McLaren serviert Ricciardo ab: «Kein schönes Gefühl»
Zwei McLaren-Jahre mit Daniel Ricciardo sind genug
War’s das mit der Grand-Prix-Karriere von Formel-1-Strahlemann Daniel Ricciardo? Das Abkommen des 33-jährigen Routiniers mit dem McLaren-Rennstall wird aufgelöst, 2023 sitzt zwar ein Australier im zweiten McLaren neben Lando Norris, aber der wird nicht Ricciardo heissen, sondern Oscar Piastri. Wird das WM-Finale von Abu Dhabi im kommenden November der 232. und letzte Grand Prix von Ricciardo sein?
Die offizielle Formulierung zum Aus von Ricciardo bei McLaren ist reine Höflichkeit. Daniel wird mit den Worten zitiert: «Es war ein Privileg, in den letzten beiden Saisons Teil der McLaren Racing-Familie gewesen zu sein, aber nach mehrmonatigen Gesprächen mit Zak Brown und Andreas Seidl haben wir beschlossen, meinen Vertrag mit dem Team zu beenden und uns zu einigen, dass sich unsere Wege am Ende dieser Saison trennen.»
Fakt ist: Ricciardo hat es bis auf wenige Ausnahmen (Sieg in Monza 2021) nicht geschafft, sich beim zweitältesten Grand-Prix-Rennstall so in Szene zu setzen, wie er und das Team es gehofft hatten. Weniger zuvorkommend formuliert: McLaren witterte die Chance, das Racing-Juwel Oscar Piastri zu angeln und hat Ricciardo gnadenlos abserviert. So eiskalt ist das Piranha-Becken Formel 1 nun mal.
Daniel wirkt am Circuit de Spa-Francorchamps bedrückt, klar blitzt zwischendurch sein berühmtes Lächeln durch, aber Ricciardo redet nicht um den heissen Brei herum: «Das ist nicht, was ich wollte, als ich zu McLaren kam. Wir haben wirklich versucht, mich und das Auto in Einklang zu bringen, und das ist an zu wenigen Wochenenden passiert. Und weil ich mich eben zu selten so einbringen konnte, wie ich mir das gewünscht hätte, kam das Team zu dieser Entscheidung. Wir haben uns monatelang darüber unterhalten, wieso ich nicht die Ergebnisse einfahren kann wie erhofft.»
«Ich muss zugeben: Das ist kein schönes Gefühl. Aber immerhin kann ich in den Spiegel sehen und mir sagen – ich habe alles probiert, was in meiner Macht steht. Es gab nie einen Moment, in dem ich die Zügel hätte schleifen lassen. Manchmal muss man einfach akzeptieren, dass etwas nicht klappt, so sehr man es auch versucht. Gewisse Dinge sollen einfach nicht sein.»
Wie geht es nun weiter mit Daniel Ricciardo?
Der Australier sagt: «Ich liebe diesen Sport noch immer. Ich habe mein Feuer nicht verloren, mein Selbstvertrauen ist intakt. Ich will Formel 1 fahren und das auf hohem Niveau. Ich sehe mich nicht als Feldfüller. Ich will etwas beitragen. Aber was die Zukunft bringt, das weiss ich noch nicht. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, dann werde ich sie ergreifen.»
Kann sich Daniel Ricciardo vorstellen, 2023 eine Auszeit zu nehmen, um 2024 in den Sport zurückzukehren? «Ja, aber eine solche Pause muss sinnvoll sein. Die Formel 1 ist das Einzige, was mich derzeit im Motorsport interessiert. Aber wenn die Puzzle-Teile nicht an die richtigen Orte zu liegen kommen, dann kann ich mir eine Auszeit durchaus vorstellen.»
Wie sieht Daniel die restlichen neun Rennen mit McLaren? «Ich fühle, dass eine Last von meinen Schultern gefallen ist. Ich will einfach da rausfahren und mich beweisen. Es ist im Interesse meines Teams, dass ich gute Leistungen zeigen kann, also werde ich jede Unterstützung erhalten. Das ist gut so, denn nur dem WM-Finale entgegenrollen, das will ich nicht.»
«Das ist kein angenehmer Moment in meiner Karriere, aber die perfekte Laufbahn gibt es für keinen von uns. Doch ich kann mich aus schwierigen Momenten rausziehen. Ich weiss noch, als ich in der Formel Renault fuhr, und es war hier in Belgien 2008, als ich am Samstag einen richtigen Zusammenschiss bekam, weil es einfach nicht gut lief. Mir war klar, dass ich mich jetzt zusammenreissen und Leistung zeigen muss. Das war eine Hürde, aber ich hatte immer diesen Glauben an meine Fähigkeiten, und der ist noch immer da.»
«Mir ist klar, dass meine Möglichkeiten für 2023 begrenzt sind. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich einen Platz im Startfeld behalten kann. Ich weiss, dass ich in die Formel 1 gehöre.»
Was Daniel Ricciardo freut: «Als ich heute Morgen zur Strecke kam und in die Box trat, da gab es viele Umarmungen und aufmunternde Worte. Ich spüre, dass sich die Angestellten wünschen, dass ich eine gute Leistung zeigen kann. Das hat mich sehr gefreut.»