfred Moss und Moss-Manager Ken Gregory) das erste Formel-1-Team war, welches komplett von einem Sponsor getragen wurde – vom Finanzunternehmen Yeoman Credit. Damit bekann im Herbst 1959 eine neue Ära im Motorsport.
BRP trat in verschiedenen Rennkategorien an, mit Einsitzern und Sportwagen. In der Formel 1 war der Rennstall von Marokko 1958 bis Mexiko 1964 am Start, mit Rennwagen von Cooper, BRM, Lotus und zum Schluss mit einem eigenen Chassis.
Stirling Moss wurde in Belgien 1959 Zweiter, das Gleiche gelang Olivier Gendebien in Frankreich 1960. In zahlreichen, nicht zur WM zählenden Formel-1-Rennen hagelte es Podestplätze. 1960 setzte BRP Chassis von Cooper ein, die WM-Punkte bei den Konstrukteuren wurden jedoch gemäss Reglement Cooper angerechnet, nicht BRP. Hätte BRP diese WM-Zähler erhalten, wäre die englische Mannschaft hinter Cooper, Lotus und Ferrari WM-Vierter geworden!
Aber immer wieder gab es schlimme Rückschläge: 1960 verloren gleich drei BRP-Fahrer ihr Leben – der lebenslustige Harry Schell, der vielversprechende Chris Bristow und der verlässliche Ivor Bueb, dies alles innerhalb von 90 Tagen.
Es passt zur facettenreichen Geschichte des Teams, dass ausgerechnet Innes Ireland den einzigen Formel-1-Sieg von BRP einfuhr, beim nicht zur WM zählenden Rennen von Snetterton.
Ireland war eine Nummer für sich: Der Engländer hatte schon zuvor ein Stück F1-Historie geschrieben – als Sieger des Grand Prix der USA 1961 und damit als erster F1-Sieger mit der Marke Lotus!
Ireland war so mutig wie trinkfest, seine Biographie «All Arms and Ellbows» ist bis heute eines der besten Motorsportbücher, aus einer Epoche, als noch kein Mensch wusste, was politische Korrektheit ist.
Für BRP fuhren einige der besten Fahrer der 1950er und 1960er Jahre: Neben Moss, Ireland und Le Mans-Legende Gendebien auch der spätere Chaparral-Gründer Jim Hall aus Texas, Masten Gregory, Henry Taylor, Tony Brooks und Cliff Allison
Kaum bekannt: BRP baute sogar zwei Autos für das Indy 500 des Jahres 1965!
Auf diesen Aspekt rund um BRP und auf so viele mehr geht Autor Ian Wagstaff mit viel Liebe zum Detail ein, ohne sich jedoch zu verzetteln oder langfädig zu werden. Ergänzt werden die atemberaubenden Geschichten von 325, teilweise bislang unveröffentlichten Fotos, viele davon in Farbe.
«Mr. Formula One» Bernie Ecclestone sagt im Vorwort: «BRP war kein normales Privat-Team. Die Männer dahinter wollten mehr, sie wollten als Hersteller wahrgenommen werden, aber vor allem waren sie Wegbereiter einer neuen Formel 1. Es war wirklich an der Zeit, dass diese Geschichte geschrieben wird.»
Die unbesungenen Pioniere der Formel 1 werden jeden historisch interessierten Leser in ihren Bann ziehen.
Das Wichtigste in Kürze
Ian Wagstaff: Formula 1’s Unsung Pioneers
The Story of British Racing Partnership and how it launched motorsport into the modern era
Mit einem Vorwort von Bernie Ecclestone
Aus dem Verlag Evro, England
ISBN: 978-1-910505-72-4
Text in englischer Sprache
Format 28 x 29 cm
304 Seiten
325 Fotos
Für rund 112 Euro im Fachhandel oder direkt beim Evro-Verlag