Rätsel Racing-Raritäten: Gefallen unter Freunden
Meist aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Beim Grossen Preis von Europa 2007 auf dem Nürburgring sehen wir hinter dem Safety-Car den Spyker des Deutschen Markus Winkelhock, dahinter liegt Felipe Massa mit seinem Ferrari.
Winkelhock kann von sich behaupten, in jedem seiner Formel-1-WM-Läufe geführt zu haben. Denn bei seinem einzigen Grand-Prix-Einsatz liess sich die Spyker-Mannschaft eine grandiose Strategie einfallen. Unmittelbar vor dem Start öffnete der Himmel seine Schleusen, noch während der Aufwärmrunde schoss Markus an die Box, um Regenreifen abzuholen. Er nahm das Rennen aus der Boxengasse auf.
Nach dem Start rutschten Fahrer überall von der Strecke, angesichts des Wolkenbruchs tauchten alle anderen Piloten ebenfalls für Regenreifen an die Box, und damit lag Winkelhock sensationell in Führung, teilweise mit 33 Sekunden Vorsprung!
Es ging drunter und drüber. Jenson Button kam von der Bahn ab, dann auch Lewis Hamiton, Adrian Sutil drehte sich, auch Nico Rosberg und Scott Speed flogen ab, endlich kam das Safety-Car raus, kurz darauf hatte Rennleiter Charlie Whiting keine Wahl mehr – rote Flagge, Abbruch.
Das Rennen wurde hinter dem Safety-Car erneut gestartet, auch dieses Mal gambelten Spyker und Winkelhock: Sie hofften, dass es erneut stärker regnen würde, daher Regenreifen. Der Rest des Feldes war auf Intermediates unterwegs. Aber zwei Wunder am gleichen Tag gibt es in der Formel 1 selten. Winkelhock fiel zurück, und nach 15 Runden versagte die Hydraulik an seinem Rennwagen, aus.
«Dieser Coup zu Beginn des Grand Prix war gewiss ein Highlight meiner Karriere», hat der heute 42-jährige Stuttgarter Jahre später gesagt. «Aber sportlich höher stufe ich meine Siege bei den Langstreckenrennen auf dem Nürburgring oder in Spa ein. Damals auf dem Nürburgring kam halt alles zusammen – mein einziger Einsatz in der Königsklasse, dies vor eigenem Publikum, und dann diese Wetterkapriole, so dass wir in Führung lagen. Hätte einer ein solches Drehbuch verfasst, dann hätte jeder das als völlig unglaubwürdig bezeichnet.»
Unglaublich: Winkelhock hatte vor dem WM-Lauf noch nie einen Grand-Prix-Renner auf nasser Bahn bewegt, zum Einsatz kam er, weil Spyker zuvor Christijan Albers entlassen hatte. Es blieben die einzigen Führungsrunden jenes Spyker-Rennstalls, der aus Jordan und Midland hervorgegangen war und aus dem später Force India, Racing Point und Aston Martin wurde.
Markus Winkelhock, Sohn des früheren GP-Piloten Manfred Winkelhock, wurde DTM-Fahrer und Langstreckenpilot. Seine Führungsrunden in der Formel 1 sind unvergessen.
Damit zum neuen Rätsel: Wir sehen eine Testfahrt unter Freunden, in seltener Kombination.
Machen auch Sie mit! Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.