Vettels wahrer Gegner
Hamilton und Vettel, die Titeljäger 2011
Der Spanien-GP hat eine klare Erkenntnis gebracht, nämlich dass der erste Jäger von Sebastian Vettel Lewis Hamilton zu sein scheint. So war es in Wirklichkeit auch 2010, bis Hamilton sich ab dem Monza-GP eine Pechsträhne leistete, wohl auch zu viel wollte, mit Massa crashte und Fernando Alonso gegen Saisonende das Match gegen Vettel (und Webber) überliess.
Nun ist es wieder Hamilton. Der Weltmeister von 2008 liefert ein Superrennen nach dem anderen ab. Der China-Sieg, der einzige, den Red Bull Racing der Konkurrenz überliess, ging nicht von ungefähr an den Briten.
Man muss Hamilton nur am Rande beobachten um festzustellen: Er ist immer zur Stelle. Er hält seinen Teampartner Jenson Button konsequent in Schach, und dies, obwohl ihm mit Pirellireifen wegen seines aggressiven Fahrstils Unheil vorausgesagt wurde. Und Button Erfolg.
Das hat Hamilton in der Türkei tatsächlich zu spüren bekommen, als er in Runde 1 zuviel wollte. Und in der Qualifikation von Spanien fuhr er sich wieder einen Pneu eckig. Na und? Hamilton kommt trotzdem zurecht, belegte die Ränge 2, 8, 1, 4 und 2. Drei Podeste in fünf GP. Sein Vorwärtsdrang ist gewaltig, seine Fahrzeugbeherrschung und sein Kampfgeist imponierend. Ja, er macht Fehler, aber: Wer immer so spektakulär am Limit balanciert, wäre ein Übermensch, wenn ihm nichts daneben ginge.
Vettel weiss, dass Hamilton sein grosser Gegner ist. Bernie Ecclestone übrigens auch: «Diese beiden in einem Team zu haben, wäre ein Traum.»
Vielleicht nicht unbedingt der von Sebastian Vettel…
Der Heppenheimer profitiert dabei nur teilweise von der Schwächephase von Mark Webber, der jetzt schon 51 Punkte Rückstand auf den Deutschen aufweist. Vettel kann in Ruhe arbeiten. Aber vielleicht wird er das schon bald bedauern.
Denn Hamilton steht unter ständigem Druck von Button, der in der Qualifikation erkennbar zugelegt hat und gefährlich nahe dran ist. Die beiden heizen sich gegenseitig maximal ein und sind überdies Teamplayer. Diesen Druck und so ein fruchtbares (Innen-)Verhältnis könnte der gereifte Vettel nun gut vertragen, um seinen Titel erfolgreich zu verteidigen (das Red Bull Racing-Team übrigens auch – mit Blick auf die Konstrukteurs-Trophäe).
Auf Mark Webber sollte Vettel dabei nicht so sehr bauen, auch wenn der Australier in Spanien mal wieder die Qualifikation gewann, dank des KERS-Ausfalls bei Vettel… Der Weltmeister wird sich selbst helfen müssen.
Für 2012 sollte Red Bull Racing deshalb zweimal nachdenken, wem der Platz neben dem Deutschen zugesprochen wird.