Zandvoort-Sieger Verstappen: «Alles richtig gemacht»
Max Verstappen
Grand Prix der Niederlande auf dem Traditionskurs in den Dünen von Zandvoort: Vor der Prachtkulisse von 110.000 gutgelaunten Zuschauern ging Mas Verstappen beim Start sofort in Führung, verfolgt von den beiden Ferrari, alle auf weichen Pirelli-Reifen. Lewis Hamilton der einzige Pilot aus den ersten drei Startreihen mit mittelharten Reifen. Hamilton und Sainz berührten sich in der Tarzan-Kurve kurz, aber keine Schäden an den Autos.
Kevin Magnussen rutschte in Runde 2 am Eingang zur Hugenholtz von der Bahn, konnte aber weiterfahren. Der Haas-Fahrer fiel auf den letzten Rang zurück. Verstappen führte derzeit souverän und konnte sich auf 1,5 Sekunden absetzen – also genug, so dass der zweitplatzierte Leclerc seinen Heckflügel nicht flachstellen konnte.
Hinter Leclerc folgten Sainz (drei Sekunden hinter Charles), Hamilton, Pérez, Russell, Norris, Stroll, Ocon und der zehntplatzierte Mick Schumacher.
Während Sainz zusehends Boden verlor auf Leclerc, ging Fernando Alonso an Gasly vorbei, im Kampf um Rang 12. Sebastian Vettel tauchte als Letzter auf, er hatte von weichen Pirelli bereits in Runde 12 auf mittelharte Walzen gewechselt. Alonso ging auch an Tsunoda vorbei. Auch Ricciardo und Gasly wechselten auf mittelharte Reifen.
Auch Alonso kam für neue Reifen herein, liess sich aber harte Pirelli geben. Verstappen locker in Führung, 2,4 Sekunden vor Leclerc. Ein Problem links hinten am Wagen von Mick Schumacher beim Reifenwechsel, acht Sekunden verloren! So wird das nichts mit weiteren Punkten für den Deutschen.
Katastrophaler Stopp bei Carlos Sainz mit Schwierigkeiten links hinten (ein Rad fehlte), der dahinter ebenfalls stoppende Pérez fuhr über einen Schlagschrauber der Italiener. Stopp beim Madrilenen: 12 Sekunden. Sainz fiel auf Rang 11 zurück.
Leclerc funkte in Runde 16, dass die Reifen nachlassen, Ferrari holte ihn herein – dieser Stopp auf mittelharte Walzen klappte besser. Red Bull Racing reagierte und holte Leader Verstappen herein, für mittelharte Reifen. Max nun Dritter hinter Hamilton und Russell, die noch nicht angehalten hatten.
Stand nach 21 Runden: Hamilton 3,4 Sekunden vor Russell, der 3,2 Sekunden vor Verstappen. Suchte Mercedes das Glück mit einer riskanten Einstopp-Strategie? Verstappen rückte Russell näher und näher – und zu Beginn der 28. Runde ging Max in der Tarzan-Kurve vorbei, nun drei Sekunden hinter Hamilton.
Mercedes holte Hamilton am Ende der 29. Runde für harte Reifen an die Box, also wirklich nur ein Stopp für den siebenfachen Champion.
Mercedes holte Russell herein, ebenfalls harte Reifen für den jungen Engländer. Hamilton auf Rang 5, aber nur 19 Sekunden hinter Leader Verstappen, also de facto in Führung. Denn ein Stopp dauert in Zandvoort mit Rein- und Rausfahren 22 Sekunden.
Damit war klar: Will Max in Zandvoort zum zweiten Mal gewinnen, muss er an Hamilton vorbei. Und Lewis fühlte sich auf den harten Reifen pudelwohl. Vor dem Engländer: Verstappen-Stallgefährte Pérez. Der Mexikaner wehrte sich mit Zähnen und Klauen.
Hamilton nahm in Runde 37 einen neuen Anlauf, dieses Mal hatte Pérez keine Chance. Aber Hamilton verlor wertvolle Sekunden hinter Vettel, der sich neue Reifen abgeholt hatte. Die Duelle mit Pérez und Vettel kosteten Hamilton drei Sekunden.
Verstappen berichtete, dass sich seine Reifen nicht mehr toll anfühlen. Red Bull Racing musst bedenken: Wenn Max weiter Zeit verliert, fällt er auch hinter Russell zurück und müsste – um zu siegen – an zwei Silberpfeilen vorbei.
Sergio Pérez holte in Runde 41 neue harte Reifen ab. Das Team wollte herausfinden, wie sich diese Mischung bewährt.
Runde 44: gelbe Flaggen wegen Yuki Tsunoda. Die Reifen waren wohl nicht richtig befestigt worden. Dann aber ein zweiter Funkspruch: Reifen okay, der Japaner solle reinkommen.
Runde 46: neue harte Reifen für Charles Leclerc. Verstappen 14,6 Sekunden vor Hamilton, George Russell nur noch zwei Sekunden hinter Hamilton.
