Charles Leclerc (Ferrari): «Ich verstehe das nicht»
Charles Leclerc
«Was zeichnet diesen Charles Leclerc aus?» wollte ich bei einem Abendessen von Alfa Romeo-Teamchef Vasseur wissen. Der Franzose kennt Leclerc nicht nur aus dessen erster GP-Saison 2018, sondern auch als ART-Teamchef in der GP3, als die beiden gemeinsam den Titel holten.
Vasseur sagte mir: «Du meinst abgesehen von seinem überragenden Talent? Ich habe nur einen Fahrer erlebt, der so gnadenlos mit sich selber ins Gericht geht, wenn eine Leistung seiner Ansicht zufolge ungenügend war – und das war Lewis Hamilton.»
Vasseur weiter: «Hamilton und Leclerc waren die einzigen beiden Fahrer, die ich in meiner Karriere erlebt habe, die selbst nach einem Sieg in Selbstkritik verfallen sind. Alle anderen Piloten hätten sich selber auf die Schulter geklopft. Aber die beiden wussten, dass sie besser hätten fahren müssen. Und sie haben das schonungslos thematisiert.»
Noch härter wird Leclerc, wenn es um eigene Fehler geht. Nach seinem Dreher in Frankreich, als er in Führung liegend den Sieg verschleuderte, brüllte er seinen Frust mit einem markerschütternden Schrei heraus. Später sagte er: «Wer solche Fehler macht, der braucht überhaupt nicht an den Titel zu denken. So ein Pilot verdient den Titel nicht.»
«Ja, es stimmt, ich bin mir gegenüber extrem unbarmherzig», gibt der fünffache GP-Sieger in einem Gespräch mit meinem Kollegen Andrew Benson von der BBC zu. «Und auch wenn wir als Team zusammen siegen und verlieren – meine eigenen Fehler sind für mich am schwersten zu akzeptieren.»
«Was in Frankreich passiert ist, das hat extrem wehgetan. Mein Dreher in Imola war ebenfalls schwierig zu verkraften, auch wenn damals der Punktverlust kleiner war, da ich weiterfahren konnte.»
«Wenn so etwas passiert ist, dann stelle ich mir die Frage: Was genau ging zu jenem Zeitpunkt in meinem Kopf vor? Denn meist ist ein solcher Fehler Kopfsache. Wieso war ich in jenem Moment über der Grenze, worauf der Fehler passiert ist? Ich finde, nur wenn ich das über mich selber verstehe, kann ich als Formel-1-Pilot Fortschritte machen.»
«Ich fand schon immer, dass Fehler zur eigenen Entwicklung gehören. Es ist doch in jeder Branche so – es gibt niemanden, der immer alles richtig macht. Früher oder später kommt ein Patzer, es ist unvermeidlich. Aber jeder Mensch reagiert dann anders. Was mich angeht, so lerne ich am ehesten etwas, wenn ich mit mir selber total ehrlich bin.»
«Ich verstehe das einfach nicht, wenn jemand Fehler zu kaschieren versucht, schon gar nicht bei einem Rennfahrer.»
Ungarn-GP, Hungaroring
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:39:36,533 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +7,834 sec
03. George Russell (GB), Mercedes, +12,337
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, +14,579
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +15,688
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +16,047
07. Lando Norris (GB), McLaren, +1:18,300 min
08. Fernando Alonso (E), Alpine, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
10. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +1 Runde
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1 Runde
12. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Runde
13. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, +1 Runde
14. Mick Schumacher (D), Haas, +1 Runde
15. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +1 Runde
16. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
17. Alexander Albon (T), Williams, +1 Runde
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
19. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +2 Runden
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Motor
WM-Stand (nach 13 von 22 Rennen)
Fahrer
01. Verstappen 258 Punkte
02. Leclerc 178
03. Pérez 173
04. Russell 158
05. Sainz 156
06. Hamilton 146
07. Norris 76
08. Ocon 58
09. Bottas 46
10. Alonso 41
11. Magnussen 22
12. Ricciardo 19
13. Gasly 16
14. Vettel 16
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Stroll 4
19. Albon 3
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 431 Punkte
02. Ferrari 334
03. Mercedes 304
04. Alpine 99
05. McLaren 95
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 27
09. Aston Martin 20
10. Williams 3