In Runde 48 berichtet Tusnoda, etwas stimme nicht, als ob das Differenzial gebrochen sei, der Japaner erhielt den Befehl zu stoppen. Virtuelle Safety-Car-Phase. RBR holte Max Verstappen herein. In der VSC-Phase ist der Zeitverlust weniger gross als normal. Mercedes holte beide Autos herein. Aber Mercedes nun auf mittelharten Reifen, Verstappen auf harten! Das Feld wurde in Runde 50 freigegeben.
Noch 22 Runden, Leader Verstappen 13 Sekunden vor Hamilton. Lewis am Funk: «Hat uns die VSC-Phase erledigt?»
Die Mercedes machten Boden gut auf Verstappen. Dann hielt Alfa-Fahrer Bottas am Ende der Start/Ziel-Geraden an. Die Rennleitung brachte das Safety-Car auf die Bahn. Red Bull Racing holte Max für weiche Reifen herein – volles Risiko!
Auch Leclerc und Pérez wurden hereingeholt, nicht aber das Mercedes-Duo. Damit war klar: Verstappen muss auf weichen Reifen an Hamilton und Leclerc vorbei. Weil Bottas noch immer auf der Bahn stand, führte das Safety-Car die Autos durch die Boxengasse. Mercedes nutzte dies, um Russell ebenfalls weiche Reifen zu geben.
Grün am Ende von Runde 60. Hamilton knurrte am Funk: «Es wird nicht einfach sein, den hinter mir zu halten.»
Verstappen ging schon in der ersten Kurve an Hamilton vorbei! Riesenjubel auf den Tribünen. Für Max war es einfacher, die weichen Reifen auf Temperatur zu bringen als das mit mittelharten oder harten Reifen möglich ist.
Dann verlor Hamilton auch noch einen Platz an Russell, was die Laune von Lewis nicht verbesserte. Hamilton am Funk: «Ich kann’s nicht glauben, wie ihr mir da übel mitgespielt habt. Ich kann gar nicht sagen, wie angepisst ich bin.»
Und nun warf sich auch noch Leclerc auf den verärgerten Hamilton, Lewis nur noch Vierter. Verstappen kontrollierte drei Sekunden vor George Russell das Tempo.
Und so endete ein packendes Rennen mit dem zweiten Zandvoort-Sieg in Folge für Max Verstappen.
Hier die ersten Stimmen der ersten Drei in Zandvoort.
Max Verstappen (1.)
«Haha! Sie haben uns alles in den Weg geworfen, aber wir haben alles richtig gemacht in Sachen Strategie, grosses Dankeschön an alle. Das war ein hartes Stück Arbeit. Es ist so viel passiert, aber wir haben in jeder Situation richtig reagiert. Ich konnte auf weichen Reifen zum Schluss einen tollen Speed fahren.»
George Russell (2.)
«Vor dieser Kulisse zu fahren, das ist einzigartig. Wir konnten einen hohen Rhythmus anschlagen, das gibt mir grosses Vertrauen für die kommenden Rennen. Wir bringen Mercedes langsam zurück an die Spitze.»
Charles Leclerc (3.)
«Ein schwieriges Rennen. Ich hatte ein wenig Pech mit der virtuellen Safety-Car-Phase. Max war heute zu schnell für uns, und die Mercedes sind auf harten Reifen nur so geflogen. Von uns kann ich das leider nicht behaupten. Mehr als Rang 3 lag nicht drin. Gegen Lewis Hamilton zum Schluss hatte ich mit meinen Reifen mehr Grip. Was den WM-Kampf angeht, so ist der Abstand noch grösser geworden. Wir können nicht mehr tun als zu versuchen, aus jedem Rennen das Beste zu machen.»
Ergebnis Niederlande-GP, Zandvoort
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:36:42,000 h
02. George Russell (GB), Mercedes, +4,071 sec
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +10,929
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +13,016
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +18,168
06. Fernando Alonso (E), Alpine, +18,754
07. Lando Norris (GB), McLaren, +19,306
08. Carlos Sainz (E), Ferrari, +20,916
09. Esteban Ocon (F), Alpine, +21,117
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +22,459
11. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +27,009
12. Alex Albon (T), Williams, +30,390
13. Mick Schumacher (D), Haas, Crash, +32,995
14. Sebastian Vettel (D), Aston Martin, +36.007
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, Wasserdruck, +36,869
16. Guanyu Zhou (RC), Alfa Romeo, 37,320
17. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren, +37,764
18. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
Out
Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, Motor
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Ausfall
WM-Stand (nach 15 von 22 Rennen)
Fahrer
01. Verstappen 310 Punkte
02. Leclerc 201
03. Pérez 201
04. Russell 188
05. Sainz 175
06. Hamilton 158
07. Norris 82
08. Ocon 66
09. Alonso 59
10. Bottas 46
11. Magnussen 22
12. Vettel 20
13. Ricciardo 19
14. Gasly 18
15. Schumacher 12
16. Tsunoda 11
17. Zhou 5
18. Stroll 5
19. Albon 4
20. Latifi 0
21. Nico Hülkenberg (D) 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 511 Punkte
02. Ferrari 376
03. Mercedes 346
04. Alpine 125
05. McLaren 101
06. Alfa Romeo 51
07. Haas 34
08. AlphaTauri 29
09. Aston Martin 25
10. Williams 4